0242 - Shengs Racheschwur
schwierige und kräftezehrende Aktion gewesen. Die Hölle, die er nächstens in Zamorras Arbeitszimmer entfesselte, war schon erheblich schwieriger gewesen.
Wieder traf er seine Vorbereitungen. Die aus der Starre erweckten Diener nahmen ihre Plätze ein. Sheng Li-Nong machte sich bereit. Er brauchte sich nicht sehr anzustrengen, um die Verbindung zwischen den beiden Dhyarra-Kristallen wieder zu verstärken.
Was er plante, hatte zumindest in dieser Welt noch niemand versucht, der mit Dhyarra-Kristallen zu tun hatte. In der Straße der Götter vielleicht, aber darüber besaß Sheng kein Wissen.
Er versuchte einen Apport! Er wollte Zamorras Kristall mit der Kraft des seinen zu sich holen.
Er wußte, daß es andersherum nicht klappen würde. Mit einem schwächeren Kristall hätte er den stärkeren nicht übernehmen können. So aber konnte es gehen.
Der Dämon konzentrierte sich auf sein Vorhaben und zwang seine Diener dazu, ihn dabei zu unterstützen. Er fühlte nur kurz Widerstand. Sie wollten sich ihm widersetzen, nicht länger für ihn tätig sein. Und dieser Widerstand kam spontan und gleichzeitig bei allen sieben. Sie schienen eine Möglichkeit zu besitzen, sich während ihrer Starre miteinander zu verständigen.
Dem würde er einen Riegel vorschieben. Zunächst aber brach er diesen Widerstand mit einem schnellen magischen Schlag.
Er fühlte, wie die Kraft wuchs, und er zwang auch den Kristall in seiner Stirn unter seinen Willen. Jetzt konnte er ihn steuern.
Und er bekam Kontakt mit Zamorras Dhyarra. Der begann zu schweben. Komm zu mir! lockte der Dämon. Komm zu mir!… komm zu mir!
Und das Unfaßbare geschah. Die unglaubliche Stärke des Kristalls, der ursprünglich Ted Ewigk gehörte, schaffte den Apport.
Zamorras Kristall hörte im Château Montagne auf zu existieren.
Und er entstand neu in der Hand Sheng Li-Nongs…
***
Der weiße Rolls-Royce rollte langsam durch eines der westlichen Viertel. Zamorra saß auf dem Beifahrersitz, in tiefe Konzentration versunken. Er versuchte, Sheng aufzuspüren.
Nicole war dagegen eher in das Fahren an sich versunken. Sie genoß die Größe und Lautlosigkeit des Wagens, den seine Erbauer bescheiden für den besten der Welt halten. Ted Ewigk saß entspannt am Lenkrad und wartete auf Zamorras Richtungsangaben.
Teri Rheken sah immer wieder aus dem Fenster, nahm aber kaum etwas von der Umgebung wahr. Auch sie versuchte mit ihren Druidensinnen, ins Nichts zu lauschen, in jene übersinnlichen Sphären, die nicht jedermann offenstehen.
Aber sie nahm weniger wahr als Zamorra.
In dessen Bewußtsein kristallisierte sich plötzlich ein deutliches Bild. Er gab dem Reporter den Kurs an. Ted trat das Gaspedal dezent etwas weiter durch. Der Rolls-Royce schnurrte vorwärts.
Aber da war noch etwas. Zamorra spürte etwas, das er zu kennen glaubte. Aber es war verfremdet. Er wußte nur, daß es sehr gefährlich war. Er würde sehr vorsichtig sein müssen.
Vorsichtshalber schirmte er sich erst einmal ab, nachdem er wußte, wo er zu suchen hatte.
Im Wageninnern war nicht einmal das Rollgeräusch der Reifen zu hören. »Das nenne ich autofahren«, begeisterte sich Nicole, die normalerweise schon von ihrem Cadillac-Cabrio aus den Endfünfziger Jahren verwöhnt war. »Diese Lauf ruhe können die ganzen Energiespar-Motörchen von heute nicht mal erreichen, wenn man sie verzaubert…«
»Wir sind gleich da«, verkündete Ted. »Dann wird’s wieder laut, weil ich die Tür öffnen muß zum Aussteigen. Der allgemeine Verkehrslärm, hm.« Er grinste.
Der Wagen hielt an. Ted schaltete die Zündung ab. Ein Unterschied war nicht zu bemerken. Dann stieß er die Tür auf. »Dieses Haus muß es sein. Wie gehen wir vor?«
Zamorra nagte an seiner Unterlippe und stieg ebenfalls aus.
»Stürmen«, sagte er. »Wir dringen ein und knöpfen uns den Dämon vor. Er darf keine zweite Fluchtchance bekommen.«
»Glaubst du, daß du ihn erwischen kannst?« fragte Ted.
Zamorra nickte. Er beugte sich wieder in den Wagen und holte den Blaster aus dem Handschuhfach. Bedächtig steckte er ihn in die Tasche seines leichten Jacketts. Er musterte das Einzelhaus mit Vorgarten. »Ob das Sheng wirklich gehört, wage ich zu bezweifeln. Vielleicht wissen die Hauseigentümer gar nicht, wer sich bei ihnen eingenistet hat. Oder er hat sie unter seiner Kontrolle.«
»Wundert mich überhaupt, daß er sich hier in Frankfurt ein Nest gebaut hat«, murmelte Ted. »Gerade, wo er hier eine Schlappe erlitt, und wo er damit
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