0313 - Ein gefährlicher Job
aus einer MP wie Pistolenschüsse anhören?«, fragte er.
Ich sah ihn erstaunt an.
»Warum fragst du? Wenn einer nichts davon versteht, kann er vielleicht das eine mit dem anderen verwechseln.«
»Ja, ich nehme auch an, dass sie sich geirrt haben. Hals- und Beinbruch, Rod!«
Er schloss die Tür und ich fuhr im Fahrstuhl. An der Wand des Fahrstuhls war ein Spiegel angebracht. Ich nickte meinem Spiegelbild zu und murmelte: »Es war eine sehr gute Idee von dir, alter Junge, die 38er zu Hause zu lassen.«
***
Ich war müde wie ein abgehetzter Jagdhund, als ich den Chevrolet in der 25. Straße vor dem Haus stoppte, in dem ich wohnte. Inzwischen war es drei Uhr morgens geworden, und das ist nicht die Zeit, zu der ich mich in meiner besten Form befinde, wenn ich die ganze Nacht kein Bett gesehen habe.
Ich trottete über den Bürgersteig auf den Eingang zu, schloss auf, tastete nach dem Knopf für die Flurbeleuchtung, aber die Hand stieß gegen den Körper eines Mannes, und bevor ich reagieren konnte, spürte ich von rechts und links den Druck harter Gegenstände in der Nierengegend. Es war doch keine sehr gute Idee gewesen, die 38er zu Hause zu lassen.
Eine fremde Hand drückte den Schaltknopf, und ich sah mich von zwei Männern flankiert, die Sid Varezzo und Bad Charowsky hießen, und die als Harry Rassallos beste Leute galten. Es waren nicht dieselben Jungs, die mich in der Toreinfahrt zum Stibbler Inn zu kassieren versucht hatten. Varezzo und Charowsky waren eine ganze Etage gefährlicher.
»Wenn du auch nur mit der Wimper zuckt«, knurrte Varezzo, »schicke ich dich auf die große Reise.«
Er schob seine freie Hand unter meine Jacke, zog die Augenbrauen hoch, als er das Halfter leer fand und fragte: »Hat doch schon einer ausgezogen?«
Charowsky öffnete die Haustür, die ins Schloss gefallen war, und pfiff leise.
Eine Autotür wurde zugeschlagen. Schnelle Schritte hallten über das Trottoir. Zwei Männer betraten den Hausflur, Harry Rassallo und noch ein Bursche aus seiner Garde, ein gewisser Lu Meadow.
»Deinen Wohnungsschlüssel!«, verlangte Rassallo.
Ich hielt den Schlüsselbund noch in der Hand und gab ihn ihm.
»Schafft ihn rauf!«, befahl er und ging voraus.
Als sich ein paar Minuten später diese Typen in meiner Bude breit machten, dachte ich, dass sie viel gemütlicher wirkte, wenn Sally Winter sich darin auf hielt. Zwar neigte auch Sally zur Tyrannei und bestimmt, wie viel ich trinken durfte, aber sie zwang mich nie, auf einem Stuhl Platz zu nehmen und die Hände hinter dem Kopf zu verschränken, und sie war auch noch nie auf den Gedanken gekommen, mir einen Pistolenlauf an die Schläfe zu setzen.
Harry Rassallo hatte offenbar aus seinen eigenen trüben Erfahrungen gelernt und seine Leute nach Chicagoer-Vorbild getrimmt. Bad Charowsky jedenfalls deponierte seine Kanone an meiner Schläfe, und das war doppelt unangenehm, denn er verleibte sich seit zwanzig Jahren ständig steigende Whiskyportionen ein, die ihm ein ständiges Händezittern eingebracht hatten.
Rassallo setzte sich auf die Tischkante.
»Du warst dabei, als David Roos erschossen wurde?«, fragte er knapp.
Woher wusste er es? Eigentlich konnte es ihm nur Joan Wryght gesagt haben, aber musste sie nicht Rassallo genauso als Feind betrachten wie alle anderen? Sie hatte doch Debro das Material gegeben. Oder lag die ganze Sache überhaupt anders? War Roos nicht von den Staff Brüdern erschossen worden? Befand ich mich überhaupt auf der falschen Fährte?
Rassallo fand, dass ich zu lange nachdachte.
»Lu!«, sagte er.
Lu Meadow baute sich vor mir auf. Es war eine besonders widerliche Type, ein fetter, blonder Bursche mit einem großen, gefräßigen Fischmaul.
Er holte mit Sorgfalt aus und schlug mit Genuss zu. Ich konnte gerade noch den Kopf so weit zur Seite drehen, dass er nicht meine Nase,- sondern den Backenknochen traf, aber dennoch flog mein Kopf in den Nacken.
»Ja«, gab ich zu, »ich war dabei!«
»Wer legte ihn um?«
»Keine Ahnung! Sie schossen durch die geschlossene Tür, aber ich glaube, dass es die beiden Chicagoer waren.«
»Wer hat dich hingeschickt?«
»Das weißt du so gut wie ich.«
»Lu!«, sagte er.
Bevor der fette Meadow zuschlagen konnte, trat ich mit beiden Beinen zu, und Meadow flog über einen Sessel und landete in dem kleinen Schrank, in dem ich mein weniges Geschirr verwahrte. Zwei Teller und eine Tasse zerschellten auf dem Fußboden, und ein Kochtopf fiel Meadow auf den Kopf.
Viel Zeit zur
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