0327 - Vampir-Witwen
wenn wir versuchen, es noch einmal zu töten.«
»Du denkst an eine Silberkugel?«
»Unter anderem.«
Ich überlegte. »Ja, nicht schlecht. Nur möchte ich keine weitere Kugel verschwenden, auch wenn Father Ignatius Nachschub mitgebracht hat. Ich nehme die Eichenbolzen-Waffe.«
»Einverstanden.«
Die Pistole lag in meinem Einsatzkoffer. Als ich die Haube öffnete, fiel mein Blick wieder auf den Toten. Mich plagte so etwas wie ein schlechtes Gewissen. Ich hatte den Mann nicht umbringen wollen, aber er hatte sich im entscheidenden Augenblick so dumm bewegt, daß die Kugel sein Leben auslöschte.
Die Druckluftpistole, mit der ich Eichenbolzen verschoß, war eine klobige Waffe mit einem dicken Lauf. Ich dachte daran, daß ich sie lange nicht mehr eingesetzt hatte. Jetzt war es wieder an der Zeit.
Bill wartete gespannt auf mich.
Ich blieb neben der toten Fledermaus stehen, visierte genau und zielte dicht unter den Kopf.
Dann drückte ich ab.
Ein zischendes Geräusch erklang. Es war ziemlich leise, den Rückstoß der Waffe merkte ich kaum, bekam allerdings mit, daß das spitze Geschoß mit so großer Wucht in den Körper der Fledermaus eindrang, als wollte es das Tier auf dem Boden festnageln.
Das geschah natürlich nicht, aber die Fledermaus zuckte zusammen, als wäre sie aus einem tiefen Schlaf erwacht. Plötzlich bewegten sich die Schwingen.
Zwei-dreimal, mehr nicht.
Dann lag sie still.
Ich runzelte die Stirn und wurde, wie auch mein Freund, überrascht, als ich sah, daß sich das Tier vor unseren Augen auflöste. Der Verfaulungsprozeß, wie wir ihn von den normalen Vampiren her kannten, war nicht mehr aufzuhalten. Die Fledermaus verging vor unseren Augen. Ihr Körper wurde braun und brüchig, bevor er völlig auseinanderfiel.
»Da ist guter Rat teuer«, murmelte Bill. »Hast du eine Erklärung?«
»Kaum.«
»Ich kann mir nur vorstellen«, fuhr Bill fort, »daß eines der Zeichen zu schwach gewesen ist.«
»Möglich, obwohl ich daran nicht so recht glauben will. Vielleicht ist sie nur in die Nähe gekommen.«
»Und der Abdruck?«
Klar, da stimmte einiges nicht. Ich wußte mir jetzt auch keinen Rat und kam wieder auf den Killer zu sprechen. »Vielleicht führt uns seine Identifizierung weiter.«
»Wollen wir hoffen.«
Bill und ich gingen wieder ins Haus. Sheila wartete im Wohnzimmer.
Sie war blaß. »Ich habe durch die Scheibe mit ansehen können, was passiert ist. Wie kann das sein?«
»Das wissen wir auch nicht«, erwiderte ich.
»Sind wir in Gefahr?«
»Möglich«, gab ich zu. Es hatte keinen Sinn, Sheila Illusionen zu machen. Beim nächsten Satz schränkte ich die Antwort ein. »Sei nur froh, daß euch Father Ignatius geholfen hat. Sonst sähe es wirklich gefährlicher aus.«
»Ja, du hast recht.«
»Die Spur ist der Tote.« Bill deutete auf das Telefon. »Willst du nicht anrufen?«
»Doch, natürlich.« Zeit durften wir nicht mehr verlieren. Ich mußte ehrlich eingestehen, daß ich ein wenig durcheinander war. Die Fledermaus, der Killer, die seltsamen Andeutungen des Mannes kurz vor seinem Tod – was hatte das alles zu bedeuten?
Ich wollte es herausfinden. Auch bei Dämonen geschah nichts ohne Grund, das muß ich immer wiederholen.
Ich brauchte keine langen Erklärungen abzugeben. Die Kollegen versprachen, so rasch wie möglich zu kommen.
Sheila hatte eine gute Idee, verschwand in der Küche und kochte für uns eine Kanne Kaffee. Schon der Duft tat gut und weckte unsere Lebensgeister. Trotz der Vorfälle war die Müdigkeit nicht aus meinen Knochen verschwunden.
Ich hatte die Beine langgemacht und starrte gegen die helle Decke.
»Was hast du, John?« fragte Bill.
»Ich überlege nur. Da stimmt einiges nicht, das will ich dir ehrlich sagen.«
»Und was?«
»Irgendwie habe ich das Gefühl, vor einem großen Fall zu stehen. Das hier war nur der Auftakt. Vielleicht sollten auch falsche Spuren gelegt werden, doch ich bin der Meinung, daß da etwas auf uns zurollt.«
»Vielleicht versucht es Asmodis noch einmal.«
»Nein, der hat mit anderen Dingen genug zu tun. Ich weiß nicht, Bill, aber ich glaube fest daran, daß da etwas anderes dahintersteckt. Der Vampir macht mir Sorgen, dazu die seltsame Aussage des Killers. Was kann man damit anfangen?«
»Vielleicht sind es vier Killer gewesen, die man auf mich angesetzt hat?«
»Möglich. Wenn dem so ist, frage ich dich, wer dahinter steckt? Jemand muß den Auftrag gegeben haben.«
»Das weiß ich auch nicht.«
Sheila kam mit dem
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