0327 - Vampir-Witwen
doch nicht. Er war in der Nacht noch bei mir.«
»Bei euch?« fragte Suko.
»Ja, bei uns.«
»Was hat er denn da getan?«
Bill antwortete nicht direkt auf die Frage. »Moment mal, wie ich sehe, ist da einiges schiefgelaufen. Du gibst mir auf meine Fragen so komische Antworten. Daraus entnehme ich, daß du nicht eingeweiht bist.«
»Überhaupt nicht.«
»Okay, dann hör zu.« Bill berichtete von den Vorfällen, während Suko den Hörer so hart gegen sein Ohr gepreßt hielt, daß es schon fast schmerzte und seine Fingerknöchel hart hervortraten. Er hörte sich die Geschichte in allen Einzelheiten an und unterbrach den Reporter mit keiner einzigen Zwischenfrage. Als Bill geendet hatte, sagte er leise:
»Das ist vielleicht ein Ding.«
»Und wie.«
»Könnte es möglich sein, daß noch ein zweiter Killer gelauert hat?« fragte Suko.
»Daran habe ich gerade gedacht, weil ich mich an die letzte Aussage des Toten erinnerte. Der hat die Zahl vier genannt. Suko, wenn du uns einen Gefallen tun willst, dann tritt den Leuten in der ID-Abteilung auf die Füße. Die haben die Leiche untersucht. Zudem wollten sie feststellen, ob der Mann bekannt war.«
»Ja, das werde ich.«
»Und sagst mir Bescheid?«
»Klar.«
»Okay, ich warte.«
Suko legte auf. Er hetzte aus dem Raum und hätte fast noch Glenda Perkins mit der Teetasse umgelaufen. Im letzten Augenblick zog sie die Tasse zurück, wobei sie nicht vermeiden konnte, daß Tee überschwappte und eine Lache auf der Untertasse bildete.
»Wo willst du denn hin?«
Schon in der Tür stehend rief Suko es ihr zu. Im Laufschritt eilte er zum Fahrstuhl, ließ sich in den Keller bringen und betrat wenig später die ID-Abteilung.
»Kommt Sinclair nicht selbst?« wurde er begrüßt.
»Nein, ich werde die Ergebnisse annehmen.«
»Möchten Sie denn die Leiche noch mal sehen?« fragte der Kollege im weißen Kittel.
»Ist nicht nötig. Mich interessiert Ihr Bericht.«
Die beiden betraten ein Büro. Auf dem Schreibtisch lag schon alles bereit.
Scotland Yard gehörte zu den Organisationen, die bestens ausgerüstet sind. Daten zahlreicher Verbrecher und Gesetzesübertreter lagen bereit. Alle sicher in einem Computer gespeichert. Der Yard arbeitete auch mit den Polizeiorganisationen anderer Länder zusammen, und das erwies sich jetzt als Vorteil.
»Der Mann ist kein Engländer«, wurde Suko gesagt. »Er heißt Fehrez Meurisse.«
»Franzose?«
»Ja und nein. Offiziell Marokkaner. In Paris hat er als Mietkiller gearbeitet und sich dann abgesetzt, als ihm der Boden zu heiß wurde. Wahrscheinlich nach London.«
»Weiß man etwas über seinen Aufenthaltsort hier?«
»Kaum.«
»Also doch.«
Der Mann hob die Hand. »Wir vermuten nur was. Er muß sich unserer Ansicht nach in Emigranten- oder Ausländerkreisen aufgehalten haben. Aber da sind wir nicht sicher. Jedenfalls haben wir zahlreiche Bilder machen lassen. Wenn Sie ihn suchen wollen, können Sie ein paar Fotos von ihm mitnehmen.«
Der Mann reichte Suko die Bilder.
Der Inspektor schaute sich den Knaben an. Einen vertrauenserweckenden Eindruck machte er nicht. Manchen Menschen sieht man es an, welchem »Beruf« sie nachgehen.
Meurisse gehörte dazu. Seine Gesichtszüge wirkten kalt und abweisend, ebenso der Blick. Der Mund hatte einen verschlagenen Zug.
Dieser Mann brachte es fertig und tötete für ein paar Scheine seine eigene Mutter.
»Nun, was sagen Sie?«
Suko hob die Schultern, als er das Bild sinken ließ. »Der Knabe sieht nicht gerade vertrauenserweckend aus.«
»Das meine ich auch.«
»Ist er in England schon aufgefallen?«
»Nein. Was nicht ausschließt, daß er hier noch keine Morde begangen hat.«
»Wo könnte er sich herumtreiben?«
»Ich sagte ihnen doch schon…«
Suko unterbrach den Mann. »Sie kennen doch die Orte, wo sich diese Typen aufhalten!«
»Das schon.«
»Also wo?«
Suko bekam ein Lokal genannt, in dem sich Nordafrikaner trafen.
Überhaupt war die Gegend um das Lokal herum ziemlich verrufen und wurde auch von einigen Klein-Nordafrika genannt.
»Dann bedanke ich mich«, sagte der Chinese. »Sie haben mir tatsächlich viel geholfen.«
»Man tut, was man kann.«
Suko fuhr wieder in sein Büro. Glenda empfing ihn gespannt.
»Hast du eine Spur?«
»Eine halbe.« Er zeigte ihr das Bild. »Das ist der Killer, der auf John und auf Bill geschossen hat.«
»Und der ist tot?«
»Ja, aber ich möchte mich gern in seinem Umfeld umhören. Mit dem Namen Fehrez Meurisse kann ich beim besten
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