033
ängstlich. „Ich habe den Mord nicht begangen, Clay!"
flüsterte er verzweifelt. „Ich bin nicht der Täter! Du musst mich hier herausholen!"
„Ich weiß", sagte Clay mitfühlend. „Erklär mir nur, woher du das viele Geld hast."
„Geld? Von welchem Geld redest du?"
„Man hat soeben ungefähr vierhundert Dollar in deiner Satteltasche gefunden.
Anscheinend wurde auf Mr. Santanas Ranch auch Geld gestohlen."
Devlin war vollkommen bestürzt. „So viel Geld hatte ich nie in meiner Satteltasche."
„Nein?"
„Nein! Woher sollte ich so viel Bargeld haben?" Er sah den sorgenvollen Ausdruck in den Augen des Freundes und fragte ernst: „Du glaubst mir doch, nicht wahr?"
„Natürlich glaube ich dir. Ich muss herausfinden, was hier gespielt wird."
„Die Zeit ist um, Mr. Cordell", rief der Sheriff und nötigte ihn so, das Gespräch zu beenden.
„Ja, ich komme", erwiderte Clay. „Versuch, dich etwas auszuruhen, Dev. Ich werde sehen, was ich noch herausfinden kann. Es muss eine Erklärung dafür geben, warum man dich verdächtigt."
„Also gut", willigte Devlin ein. Er fühlte sich bereits wie in einem Käfig. Beunruhigt sah er den Freund das Gefängnis verlassen, sank auf die kleine, unsaubere Pritsche und stellte sich aufs Warten ein.
Im Morgengrauen kehrte Clay in das von ihm im Perdition-Saloon gemietete Zimmer zurück. Die vergangene Stunde
hatte er damit verbracht, alle Ereignisse der letzten Tage nochmals zu überdenken, ohne indes eine Erklärung für das Dilemma des Freundes zu finden. Alles passte viel zu glatt, zu offensichtlich und leider auch zu fatal zusammen. Die ganze Situation regte ihn auf, weil er merkte, dass er zum ersten Mal in all den Jahren, die er Devlin jetzt kannte, an ihm zu zweifeln begann. Aber es war ausgeschlossen, dass Dev den Mord begangen haben konnte. An dem betreffenden Tag hätte er, als er von ihm getrennt gewesen war, zwar Zeit und Gelegenheit gehabt, Mr. Santana zu töten. Er war jedoch nicht der Mensch, der ein solches Verbrechen begehen würde. Clay dachte noch einen Moment darüber nach, ob Dev wirklich der Täter sein könnte, verdrängte dann jedoch diesen Gedanken. Er hatte volles Vertrauen zu ihm. Es war ausgeschlossen, dass der Devlin O'Keefe, den er kannte, ein kaltblütiger Mörder war. Das war undenkbar.
Clay dachte an die erste, fast acht Jahre zurückliegende Begegnung mit ihm. Damals hatte er sein Glück beim Goldschürfen versucht und etwas Erfolg gehabt, ohne jedoch auf eine Goldader gestoßen zu sein. Eines Tages war er auf dem Weg in die Stadt, wo er mit dem Goldprüfer über eine von ihm entdeckte neue Goldader sprechen wollte, aus dem Hinterhalt verwundet worden. Ihm war klar, dass er an jenem Tag hätte sterben können, wäre nicht zufällig Dev vorbeigekommen, der dann die Möch-te-gern-Räuber vertrieben hatte. Dev hatte ihm nicht nur das Leben gerettet, sondern auch seine Wunden versorgt und ihm geholfen, die beiden Verbrecher zu verfolgen.
Es hatte mehrere Wochen gedauert, deren Spur zu finden, doch schließlich waren sie aufgespürt und vor Gericht gebracht worden. Nach der Rückkehr von der Verfolgung der Verbrecher hatte Clay festgestellt, dass die viel versprechende Goldader zu wenig einbrachte, um das investierte Geld und die Mühen des Schürfens wert zu sein. Daher hatten Dev und er beschlossen, sich ein anderes Betätigungsfeld zu suchen, und waren seither zusammen. Sie standen sich so nahe, wie es unter Männern möglich war. Clay wusste, dass er dem Freund das Leben verdankte.
Beunruhigt betrat er sein Zimmer. Es war noch zu früh am Tag, um in Bezug auf die gegen Devlin erhobenen Vorwürfe Nachforschungen einzuleiten. Clay hoffte, noch einige Stunden wohlverdienter Ruhe zu haben, ehe er sich mit den Anschuldigungen befasste. Er hatte nicht damit gerechnet, jemanden in seinem Zimmer anzutreffen, erst recht nicht Mr. Alvarez. Daher blieb er bei dessen Anblick an der Tür stehen und versteifte sich sichtlich.
„Mr. Alvarez!" äußerte er überrascht und sah ihn ungehalten an. Der Kalifornier stand gelassen mitten im Zimmer, und sein sehr auf spanische Abstammung schließen lassendes Gesicht hatte den Ausdruck höchster Selbstzufriedenheit. „Zum Teufel, was machen Sie hier?"
„Guten Morgen, Señor Cordell", antwortete Luis und lächelte kühl. „Es freut mich zu sehen, dass Sie endlich zurückgekommen sind. Ich warte bereits eine Weile, um mit Ihnen zu reden, und habe mich bereits gefragt, ob Sie überhaupt zurückkommen
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