0356 - Am Schleppseil hing der Tod
abhören, besonders dann, wenn sie etwas vorhat. Tun Sie mir den Gefallen und rufen Sie meine FBI-Kollegen telefonisch an. Sagen Sie ihnen, sie sollten meinem Truck unauffällig folgen. Außerdem können Sie einen G-man in das Truckers Inn Soon schicken, denn dieses Inn soll ich aufsuchen. Schließlich sollen sie sofort feststellen, was mit Norbert Memphis, Pier 16, Halle neun, los ist. Dort soll ich die Ladung löschen. Wenn Sie, meine Herren, die Ermittlungen über Memphis haben, stoppen Sie mich später in der Stadt. Ich werde dann tatsächlich zu schnell fahren, damit Sie mich vor eventuellen Beobachtern der Bande stoppen können.«
Der Fahrer unterbrach mich »Das geht leider nicht, Agent Cotton, denn in der Stadt ist die Stadtpolizei zuständig. Wir sind nur für die Highways da.«
»Dann müssten Sie die Stadtpolizei entsprechend informieren, damit mich einer ihrer Streifenwagen stoppt. Wenn das klappen sollte, müssen die Beamten mich, wie Sie es auch getan haben, in den Wagen bitten, damit ich ungehört mit ihnen sprechen kann, denn vielleicht weiß ich bis dahin schon mehr. Haben Sie alles verstanden?«
Die beiden nickten zustimmend, und der Fahrer meinte ironisch »Da hat man nun die schönste Funkeinrichtung und muss dennoch Postbote spielen. Na, ist vielleicht auch mal ganz interessant.«
»Interessant? Seien Sie vorsichtig! Die Burschen sind sehr gefährlich.«
Wie recht ich hatte, sollten wir alle drei später erleben.
***
Conny Clarke schnarchte fürchterlich. Sein Schlaf war so tief, dass er sogar das schrille Klingeln des Telefons nicht hörte.
Nach dem zehnten Rufzeichen trat Clarkes Sekretärin, Mary Lane, in den Raum. Ihr Schlafzimmer lag direkt neben dem Büro. Abgeschminkt und verschlafen sah sie, in dem in der Eile unordentlich zugeknöpften Morgenmantel, zehn Jahre älter aus. Die 33-jährige Blondine riss den Hörer von der Gabel.
»Hallo?«
»Loy hier«, krächzte eine Stimme. »Gib mir sofort den Boss, aber schnell.«
»Moment, ich verbinde.«
»Was ist, Loy?«, fragte Clarke barsch.
»Vor allem unterbrich mich jetzt nicht, denn ich kann hier nicht so lange sprechen!«, forderte Loy befehlend. »Pass auf, ich habe McNoel geholt. Dabei wurden allerdings ein Cop und eine neugierige Krankenschwester' verletzt. Ich konnte…«
»Musste denn das sein?«, fragte Clarke.
Loy rief unbeherrscht in die Muschel zurück: »Rede nicht so viel, mach deine Sachen zukünftig selbst. Ich verdiene meine Bucks doch nicht als Kindermädchen.« Er beruhigte sich ein wenig und fuhr dann fort: »Die Cops sind hinter mir her, aber ich habe sie abgehängt. Den Dicken habe ich im Central Park gelassen. Hör zu, ich bin jetzt in der 85. Straße East. Ich sitze in der Snack Bar Jefferson. Einen Wagen will ich jetzt nicht stehlen, weil es in der City nur so von Streifenwagen der Cops wimmelt. Bring mir ein Auto, das ist sicherer. Aber möglichst schnell, denn ich muss mich jetzt verdrücken.«
Conny Clarke überlegte nicht lange.
»Gut, etwa in zwanzig Minuten wird Mary bei dir sein, sie bringt dir den grauen Thunderbird.«
»Gib ihr Bucks für mich mit«, forderte Loy.
»Wie abgemacht: dreitausend. Wenn du den Wagen und das Geld hast, fährst du sofort nach Boston und klärst in Point B selber auf, wie es dazu kam, dass McNoel dran glauben musste. Sag einfach, die Cops hätten ihn erschossen. Verschweige es auf jeden Fall, dass du und Alby es waren, die ihn angeschossen haben. Wenn man aber auch das in Point B weiß, ein Wunder wäre es nicht, dann versuche dich irgendwie rauszuwinden. Wenn du Haller unterwegs einholen solltest, stoppe ihn und frage nach Alby. Das war’s.«
Loy hängte ein, schob sich ein Streichholz zwischen die Zähne und ging nervös kauend zu seinem Tisch zurück.
***
Gegen zwei Uhr mittags kam sogar die Sonne heraus, aber es blies ein recht scharfer atlantischer Wind. Ich kurbelte das Fenster etwas höher und zuckelte mit 40 Meilen im Schnitt über den Highway 85. Gegen drei hatte ich Boston erreicht. Das Truckers Inn Soon fand ich schnell. Es lag in der Huntington Avenue hinter einem riesigen Parkplatz und einer Tankstelle. Auch hier standen eine Menge Trucks herum. Direkt vor dem Inn sah ich einen Streifenwagen. Ich hielt an, stieg aus und schlenderte dicht an dem Wagen vorbei. Der Fahrer sah mich gelangweilt an, nickte aber mit dem Kopf, als ich ihm in die Augen blickte. Ich nickte unauffällig zurück und betrat das Inn. Es herrschte hier ein ähnliches Durcheinander
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