Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
04 - Mein ist die Rache

04 - Mein ist die Rache

Titel: 04 - Mein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
Anhalter. Mit wem denn?«
    »Mit einem Bauern und seiner Frau.« Brooke grinste und fügte völlig überflüssig hinzu: »Nach dem Stallgeruch zu urteilen.«
    »Und Peter?«
    »Der war mitten im schönsten Krach mit Cambrey, als ich ging.«
    »Wo war Sasha?«
    »Hier. Ich glaube, in London hatte Peter ihr versprochen, er würde auf eigene Faust Stoff besorgen. Ich nehme an, sie hat darauf gewartet, daß er sein Versprechen erfüllt.«
    »Wann sind Sie bei Cambrey weggegangen?« fragte St. James mit steinerner Miene.
    Brooke sah zur weißen Stuckdecke des Zimmers hinauf, dachte nach, versuchte sich zu erinnern oder tat vielleicht auch nur so. »Es war zehn, als ich in das Pub kam. Das weiß ich. Weil ich auf die Uhr gesehen habe.«
    »Und haben Sie Peter an dem Abend noch einmal gesehen?«
    »Ich habe ihn erst heute abend wiedergesehen.« Wieder grinste Brooke. Diesmal sah er Lynley mit einem kumpelhaften ›unter-uns-Männern‹-Blick an, der Verständnisinnigkeit vortäuschte. »Als ich zurückkam, hab' ich mit Sid Versöhnung gefeiert und die Nacht in ihrem Zimmer verbracht. Ich war ziemlich beschäftigt. Sid mag es so.« Er stand auf und sagte zum Abschluß: »Ich hielt es für das Beste, das über Ihren Bruder Ihnen persönlich zu sagen und nicht der Polizei. Ich denke mir, Sie werden wissen, was da zu tun ist. Aber wenn Sie es für richtiger halten, daß ich dort anrufe ...«
    Sie wußten alle drei, daß seine Worte nur Phrasen waren. Er nickte ihnen zu und ging.
    Als die Tür sich hinter ihm schloß, kramte Lynley nach seinem Zigarettenetui. Aber als es in seiner Hand lag, beobachtete er verwundert die Lichtreflexe, die auf ihm spielten, und fragte sich, wie es den Weg in seine Hand gefunden hatte. Er wollte gar nicht rauchen.
    »Was soll ...« Die Worte blieben ihm im Hals stecken. Er setzte noch einmal an. »Was soll ich tun, St. James?«
    »Mit Boscowan sprechen. Was bleibt dir anderes übrig?« »Er ist mein Bruder. Soll ich den Kain spielen?«
    »Soll ich es für dich tun?«
    Lynley blickte den Freund an und sah, wie unerbittlich seine Züge geworden waren. Er wußte, daß es keine vertretbare Alternative gab. Er sah es, noch während er eine suchte.
    »Gib mir bis morgen früh Zeit«, sagte er.

14
    Deborah schaute sich noch einmal im Zimmer um, um sich zu vergewissern, daß sie nichts vergessen hatte. Sie klappte ihren Koffer zu und zog ihn vom Bett. Sie hatte nichts dagegen abzureisen. Das Wetter hatte in der vergangenen Nacht umgeschlagen, der Himmel, gestern noch strahlend blau, war schiefergrau. Ein scharfer Wind rüttelte an den Fenstern, und durch eines, das sie einen Spalt offengelassen hatte, wehte der unverkennbare Geruch regenschwerer Luft ins Zimmer. Abgesehen jedoch vom gelegentlichen Klirren der Fensterscheiben und dem Ächzen der Zweige der alten Buche vor dem Haus, war der Morgen still. Die krakeelenden Möwen und Kormorane hatten vor dem aufziehenden Sturm landeinwärts Schutz gesucht.
    »Miss?«
    An der Tür stand eines der Dienstmädchen von Howenstow. Deborah erinnerte sich, daß sie Caroline hieß. Wie die anderen Tageshilfen im Haus trug sie keine Uniform, nur einen marineblauen Rock, eine weiße Bluse und Schuhe mit flachen Absätzen. Sie sah hübsch und sauber aus und hielt ein Tablett in den Händen, das sie ein wenig anhob, als sie sprach.
    »Seine Lordschaft meinte, Sie würden noch etwas zu sich nehmen wollen, ehe Sie zum Bahnhof fahren.« Sie trug das Tablett zu einem kleinen dreibeinigen Tisch beim offenen Kamin. »Sonst ist noch niemand auf. Er läßt Ihnen ausrichten, daß Sie noch eine halbe Stunde Zeit haben.«
    »Weiß Lady Helen Bescheid? Ist sie schon auf?«
    »Ja. Sie frühstückt auch.«
    Wie zur Bestätigung trat in diesem Moment Helen ins Zimmer, kauend, in jeder Hand ein Paar Schuhe, die sie auf Armeslänge von sich abhielt.
    »Ich kann mich nicht entscheiden«, erklärte sie und sah kritisch von einem Paar Schuhe zum anderen. »Die Wildledernen sind bequemer, aber die Grünen haben irgendwie mehr Pfiff, nicht? Ich habe sie beide heute morgen schon x-mal an- und ausgezogen.«
    »Ich würde die Wildledernen empfehlen«, sagte Caroline.
    »Hm.« Helen ließ einen Wildlederschuh zu Boden fallen, schlüpfte hinein, ließ einen Schuh des anderen Paars fallen und probierte den. »Schauen Sie genau hin, Caroline. Sind Sie sicher?«
    »Ganz sicher«, antwortete Caroline. »Die Wildledernen. Wenn Sie mir das andere Paar geben, packe ich es gleich ein.«
    Helen winkte erst

Weitere Kostenlose Bücher