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0439 - Todesspiel in Samt und Seide

0439 - Todesspiel in Samt und Seide

Titel: 0439 - Todesspiel in Samt und Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
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schon längst über alle Berge. Sie kommen doch seinetwegen, nehme ich an?«
    Humber und Shell traten an die Theke, während Dryer in der Nähe der Tür an einem Tisch Platz nahm und ungeduldig mit den Fingern auf der Platte herumtrommelte. Shell bückte sich und hob einen Hocker auf, der am Boden lag. »Wer hat geschossen?« fragte Humber.
    Das Mädchen zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Ich hörte es nur knallen, das ist alles.«
    »Natürlich haben Sie sofort das zuständige Revier benachrichtigt, nicht wahr?« fragte Humber ruhig und legte die Ellenbogen auf die Theke. Shell steckte sich eine Zigarette an und betrachtete das Mädchen. Ein oberflächlicher Beobachter hätte Shell leicht für den Chef des Teams halten können. Shell war besser angezogen, und außerdem war er ein Managertyp.
    »Ach du lieber Himmel«, meinte das Mädchen spöttisch. »Wenn ich bei jedem Knall die Polizei rufen wollte, hätten wir bald die Telefonrechnung eines Großbetriebes zu begleichen!«
    Humber schaute sich um. »Wo steckt Mr. Cotton?« fragte er.
    Die Augen des Mädchens weiteten sich. »Sagten Sie Cotton? Ich kenne niemand, der so heißt!«
    »Mr. Cotton hat von hier angerufen«, sagte Humber ungeduldig. »Ich bin ein Mann, den er nicht zum Schachspiel bestellt. Mein Name ist Humber. Lieutenant Humber vom Morddezernat!«
    »Oh…«, sagte das Mädchen gedehnt. »Das habe ich nicht gewußt. Bei mir ist Ihr Mr. Cotton nicht gewesen.«
    »Er hat'aus der Mansarde angerufen, Sir«, sagte Shell.
    »Wer wohnt in der Mansarde?« fragte Humber.
    »Mr. Smith.«
    »Was ist das für ein Mann?«
    »Er ist ein sehr angenehmer Mieter, Sir.«
    »Tote Mieter sind sehr ruhig, aber sie zahlen schlecht«, meinte Humber und wandte sich mit Shell zum Gehen.
    ***
    Als ich wieder zu mir kam, war ich besser verschnürt als ein für den Export bestimmtes Wertpaket. Ich hatte einen Knebel im Mund und war von totaler Dunkelheit umgeben. Ich fragte mich, was der Kaffee — außer gemahlenen Bohnen und heißem Wasser — enthalten hatte. Fest stand, daß es ein Betäubungsmittel ohne Eigengeschmack gewesen sein mußte.
    Hinter der Stirn verspürte ich einen leisen, aber unangenehmen Druck. Ich hatte einen schrecklichen Durst, und die Stricke, die scharf in mein Fleisch einschnitten, rundeten das Bild einer insgesamt mehr als miesen Situation überzeugend ab.
    Wie lange war ich ohne Bewußtsein gewesen?
    Über mir hörte ich schwere Schritte. Vielleicht stammten sie von Biggers.
    Es gab keinen Zweifel, daß er mich kurz vor dem Eintreffen des Morddezernats in diesen Kellerraum gebracht hatte. Die Aktion des Mädchens und die Handlungsweise von Biggers machten klar, daß sie mit »Smith« unter einer Decke steckten.
    Ich war auf eine heiße Spur gestoßen. Leider konnte ich im Moment damit nichts anfangen. Umgedreht verhielt es sich so, daß die Bande mit mir anstellen konnte, was sie wollte.
    Kein sehr angenehmer Gedanke — denn wie die Gangster mit unliebsamen Zeugen verfuhren, hatten sie im Falle Swift drastisch demonstriert.
    Ich versuchte mich zu bewegen, gab es aber rasch wieder auf. Die Stricke schnitten wie Messer in die gemarterte Haut. Ich merkte, daß die Finger bereits ohne Gefühl waren.
    Ich wußte nicht, wie lange ich meine Gedanken unter diesen widrigen Umständen spazierengeführt hatte — jedenfalls hörte ich plötzlich Schritte und das Knarren einer Tür. Helles Licht blendete mich. Ich schloß die Augen.
    »Nimm ihm den Knebel ab«, sagte eine männliche Baßstimme. Das war Biggers. Ich spürte eine leichte Hand und den zarten Duft eines guten Parfüms. Dann war ich den Knebel los.
    Im nächsten Moment wurde die Deckenbeleuchtung eingeschaltet. Ich hob blinzelnd die Lider und sah, daß ich in der Ecke eines Kellergewölbes saß. Ich teilte den Raum mit drei großen Holzfässern, einer Trittleiter und einigen alten Korbflaschen.
    Biggers und seine Nichte Birdy standen an der Tür.
    Biggers hatte den Schürhaken abgelegt. Seine Finger umspannten jetzt eine Pistole, Kaliber 38.
    »Na, Schnüffler?« fragte er höhnisch. »Wie gefällt es Ihnen hier unten?«
    »Geben Sie mir etwas zu trinken«, krächzte ich. Mein Mund fühlte sich an, als sei er mit verdorbenem Mehl ausgeblasen worden.
    »Noch einen Kaffee?« kicherte Biggers.
    »Danke, Ihre reizende Nichte kocht ihn mir etwas zu stark«, sagte ich.
    Biggers lachte laut. »Das war genau die richtige Dosierung für Sie, mein Lieber.«
    »Sie sind ein feines Gespann.« Ich blickte dem

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