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0557 - Die Schlangengruft

0557 - Die Schlangengruft

Titel: 0557 - Die Schlangengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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verstanden?«
    Alvarez schüttelte den Kopf.
    Er sollte Schlange gespielt haben? Er sollte im Schlaf gezischt haben?
    Das konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen, aber im nächsten Moment hätte er sich beinahe auf beide Zungenspitzen gebissen, als die Erinnerung an seinen Traum zurückkam.
    Hatte er nicht geträumt, eine Königskobra zu sein? Eine mächtige, gefährliche Schlange, viel größer, als Königskobras es normalerweise wurden?
    Davon erzählte er Stevens besser nichts. Der würde ihn endgültig für verrückt halten.
    »Regen Sie sich nicht auf!« konterte er. »Schließlich tun Sie mit Ihrem Schnarchen Ihren Mitmenschen auch keinen Gefallen!«
    Die Kinnlade des Briten kippte in Richtung Erdmittelpunkt. »Ich -schnarche?«
    »Natürlich!« log Alvarez. »Und jetzt halten Sie endlich die Klappe und lassen mich schlafen!«
    Stevens war so fassungslos, daß ihm tatsächlich nichts mehr dazu einfiel. Er hatte noch nie geschnarcht, sonst wäre seine Frau ihm längst davongelaufen.
    Denn sie konnte Schnarchen auf den Tod nicht ausstehen. In den nächsten Tagen würde er sie mal wieder anrufen müssen, damit sie sich keine unnötigen Sorgen um ihn machte…
    Alvarez hatte sich in seinem Schlafsack auf die andere Seite gedreht und ignorierte seinen Zeitgenossen.
    Na warte, Freundchen, dachte Stevens grimmig. Morgen früh unterhalten wir zwei uns noch über diese Sache!
    Abermals versuchte er einzuschlafen.
    Diesmal gelang es ihm. Alvarez zischte erst wieder wie eine Schlange, als der übermüdete Stevens davon nicht mehr wach werden konnte.
    Und Alvarez träumte wieder davon, eine riesige, überlebensgroße Königskobra zu sein.
    ***
    Buchstäblich im allerletzten Moment schaffte es Zamorra nachzufassen. Fast stieß er mit dem Kopf gegen die Deckenplatte, und er wußte, daß ihm zum Betätigen des Hebels kaum noch genug Zeit blieb, weil die Platte schon einen Teil der Öffnung abzudecken begann. Er zerrte an dem Hebel, allerdings wollte der sich nicht mehr in die ursprüngliche Richtung bewegen lassen!
    Nur noch zehn Zentimeter Platz für Zamorras Hand… und in seiner Lage, an der Wand hängend kaum eine Chance, sich richtig zu bewegen, weil die Hand, mit der er sich festklammerte, ja auch noch in der Öffnung steckte!
    Er ruckte den Hebel wieder in die Ausgangsposition zurück, um ihn noch einmal mit Schwung zu bewegen, und schoß dabei in die andere Richtung über einen Druckpunkt hinaus, den er bei seinem allerersten Versuch nur als unüberwindliche Sperre registriert hatte.
    Diesmal verschob der Hebel sich nach rechts!
    Die Tür schwang auf!
    Zamorra ließ sich fallen. Blitzartig wieselte er herum, griff mit beiden Händen nach der Türkante, um sie als Umlenkpunkt für seinen eigenen, sich rasend schnell bewegenden Körper zu nutzen…
    Und katapultierte sich aus dem kleinen Raum hinaus!
    Jeden Moment mußte sich die Steintür wieder schließen!
    Zamorra prallte gegen die gegenüberliegende Gangwand und wartete auf den dumpfen Schlag.
    Der kam nicht.
    Dafür rumpelte die mörderische Deckenkonstruktion noch, nur klang das Rumpeln jetzt etwas anders als zuvor.
    Zamorra atmete tief durch. Der unmittelbare Streß ließ nach, er konnte wieder anfangen, halbwegs klar zu denken - und hoffte, daß er jetzt nicht abermals eine technische Heimtücke der Tempelbauer ausgelöst hatte.
    Er sog frische Luft in die Lungen.
    Der Begriff ›frisch‹ war sicher übertrieben. Muffig, stickig und leicht feucht wie überall im Tempel war sie, aber immerhin sauerstoffhaltig. Die Gänge wurden wenigstens hier und da von Luftschächten erreicht, durch die Sauerstoff nach innen gelangte.
    Er überlegte. Der Mechanismus war absolut trickreich. Man müßte den Hebel in Gegenrichtung zurückschieben, dann glitt er über den ›freigeschalteten‹ Sperrpunkt hinweg. So hätte er sich den ganzen Streß mit der sinkenden Decke sparen können, die sich dem Klang nach jetzt wieder hob.
    Doch wie hätte er das ahnen sollen? Wie jeder andere es auch getan hätte, hatte er nur versucht, die Fluchtchance sofort zu nutzen.
    Die beiden Unglücklichen, die vor langer Zeit in dieser Falle umgekommen waren, hatten anscheinend nicht einmal die Möglichkeit gehabt, die Hebelöffnung zu finden. Vielleicht hatten sie sie nicht bemerkt, weil sie kein Licht mit sich geführt hatten.
    Licht! Feuerzeug!
    Er hatte es verloren.
    Es mußte noch in der Kammer liegen.
    Sollte er noch einmal hinein und danach suchen? Oder sich im Dunkeln

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