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056 - Der Werwolf

056 - Der Werwolf

Titel: 056 - Der Werwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hivar Kelasker
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tiefes, heiseres Knurren, dann das Tappen von Füßen und ein zischender Atemzug.
    Die Fensterflügel brachen auseinander. Klirrend flog der Riegel über die Fliesen. In der dunklen Öffnung erschien ein schwarzer Körper. Ein Hund sprang mit einem riesigen Satz durch die Öffnung. Als das Tier mit scharrenden Krallen über die Fliesen rutschte, erkannte der Metzger, daß er keinen Hund, sondern einen Wolf vor sich hatte.
    „Raus hier! Ich schlag dir das Kreuz ab!“ brüllte er wütend und hob die Stange. Sie lag schwer in seinen Fingern. War nicht heute von einem Killerwolf die Rede gewesen? Breitbeinig blieb Hartmut Franke stehen. Wollte der Wolf ihn etwa angreifen?
    „Raus!“ knurrte er noch einmal! „Aber schnell!“
    Hartmut wurde mit Stieren fertig, die sich losrissen, er kannte die Tiere und hatte sich noch niemals vor ihnen gefürchtet oder fürchten müssen.
    Als der Wolf ihn ansprang, wirbelte er die Eisenstange herum und versetzte dem Tier einen Schlag gegen die Seite des Schädels. Es gab einen trockenen, dumpfen Laut. Der Wolf wirbelte herum, rutschte aus und krachte gegen einen Kessel. Das Metall dröhnte auf wie bei einem Glockenschlag.
    „Ich werde verrückt! Ein Wolf, der es mit mir aufnehmen will“, brummte Hartmut und sprang zurück. „Er muß wahnsinnig sein!“
    Das Tier kam zwischen dem Kessel und dem Hackstock hervorgeschossen, rutschte ein bißchen und stürzte sich mit mörderischer Wut auf den Mann. Hier hatte er einen starken Gegner erwischt!
    Wieder schwang Hartmut die schwere Stange und traf den Wolf, diesmal am linken Vorderlauf. Er glitt aus und brach direkt vor Hartmut zusammen.
    „Du Bestie! Ich bring dich um!“
    Ein fürchterlicher Tritt Schleuderte den Wolf in die Höhe, zwei Meter zurück und ließ ihn auf dem Rücken landen. Er heulte auf, aber jetzt war es Hartmut Franke, der angriff. Er hob die Stange und ging auf den Wolf los. Er schlug mit schweren, schnellen Schlägen auf das Tier ein, das verzweifelt auszuweichen versuchte.
    Der Wolf jaulte auf. Er fand keinen Halt auf dem glatten Boden. Einmal knallte er mit dem Schädel gegen die Wand und bekam wieder einen schweren Tritt, der ihn herumwarf.
    In der Enge zwischen den Geräten und Maschinen konnte Hartmut nicht kräftig genug zuschlagen. Er merkte plötzlich, daß er in größerer Gefahr war, als er gedacht hatte.
    Er sprang zurück, hielt aber die Stange schützend vor seinen Körper. Der Wolf, in die Enge getrieben, jaulte auf und drehte sich wie rasend im Kreis. Dann griff er wieder an.
    Der Metzger konnte sich nicht auf den glatten Fliesen halten und zog sich langsam in Richtung der Tür zurück. Als er mit dem Absatz gegen die untere Begrenzung stieß, blieb er stehen.
    „Verdammt soll ich sein. Ein Wolf! Ein schwarzer Wolf!“
    Hartmut hielt die Stange so, daß er jederzeit zuschlagen konnte. Die Bestie kam in einem schnellen Trab zwischen der Knochensäge und dem Kessel hervor, riß den Rachen auf und lachte. So schien es dem Metzgermeister wenigstens. Er spannte seine Muskeln und blieb schlagbereit.
    „Du Miststück!“ sagte er erbittert.
    Wieder sprang der Wolf, aufknurrend und offensichtlich keineswegs geschwächt, obwohl einige der Hiebe einem Kalb hätten die Knochen brechen können. Als der Wolf schräg nach oben sprang und die Kehle des Mannes zu erreichen suchte, fauchte die Stange durch die Luft und traf ihn wieder am Kopf.
    Der Wolf sackte zusammen und überschlug sich am Boden. Hartmut rannte schnell die vier Stufen hinauf, riß die Tür auf und schloß die stählerne Platte hinter sich. Atemlos schob er den Riegel vor und warf die Stange achtlos in eine Ecke.
    „Das ist mir noch nie passiert“, brummte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Völlig sinnloserweise kam ihm der dumme Spruch vom Mops in den Sinn, der in die Küche kam und dem Koch ein Ei stahl. Er mußte grinsen, aber das Grinsen verging ihm, als er die wenigen Meter zwischen der Werkstatt und dem Wohnhaus zurücklegte. Donnernd fiel die Haustür hinter ihm ins Schloß. Er rannte zum Telefon und wählte die Nummer der nächsten Polizeistation.
    „Ihr werdet mich für besoffen halten“, sagte er laut, „aber in meine Werkstatt ist ein Wolf eingebrochen!“
    Die Stimme am anderen Ende der Leitung überschlug sich beinahe vor Aufregung.
    „Ein schwarzer Wolf? Von woher sprechen Sie? Wer ist am Apparat?“
    Hartmut Franke nannte seinen Namen. Der Beamte schrie: „Wir fahren sofort los! Rühren Sie sich nicht aus dem

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