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056 - Der Werwolf

056 - Der Werwolf

Titel: 056 - Der Werwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hivar Kelasker
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abebbte und seine Kräfte wieder zurückkehrten. Der Wolf ließ sich treiben und versuchte, so wenig Geräusche wie möglich zu machen. Rings um ihn war der penetrante Geruch von heißgefahrenen Reifen und dem Schweiß vieler Männer. Pulverrauch hing in der Luft.
    Er kam an einem einsamen Grundstück vorbei und tappte auf das Ufer zu, das an dieser Stelle über und über bewachsen und verwildert war. Hinter dichten Sträuchern, die nach Verwesung und frischem Humus stanken, bemerkte er ein Haus – ein Versteck!
    Der Instinkt des Wolfes und der menschliche Verstand arbeiteten perfekt zusammen. Der Wolf versuchte, keine sichtbare Spur zu hinterlassen und strich entlang des nassen Ufers auf das Haus zu.
    Kein Licht, kein Geruch, der auf einen Menschen oder einen Hofhund hindeutete. Nur Mäuse und Insekten bewegten sich vor ihm in der Dunkelheit.
    Die schwarze Bestie umkreiste vorsichtig das Haus, um sich verschiedene Fluchtmöglichkeiten einzuprägen und sprang dann in ein offenes Fenster.
    Erschöpft landete der Wolf auf einer übelriechenden Matratze. Im Augenblick war er in Sicherheit.
    Er lauschte in die Nacht hinaus. Viel Zeit würde ihm nicht bleiben, denn seine Verfolger waren hinter ihm her. Es schien, als würden sie dieses Mal alles daran setzen, ihn zu fangen.
    Zunächst würden sie Mühe haben, seine Spur zu verfolgen, weil sie wieder genau dorthin führte, wo sie begonnen hatte. Vielleicht schaffte es einer ihrer Schäferhunde – Wolfshunde, dachte er voller Verachtung – der gewitzt genug war, am anderen Ufer des Baches zu suchen. Auf alle Fälle würde er seine Feinde eher sehen als sie ihn!
    Der Wolf begann, mit seiner langen, rauhen Zunge die Wunde zu lecken. Sie schmerzte wieder, aber der Blutverlust war erstaunlicherweise nicht groß gewesen.
    Was hatte dieser verdammte Arzt nur in seiner Waffe gehabt? Bisher hatte ihm doch keine Kugel etwas anhaben können!
    Er war beunruhigt und hatte einen Teil seiner Sicherheit verloren, die ihm durch die leicht errungenen Erfolge zu einer Selbstverständlichkeit geworden war. Er wußte, daß er sich jetzt nicht mehr so frei bewegen konnte wie bisher, aber er mußte seine Rache vollenden.
    Drei Personen blieben noch, sogar vier, wenn er seinen Vater mit einrechnete … Direktor Delius, Barbara und Dr. Becker!
    Seine Frau und der Arzt hielten sich in der Wohnung verborgen. Schon dreimal hatte er versucht, dort hineinzugelangen aber keine Möglichkeit dazu gefunden. Einmal hatte er sich schon im Hausflur befunden und mit der Pfote die Klingelknöpfe gedrückt. Aber der Mann, der schräg über Becker wohnte, hatte seine Wohnungstür nicht geöffnet.
    Nun würde er auf den Augenblick warten, Barbara und den Mann auf der Straße zu erwischen. Schließlich konnten sie ja nicht ewig in der Wohnung bleiben.
    Der Wundschmerz ließ nach und wurde allmählich zu einem stetigen, dumpfen Pochen. Jetzt brauchte er einige Stunden Ruhe, dann würde er einen neuen Angriff wagen! Er rechnete mit der erhöhten Nervosität der Menschen und ihren fehlerhaften Reaktionen.
    Von seinem tödlichen Haß völlig ausgefüllt, wartete der Killerwolf auf seine Stunde. Alles, was er seit dem Gewitter und diesem wunderbaren Zusammentreffen in dem Umschalthäuschen unternommen hatte, war nur auf das eine Ziel ausgerichtet gewesen, zu töten, zu vernichten!
    Längst war der kranke Verstand Christian Frankes von dem gesunden Organismus seines Wirtskörpers integriert worden. Und dieser Verstand dirigierte den willigen Körper auf die perfekteste Weise. Jeder Überfall, jeder Mord wurde von ihm geplant und von dem Tier mit Instinkt und List durchgeführt.
    Auch bei dem nächsten Mord würde es so sein. Noch in dieser Nacht würde der schwarze Wolf zuschlagen, eine ganze Familie ausrotten, wie damals im Haus des Arztes Lassner.
     

     
    Als sich die fernen Geräusche – verursacht durch Menschen und Hunde – verflüchtigt hatten, erhob sich das Tier und streckte seine Muskeln. Der Wolf spürte nur noch einen feinen Schmerz an der blutverkrusteten Wunde, aber er fühlte sich kräftig und stark wie immer. Neue Mordgier erfüllte ihn.
    Zuerst mußte er sich jedoch vergewissern, ob ihm seine Verfolger noch auf den Fersen waren.
    Er hörte das leise Fiepen der Mäuse. Insekten summten an seinen Ohren vorbei. Eine Ratte huschte vorüber und über ihm, in den fast kahlen Zweigen, flatterten erschreckt ein paar Vögel hoch. Der Wind holte das restliche Laub aus den Baumkronen. Raschelnd legten sich

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