067 - Der Redner
gestreift. Der Holzschnitzer stand an dem kleinen, eisernen Zaun, der seinen Vorgarten einschloß, und Mr. Giles griff erschrocken nach seinem Totschläger, als er den Mann bemerkte. Diese Waffe trug er stets bei sich.
»Guten Morgen«, sagte der Nachbar. »Ich habe ein Hühnchen mit Ihnen zu rupfen.«
»Na, los, wenn Sie die Absicht haben«, erwiderte der Farmer, hielt sich jedoch in genügender Entfernung.
Aber Mr. Smith schüttelte den Kopf.
»Den Zeitpunkt werden Sie selbst bestimmen«, entgegnete er, und mit dieser geheimnisvollen Bemerkung verschwand er in seinem Haus.
Tagsüber beobachtete Mr. Smith den Farmer dauernd, und als dieser am Abend ausgegangen war, um seinen schändlichen Plan zur Ausführung zu bringen, ging er zur nächsten öffentlichen Telefonzelle und ließ sich mit Mr. Rater verbinden. Die Trennungswand zwischen den beiden Häusern war nicht sehr stark, und Mr. Smith, der ein Bastler war, hatte sich selbst ein Mikrofon konstruiert ...
»Ich hätte mir das an Ihrer Stelle nicht bieten lassen, Smith«, sagte der Chefinspektor.
»Sie wissen doch ganz genau, daß ich vor Gericht nicht als Zeuge auftreten kann. Darüber habe ich mich schon den ganzen Tag geärgert.«
Der Redner wartete nur so lange, bis sich Scotland Yard mit der Sussex-Polizei in Verbindung gesetzt hatte, dann stieg er in ein Dienstauto und fuhr in die Richtung nach Horsham davon.
Der Farmer verstand es, derartige Überfälle zu organisieren. Auf die Minute genau wurde er an der angegebenen Stelle abgeholt. Higgy lenkte den Wagen, während Stokey Barmond hinten saß.
»Heute abend haben Sie einen guten Wagen erwischt«, meinte Giles gutgelaunt, was ein großes Lob bedeutete.
Sie fuhren in einem Regenschauer durch Horsham, der eine Beobachtung durch die Polizei sehr erschwert hätte, auch wenn Higgy nicht schon die Nummer des gestohlenen Wagens geändert und die Spitze des Kühlers mit einer Haube zugedeckt hätte.
Als sie in die Nähe des Schauplatzes kamen, erkundigte sich Higgy nochmals ängstlich, ob Giles keine Pistole bei sich hätte.
»Was ist denn heute mit Ihnen los?« fuhr ihn der Farmer böse an. »Werden Sie denn dafür bestraft, wenn ich eine Waffe in der Tasche habe? Dafür muß ich doch geradestehen, nicht Sie.«
Aber Higgy blieb hartnäckig.
»Ich möchte eine klare Antwort hören. Haben Sie eine Schußwaffe bei sich oder nicht?«
»Nein, ich habe keine bei mir«, entgegnete der Farmer ärgerlich.
Higgy sagte nichts mehr, aber er war nicht überzeugt. Er hatte die Aufgabe, bei dem Wagen zu bleiben, und nahm sich fest vor, mit dem Auto zu verschwinden, sobald irgendein Schuß fallen würde. Dann war er schon halb in Horsham, bevor der Farmer nur auf die Straße kommen konnte, und eine Entschuldigung hatte er sich für diesen Fall auch bereits zurechtgelegt.
Der Wagen fuhr in die Nebenstraße ein und kam zum Stehen. Nach einer kurzen, leisen Unterhaltung kletterten der Farmer und Stokey über die Mauer und verschwanden im Dunkeln. Inzwischen wandte Higgy den Wagen, so daß dieser in umgekehrter Richtung stand. Dann wartete er, während er den Motor laufen ließ. Nach einer Viertelstunde hatte ihn das monotone Geräusch beinahe eingeschläfert.
Aber plötzlich fuhr er auf, denn er hörte Schritte, und der Schein einer elektrischen Lampe streifte sein Gesicht.
»Steigen Sie aus und machen Sie keinen Lärm!« befahl eine harte Stimme.
Higgy sah, daß die Straße von Polizisten wimmelte. Zwei kletterten bereits über die Mauer.
Der Farmer hatte mit seinen Hilfsinstrumenten ein Schlafzimmerfenster von außen geöffnet. Der Safe war leicht zu bewältigen, wie er erwartet hatte. In einer Viertelstunde hatte er ihn aufgebrochen und alle Taschen mit den Wertsachen vollgestopft. Als er auf die Veranda hinaustrat, war Stokey, der dort auf Posten gestanden hatte, verschwunden.
Giles schwang sich über das Geländer und ließ sich hinunter.
Aber unten packte ihn eine Hand am Arm. Wild riß er sich los, als er undeutlich die Umrißlinien eines Helms erkannte. Er war nur noch einige Schritte von der Mauer entfernt, als ihn der Polizist einholte und zu Boden warf. Im nächsten Augenblick war er jedoch schon wieder auf den Füßen.
»So, das haben Sie davon!« rief er wütend und schoß zweimal aus der Tasche. Dann eilte er zur Mauer und kletterte hinüber. Auf der anderen Seite wurde er von zwei Beamten in Empfang genommen, die schon auf ihn gewartet hatten.
»Es war ein Polizist, mit dem ich gerungen
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