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0712 - Der Mumienfluch

0712 - Der Mumienfluch

Titel: 0712 - Der Mumienfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Lücke. Sie brauchte das Tor nicht weiter aufzuschieben, blickte sich aber zunächst um, bevor sie den Friedhof betrat, und wunderte sich darüber, daß James Corall noch nicht erschienen war.
    Da fiel ihr ein, daß er sie bei oder in dem großen Grabmal erwarten wollte.
    Das beruhigte sie einigermaßen und nahm ihr auch einen gewissen Teil der Furcht vor dieser ungewöhnlichen Umgebung. Sarah schaute trotzdem nicht in die verschiedenen Richtungen, den Blick richtete sie stur geradeaus, weil sie die alten Zeugen des Todes nicht unbedingt sehen wollte. Grabmale, Kreuze, Inschriften im grauen Grabstein, das alles zählte nicht zu den Dingen, die sie mochte.
    Zwar ließ sich der Abend noch Zeit, dennoch war das Gelände des Friedhofs dunkler als die übrige Umgebung. Schatten, dazwischen helle Sonnenflecken, dann die Steine auf den Gräbern, das Rauschen der Blätter im seichten Wind - ihr kam es vor, als würden die Stimmen der Geister ihr etwas zuflüstern.
    Die Wege waren nicht mehr gepflegt worden. An zahlreichen Stellen hatte sich die Natur ausbreiten und die Strecken überwuchern können.
    Hin und wieder knirschte alter Kies unter ihren Füßen, die Sonne verschwand hinter dem dichten Blattwerk der Bäume.
    Sarah fiel auf, daß sich keine Vögel auf dem Gelände austobten. Kein Zwitschern oder Jubilieren, die gefiederten Freunde der Menschen blieben einfach stumm. Warum?
    Hatten auch sie Furcht vor dem Friedhof? Fühlten sie sich in diesem Gelände ebenfalls nicht wohl?
    Sie blieb stehen, dachte an die beschwörenden Worte ihres Meisters und daran, daß sie das große Grabmal suchen sollte.
    Als sich Sarah nach links drehte und mit ihren Blicken einem schmalen Weg folgte, entdeckte sie das Bauwerk.
    Der Mann hatte recht gehabt.
    Dieses Grabmal war wesentlich höher als die übrigen Grabsteine. Es glich beinahe einem kleinen Haus, in dem jemand vergessen hatte, die Fenster einzusetzen.
    Die junge Frau ging darauf zu.
    Zunächst normal, dann zögernd, denn sie konnte sich nicht helfen, aber das alte Grabmal flößte ihr Furcht ein. Es war ziemlich schmal, sie sah ein Gitter als Tür und auch die abgeknickten und abgerissenen Zweige auf dem Weg liegen.
    Darüber wunderte sie sich. Zudem suchte sie nach einer Erklärung.
    Wahrscheinlich hatte es hier jemand sehr eilig gehabt, sein Ziel zu erreichen, und nicht auf die Umgebung geachtet. Er hatte sich dann an den verschiedenen Zweigen und Ästen zu stark festgehalten. Das jedenfalls nahm sie als Erklärung hin.
    Am liebsten hätte sie kehrtgemacht und wäre verschwunden. Aber die Coralls waren für sie wie ein Evangelium, deshalb ging sie auch weiter und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
    Er würde es schon richten.
    Wie bei der Eingangstür war auch dieses Gitter nicht geschlossen, sondern zur Seite gedrückt. Es hatte einen Spalt hinterlassen, der groß genug war, um sie durchschlüpfen zu lassen.
    Sarah blieb stehen. Sie hörte sich heftig atmen und schaute sich um. Der Schweiß lag kalt in ihrem Nacken, der Herzschlag war schneller als sonst, beides sollte sie warnen, aber sie brachte einfach nicht den Mut auf, sich zu drehen und zu fliehen.
    Statt dessen schob sie sich durch das Gitter.
    Graues Gemäuer umgab sie.
    Es atmete. Wenigstens hatte sie das Gefühl, daß diese Mauern etwas ausströmten, mit dem sie persönlich nicht zurechtkam. Es konnte auch an dem Gestank des Moders liegen.
    Eine unheimliche Umgebung, in der alles stimmte.
    Aber wo steckte James Corall?
    Sie traute sich nicht, seinen Namen zu rufen, weil sie sich vorkam wie ein Störenfried. Wenn er gesagt hatte, daß er dasein würde, dann hielt er sich auch daran.
    Möglicherweise wartete er in der Umgebung, oder er befand sich im Innern der Gruft.
    Der Gedanke daran erschreckte sie heftig. Plötzlich flössen die kalten Schauer über ihren Rücken. Nie zuvor hatte sie eine Gruft betreten, sie hatte sich auch immer davor geekelt, und die Angst hatte einen gewaltigen Druck um ihren Brustkorb gelegt. Wer konnte denn wissen, was sie dort finden würde?
    Sie dachte an alte Särge, die längst verfallen waren, an bleiche Gebeine, an grinsende Totenschädel…
    Trotz dieser Gedanken machte sich Sarah nicht auf den Rückweg, sondern ging nach vorn.
    Hinter ihr blieb das Licht zurück. Die gegenüberliegende Wand sah sie als grauen Fleck.
    Eigentlich hätte sie jetzt die Särge sehen müssen, aber die Gruft war leer.
    Zischend atmete Sarah aus. Der klopfende Herzschlag beruhigte sich wieder, sie

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