076 - Die Nacht der Zombies
aufgestellt. Wir bekämpfen ihn nur mit seinen eigenen Waffen. Selbst Hekate wird das billigen."
„Wir sollten die Dämonen, die nichts mit der Sache zu tun haben, von der Insel evakuieren", schlug die Vampirin vor. „Wir sind genügend, um ein Heer aufzustellen. Die andern würden nur zwischen die Kampflinien. geraten oder gar intrigieren und eigene Interessen verfolgen. Ihr wißt um die Spannungen und Wechselströmungen innerhalb der Schwarzen Familie. In dieser Situation müssen wir den Rücken freihaben."
Klingor Alkahest stimmte diesem Vorschlag sofort zu. Er ordnete an, daß das Hotel Royal, das auf einem Hügel gelegen war, das Hauptquartier der Dämonen sein sollte. Die Schwarzblütigen sollten sofort beginnen, das Hotelpersonal und die Gäste zu ihren willenlosen Kreaturen zu machen.
„Bei den Herrschern der Dimensionen der Finsternis", schwor Klingor Alkahest, „wir werden den Voodoo-Kult uns entweder unterwerfen und der Oberherrschaft der Schwarzen Familie eingliedern oder mit Stumpf und Stiel ausrotten."
Coco Zamis hatte sich gegen Abend von Raffael getrennt und die Nacht im alten Fort verbracht. Sie wachte durch das Unwetter auf. Stürme tosten, Blitze zuckten, der Donner grollte. Coco sah die Unheilskometen am Himmel und ahnte, daß apokalyptische Schrecken über die Insel Haiti hereinbrechen würden.
Coco tat bis zum frühen Morgen kein Auge mehr zu, aber der Rest der Nacht verging dann ohne Zwischenfälle. Am Vormittag suchte Coco Raffael Amalfi auf. Jayne Marquardt begrüßte sie mit einem Blick, der so scharf wie ein Degen und so kalt wie ein Eiszapfen war.
Natürlich hatte auch Amalfi mitbekommen, was in der Nacht vorgegangen war. Im ganzen Dorf und Verkaufsgelände der Okkultkrämer und Magiehändler schwirrten Gerüchte. Jeder wollte mehr und schlimmere Neuigkeiten wissen. Die kommende Katastrophe hing wie ein Damoklesschwert über dem Magierkongreß, dessen letzter Tag angebrochen war. Am Vormittag zogen Voodoo-Anhänger zwischen den Verkaufsständen umher. Sie trommelten, trugen zischende Schlangen und verkündeten jedem, daß die Herrschaft des Voodoo anbrechen würde.
Am Nachmittag suchte Coco wieder das Fort auf, um ihre Sachen zu holen. Wenn die Voodoo- Anhänger losschlugen, würde das Fort eines ihrer Ziele sein. Hier hausten viele Dämonen.
Zu Cocos Erstaunen traf sie auf hektische Abreisevorbereitungen. Viele packten, und bei den meisten merkte Coco an der charakteristischen Ausstrahlung, daß es Dämonen waren.
Coco streifte durch die Gänge. Bald stieß sie auf ein blondes, sehr blasses junges Mädchen mit durchscheinendem Teint, das auf einem großen gepackten Koffer saß. An ihrer Ausstrahlung spürte Coco, daß sie eine Schwarzblütige vor sich hatte; und sie merkte auch, daß dieses junge Mädchen kein starker Dämon war. Eine Nachwuchshexe mit unterentwickelten Fähigkeiten, urteilte Coco.
Die kam ihr gerade recht. Wenn sie nicht freiwillig antwortete, konnte sie sie hypnotisieren und zwingen.
„Mein Name ist Ariza Chachakadse", sagte Coco für den Fall, daß das Mädchen ihren richtigen Namen schon einmal gehört hatte. „Können Sie mir sagen, was hier los ist? Ich war die ganze Zeit in der Stadt und bin erst eben wiedergekommen."
Das Mädchen musterte Coco mit großen Augen. Coco brauchte keine Hypnose anzuwenden.
„Die Schwarze Familie und der Voodoo-Kult sind aneinandergeraten", sagte die junge Hexe. „Klingor Alkahest kämpft gegen Papaloa Boumba. Der Voodoo-Führer wird nach Sonnenuntergang ein Heer von Zombies aufbieten. Er hat sie schon beschworen. Alkahest will den Untoten eine Streitmacht behexter Menschen entgegenstellen. Es ist mit fürchterlichen Kämpfen zu rechnen, und wir Unbeteiligten sollen die Insel verlassen."
Coco schenkte der jungen Hexe ein Lächeln und ging. Ihre Gedanken rasten. Sie war wie vor den Kopf geschlagen. Fürchterliches stand bevor, und viele Unschuldige würden in Mitleidenschaft gezogen werden.
Papaloa Boumba und Klingor Alkahest waren beide erbarmungslos. Sie wollten ihr Ziel erreichen, gleich, welcher Preis dafür gezahlt werden mußte. Und Coco Zamis und Raffael Amalfi standen zwischen den Fronten.
Coco packte in ihrem Zimmer ihre Sachen und verließ das Fort. In der heißen Sonne ging sie den Hügel hinunter. Taxis, mit Gepäck vollgestopft, fuhren vorbei. Eines fuhr an die Seite, als Coco sich den Schweiß abwischte.
Ein großgewachsener älterer Mann mit einem weißen Tropenanzug stieg aus. Er trug eine dunkle
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