0798 - Der Hausmeister
meinem Kreuz zu fassen, dann hätte ich mich bewegen müssen.
Der Geist des Hausmeisters bewegte sich auf die Tür zu. Er schwebte, denn den Boden berührte er nicht. In seinem Gesicht zeichneten sich Augen ab, der Mund war zu einem bösartigen, hässlichen Grinsen verzogen, und ich zuckte zurück, als er gegen die Scheibe schlug. Seine feinstoffliche Hand verwandelte sich in diesem Augenblick in Materie, sonst hätte er nicht gegen das Glas hämmern können.
Ich war zurückgehuscht. Es spielte jetzt keine Rolle mehr, was ich tat und wie ich mich bewegte, ich wollte ihn zwingen, bei mir zu bleiben und brauchte mein Kreuz.
Nein, es hatte keinen Sinn. Die Gestalt war plötzlich weg. Sie hatte sich in Windeseile aufgelöst oder war in der Tiefe des Hauses verschwunden.
Ich rappelte an der Eingangstür, ohne sie jedoch öffnen zu können.
Sie war und blieb verschlossen, doch für einen Geist stellte sie kein Hindernis dar.
Was tun? Noch länger hier stehen bleiben und auf eine Rückkehr des Hausmeisters warten? Ich ging davon aus, dass es keinen Sinn mehr hatte. Einmal war genug, er würde kein zweitesmal aus seiner Höhle hervorkommen. Sein Versteck war ideal. Wesen wie er konnten Grenzen aufreißen, sie bewegten sich zwischen den Welten, und ich fragte mich, wie es überhaupt dazu hatte kommen können, dass der Geist des Ewald Trigger keine Ruhe fand. Hatte der lebende Hausmeister eine zu große Schuld auf sich geladen und war deshalb auch im Tod noch bestraft worden? So etwas gab es. Aber ich tendierte nicht zu dieser Lösung. Aus den Gesprächen mit Don Cavendish wusste ich, dass der Hausmeister erschienen war, um Böses zu tun. Er wollte sein Schicksal nicht ändern. Andere Geister erschienen, um etwas wieder gutzumachen.
Das nahm ich diesem nicht ab.
Der wollte Tod, der wollte Terror. Ein Blick auf die Schule ließ mich frösteln. Es lag beileibe nicht an dem düsteren Gebäude, ich dachte vielmehr an die Kinder, die hier in den Morgenstunden unterrichtet wurden. Mir fielen aber auch die Kleineren ein, die in den Kindergarten gingen, Sie waren ebenfalls ohne Schutz. Und wie leicht der Geist Grenzen überwand, hatte er mir bewiesen.
Ich ging den Weg zurück. Diesmal mit einem kalten Gefühl im Nacken. Immer wieder streiften meine Blicke über den Schulhof, da ich dem Frieden nicht traute.
Der Hausmeister zeigte sich nicht mehr.
Als ich meinen Wagen erreicht und mich hinter das Lenkrad setzte, verfiel ich ins Grübeln.
Wir mussten etwas unternehmen. Dem Hausmeister sollte es erst gar nicht gelingen, mit seiner Rachetour zu beginnen. Im Mittelpunkt standen meiner Ansicht nach Don Cavendish und seine Familie. Die Cavendishs wohnten nicht mal einen Steinwurf weit von hier entfernt. Für einen Besuch war es zu spät. Nur sah ich mich nicht als normalen Besucher an. Ich musste mit den Leuten reden und sie warnen.
Deshalb fuhr ich wieder hin!
***
Anne Cavendish betrat nicht das Wohnzimmer, sondern blieb in der Tür stehen. Sie schaute auf ihren Mann, der wie verloren im Sessel hockte und die rechte Hand um den Hals einer Whiskyflasche gedreht hatte.
»Ich will ja nicht wissen, bei wem du gewesen bist, Don, aber ich möchte nicht, dass du dich betrinkst.«
Cavendish schaute hoch. »Warum nicht?«
»Weil es keine Lösung ist. Du musst dich doch damit abfinden, dass es nicht mehr sein wird wie früher. Du hast nur noch ein gesundes Bein, und keiner von uns oder deinen Kollegen sieht in dir einen Krüppel. Das redest du dir nur selbst ein.«
Don schaute gegen die schräge Decke und dann gegen das dreieckige Fenster an der Südseite des Raumes. Sie lebten unter dem Dach und hatten eine tolle Wohnung. Niemand konnte sich beschweren, der Familie ging es gut. Anne hatte immer wieder versucht, es ihrem Mann klarzumachen, doch es war zu schwierig, Don davon zu überzeugen. Er sah sich selbst als Versager an, er hatte die schrecklichen Träume, und wenn er nicht mehr weiter wusste, griff er zur Flasche. Er trank, bis er irgendwann einschlief. Am anderen Morgen, beim Erwachen, verfluchte er sich dafür selbst.
»Es geht nicht um mich«, sagte er.
»Wirklich nicht?«
»Nein, Anne.« Er lächelte ihr schmerzlich zu. Anne sah noch immer gut aus. Sie war eine patente Frau, mit der man Pferde stehlen konnte. Er freute sich darüber, dass ihre Ehe wieder gekittet war, aber er spürte auch, dass er sie in Gefahr brachte, wenn er so weitermachte wie bisher. »Ich habe noch keinen Schluck getrunken«, sagte er
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