08 - Old Surehand II
sagt?“
„Ja“, antwortete Sander.
„Was sucht ihr in der Prärie?“
„Euch, Sir.“
„Mich? Weshalb?“
„Oheim, willst du noch fragen?“
Sam Fire-gun trat um einen Schritt zurück.
„Oheim? Ich kenne keinen Verwandten mit Namen Sander!“ erklärte Sam Fire-gun erstaunt.
„Das ist richtig! Doch nannte ich mich so, weil ich nicht wußte, ob dir der Name Wallerstein lieb sein würde. Es handelt sich um Geld, um viel Geld, wie du schreibst. Da muß man vorsichtig sein, und darum habe ich mir einen anderen Namen beigelegt.“
„Wall – –. Ist es denn möglich, daß du es bist, Heinrich?!“
„Nicht möglich, sondern wirklich, Onkel. Hier ist dein Brief, in welchem du schreibst, daß ich kommen soll. Die anderen Papiere kannst du ja morgen lesen!“
Er langte unter den Jagdrock und zog ein sorgfältig verwahrtes Papier hervor, welches er ihm überreichte. Der alte Jäger warf bei dem noch immer hellen Feuerschein einen Blick auf die Zeilen, zog ihn dann an seine Brust und rief aus:
„Es ist wahr! Gott segne meine Augen, daß es ihnen noch vergönnt ist, einen der Meinigen zu sehen. Wie geht es deinem Vater? Warum schrieb er mir nicht? Ich hatte ihm doch die Adresse für Omaha angegeben?“
„Ja, aber du beschriebst in diesem Brief zugleich auch den ganzen Weg am Arkansas hinauf noch Fort Gibson, nach dem Haus des Irländers Winklay und weiter westlich aufwärts bis zu der Stelle, wo du mit der Schar deiner Westmänner für längere Zeit kampierst. Da wir dachten, du könntest diesen Ort verlassen, hielten wir es für das Beste, daß ich mich selbst auf den Weg machte und dir den Brief des Vaters überbrachte. Morgen früh, wenn es hell ist, werde ich ihn dir geben. Du hast mich, seit du in Amerika bist, nicht gesehen und wirst mich also nicht mehr kennen; desto besser aber kenne ich deine Güte, mit welcher du die Eltern stets unterstützt und mich nun schließlich gar eingeladen hast, herüberzukommen.“
„Well! Es freut mich, daß du dieser Einladung so schnell gefolgt bist. Ich schrieb euch auch den Grund. Ich habe in den Big-Horn-Bergen Gold gefunden, viel Gold, welches ich euch geben wollte, denn ihr seid arm, und ich brauche es nicht. Mit dem Schicken ist es eine sehr unsichere Sache, und so wünschte ich, daß du persönlich kommen möchtest. Was ich dir geben will, ist ein Reichtum für euch, und ich hoffe, daß es euch glücklich macht. Aber du kommst nicht allein. Wer ist denn dein Begleiter?“
„Auch ein Deutscher. Er heißt Peter Wolf und wollte auch gern nach dem Westen. Da schloß ich mich ihm an.“
„Schön! Wir sprechen weiter über unsere Angelegenheit, lieber Heinrich. Jetzt gibt es keine Zeit dazu. Du siehst, daß ich anderweitig gebraucht werde.“
Es erscholl nämlich jetzt die Stimme des Zugführers, welcher zum Aufbruch drängte, denn durch den unerwarteten Aufenthalt hier war viel Zeit verloren gegangen, die wieder eingeholt werden mußte.
Die toten und verwundeten Weißen wurden in die Wagen gebracht und die umherliegenden Waffen zusammengelesen. Die Passagiere sagten ihren Rettern herzlichen Dank, und da, der Defekt im Gleis nun ausgebessert worden war, konnte der Zug die Weiterfahrt antreten. Die Zurückbleibenden sahen ihm nach, bis seine Lichter in der Ferne verschwunden waren.
Nun war die Frage, ob sie während der Nacht hier Lager machen wollten oder nicht. Es war anzunehmen, daß die flüchtigen Ogellallahs sich bald wieder sammeln und nach dem Ort des Kampfes zurückschleichen würden. Das könnte gefährlich werden, und darum wurde beschlossen, von hier aufzubrechen und an einem entfernten Ort zu übernachten, wo von Seiten der Indianer kein Überfall zu erwarten war. Sam Fire-gun, der Colonel, bestieg eins der erbeuteten Indianerpferde, und dann wurde aufgebrochen.
Während der Colonel mit seinem ‚Neffen‘ sprach, hatte Hammerdull in der Nähe gestanden und fast alles gehört. Nun, als die Reiter den Ort des Überfalles schon weit im Rücken hatten, ersah er einen Augenblick, an welchem dieser Neffe nicht neben dem Onkel ritt, lenkte seine Stute neben Sam Fire-guns Pferd und sagte mit vorsichtig unterdrückter Stimme:
„Wenn Ihr es mir nicht übel nehmt, möchte ich Euch etwas sagen, Sir.“
„Übel nehmen? Sprich nicht so dummes Zeug! Was ist's?“
„Was Ihr jedenfalls für eine Dummheit halten werdet, Sir. Es betrifft die beiden Männer, welche behaupten, von drüben aus dem alten Germany zu sein.“
„Das sind sie doch
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