0885 - Kampfplatz der Bestien
viele es waren.
Dick schaute nach vorn.
Er sah den hellen, dunstigen Kreis wie ein Fanal im Nebel leuchten.
Entfernt oder nah?
Er wußte es nicht. Doch die Erinnerung an die Scheibe, die er auf seiner Fahrt zum erstenmal entdeckt hatte, drang wieder frisch in ihm hoch. Die vertrieb den Triumph und sorgte für ein anderes, ihm schon bekanntes Gefühl.
Die Furcht kehrte zurück…
***
Das morgendliche Frühstück in diesem kleinen Hotel war ebenso mies wie die Zimmer. Es hielt keinen Vergleich mit dem schmackhaften Sandwich in der Nacht stand, was Suko und mir allerdings nicht viel ausmachte, denn einen großen Appetit hatten wir nicht.
Beide hatten wir nicht besonders geschlafen. Mich hatte der Alptraum gequält, und Suko war im Schlaf, wie er sagte, immer auf dem Sprung gewesen, aus Furcht, etwas verpassen zu können.
Es war nichts passiert. Man hatte uns in Ruhe gelassen. Nach dem Duschen und dem Ankleiden hatte ich sofort aus dem Fenster geschaut und ein wenig Hoffnung bekommen, denn der Nebel hatte sich etwas verflüchtigt.
Wir aßen jeder zwei Scheiben Toast, tranken den Kaffee, der nicht schmeckte, und schauten hin und wieder der Bedienung zu, einer älteren Frau, die ebenfalls frühstückte.
Die Konfitüre war in Ordnung, vorausgesetzt, man mochte bittere Orangenkonfitüre mit Schalen darin. Mein Fall zumindest war es nicht. Suko schluckte das Zeug tapfer, grinste zwischendurch, trank seinen dünnen Tee, und dann war ich es, der auf eine Weiterfahrt drängte.
»Okay, meinetwegen. Willst du noch im Büro anrufen?«
»Nein.«
»Soll ich heute fahren?«
»Wie du willst.«
»Okay.«
Wir hatten unsere Taschen bereits gepackt und sie mit nach unten genommen. An der Rezeption stand jetzt eine mürrisch aussehende Frau mit kurzen grauen Haaren, die permanent gähnte, weil sie wohl schlecht geschlafen hatte.
Sie überreichte uns die Rechnung und fragte nicht mal, ob es uns gefallen hatte. Unsere Antwort wäre sowieso ehrlich ausgefallen, und das hätte ihr sicherlich nicht geschmeckt.
Fünf Minuten später saßen wir im Wagen, den Suko startete. Ich hatte zuvor die Scheiben vom feuchten Film gesäubert. Es war nasskalt. Die Temperatur lag ungefähr fünf Grad über dem Gefrierpunkt, und die Feuchtigkeit umschlang uns wie Mutterarme den Körper eines kleinen Kindes.
Motorways gab es hier nicht mehr. Wir mußten unseren Weg über Landstraßen finden, was gut klappte, bis der Nebel wieder dichter wurde. Die Landschaft verschwamm, und an manchen Stellen waren die Wälder nur als graue Schatten zu sehen.
Diese Zeit war mit dem Tod vergleichbar. Sie ließ die Natur sterben und brachte den Menschen Trauer und Depression. November, kein Monat, der geliebt wurde.
Ich mußte als Beifahrer schon sehr darauf achten, daß wir uns nicht verfuhren. In einem kleinen Ort hielten wir an und erkundigten uns nach dem Weg.
Nach Fieldham waren es noch zwanzig Meilen. Die aber hatten es in sich. Eine Gegend, die kaum bewohnt war. Enge Straßen jetzt, hineinführend in eine hügelige Landschaft.
Und irgendwann erreichten wir genau die Abzweigung, die nach Fieldham führte.
Mehr eine Piste als eine Straße. Schmal, gewunden und mit einem Belag versehen, der an verschiedenen Stellen aufgerissen war oder lange, querlaufende Spalten aufwies.
Fieldham war ein vergessener Ort. Als wir die ersten Häuser erreichten, entdeckten wir keinen Menschen. Allerdings konnten wir ein wenig durchatmen, weil sich der Nebel im Ort bereits aufgelöst hatte.
Spuren, die auf Werwölfe oder Vampire hindeuteten, entdeckten wir nicht. Auch Morgana Layton war uns auf dem Weg hierher nicht erschienen. Es war alles sehr ruhig, und selbst das Geräusch eines gestarteten Motors hörte sich fremd an.
»Das ist eine Welt für sich«, sagte Suko. »Hier gibt es nichts, was das Leben lebenswert macht.«
»Das ist wohl eine Einstellungssache. Wenn du immer hier gelebt hast, wirst du auch nichts vermissen. Und Heimat ist ein besonderer Flecken Erde.«
»Das stimmt allerdings.«
Wir hielten an, als wir unserer Meinung nach die Mitte des Ortes erreicht hatten. Hier standen die kleinen Steinhäuser etwas kompakter. Wir sahen Vorgärten und auch andere Gärten, um die Steinmauern gezogen waren, weil die Natur vor dem Wind geschützt werden sollte.
Parkplätze gab es genug. Suko ließ den Wagen ausrollen, schnallte sich los und schaute mich an.
»Was hast du?«
»Wo und wie sollen wir anfangen? Es ist wie so oft, wenn wir ein fremdes Dorf betreten. Es
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