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0913 - Das Gespenst

0913 - Das Gespenst

Titel: 0913 - Das Gespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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er davon aus, daß an dieser Stelle zumindest ein trügerischer Frieden herrschte. Ob und wann er gebrochen wurde, wußte er auch nicht. Vielleicht hielt er so lange an, bis er Bescheid wußte.
    Noch immer mußte er darüber nachdenken, daß er noch lebte, sich aber in einer anderen Zeit befand und nicht auf irgendeiner Freilichtbühne. Die Umgebung war finster. Wolken verdeckten den Mond und die Sterne. Er sah nicht mal, ob der Boden nur glatt und steinig oder auch mit Gras bewachsen war. Die Finsternis fraß einfach alles.
    Dann hörte er ein Geräusch.
    Vor ihm klang es auf. Leise noch, doch als Hansen schneller lief, nahm das Geräusch an Lautstärke zu. Er starrte nach vorn und entdeckte sehr bald einen sich bewegenden Schatten in der Dunkelheit, von dem das Geräusch stammte.
    Es hörte sich nicht nur an, als wäre es passend für die Zeit gewesen. Er kannte es auch aus seinem eigentlichen Leben. So etwas entstand, wenn metallberingte Räder über einen holprigen Boden fuhren. Seiner Ansicht nach mußten die Räder zu einem Karren gehören, auf dem etwas transportiert wurde.
    Als er noch schneller lief, wallte ihm plötzlich etwas entgegen, das ihm im ersten Augenblick den Atem raubte. Er wurde langsamer.
    Es war ein widerlicher Gestank, der wie eine unsichtbare Wolke auf ihn eindrang. Sein Magen revoltierte. Er hatte das Gefühl, faules Fleisch in den Mund gesteckt zu bekommen. Hansen schluckte, holte nur durch die Nase Luft, aber den Gestank konnte er nicht ignorieren. Er blieb und das harte, knirschende Geräusch auch, als würden die Räder etwas zermalmen.
    Er hatte sein Tempo wieder beschleunigt. Der Weg führte leicht bergab. Die Lichter konnte er besser erkennen, und er sah nur, daß es doch mehr waren, als er angenommen hatte.
    Der Gestank nahm zu. Plötzlich erinnerte sich Hansen wieder an seine Taschenlampe. Er holte sie hervor, lief mit schnellen Schritten wie ein moderner Walker, schaltete die Lampe ein und verfolgte den auf- und abwippenden Strahl, der auch sein Ziel traf.
    Es war tatsächlich ein Wagen, ein niedriges Fuhrwerk, mit einer Ladefläche, die nicht leer war.
    Etwas bewegte sich dort, doch nicht aus eigener Kraft. Die Körper machten nur die Bewegungen mit, die ihnen der schaukelnde Wagen vorgab. Sie selbst konnten sich nicht mehr bewegen, denn sie waren tot.
    Auf dem Wage lagen die Leichen!
    Sven Hansen hielt den Atem an. Plötzlich revoltierte sein Magen. Jetzt wußte er auch, woher der Gestank kam. Wer immer den Wagen auch lenkte, er hatte die schreckliche Aufgabe gehabt, die Toten aufzusammeln, um sie in die Stadt zu bringen.
    Als Hansen weiterlief, mußte er würgen, aber er blieb nicht zurück, sondern holte auf, und das bleiche Licht seiner Lampe tanzte über die leblosen Körper hinweg.
    Ob Männer, Frauen oder Kinder, die Soldaten hatten einfach keine Rücksicht genommen und alles niedergemetzelt, was sich ihnen entgegengestellt hatte.
    Auch der Mann auf dem Bock hatte bemerkt, daß es hinter ihm heller geworden war. Er drehte sich jetzt um. Dabei schaute er in das Licht und konnte zuerst nichts erkennen, weil ihn der helle Strahl blendete. Er zwinkerte, dann duckte er sich und schrie einige Worte in Hansens Richtung. Er bewegte den rechten Arm. Hansen sah, daß er eine Peitsche schwang, um sein Reittier anzutreiben.
    Das Tier grunzte nur, lief aber nicht schneller. Wahrscheinlich handelte es sich um einen Ochsen.
    Sven Hansen passierte den Wagen an der linken Seite und gönnte den auf der Ladefläche liegenden Leichen keinen Blick. Die wollte er nicht mehr sehen, der verfluchte Geruch reichte ihm völlig, und dann hatte er den Bock erreicht.
    Ein Ochse hing im Gespann. Er trottete weiter, aber der Mann auf dem Sitz, ein vierschrötiger Kerl hob den rechten Arm mit der Peitsche und ließ dem Fremden das schwere Leder um die Ohren sausen.
    Hansen war schneller. Er hatte schon einige Prügeleien mitgemacht und überlebt. Bevor ihn die Peitsche treffen konnte, duckte er sich, und als der Vierschrötige noch einmal zuschlagen wollte, nutzte Hansen die Gelegenheit und kletterte gedankenschnell von der Seite her auf den Bock. Er war dem anderen plötzlich sehr nahe und Hansen schlug zu. Er traf den Hals des Angreifers.
    Sven hörte ein Gurgeln. Der Vierschrötige wurde gegen das hintere Brett katapultiert und verlor die Zügel. Er dachte nicht an Gegenwehr, keuchte nur und stammelte ein paar Worte, die Hansen nicht verstand.
    Der Wanderer hatte viele Sprachen und Dialekte

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