1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg
wohl bekannte Gesichter. Toni war da. Er hatte seine Freunde gefunden. Das deutsche Pärchen von heute Morgen war da und Monica grinste mich aus dem Nachbarbett an. Hier wurde entspannt auf den Betten meditiert und sich gegenseitig die Füße massiert.
„Ich glaube, ich habe den Schafsdung zu tief eingeatmet“, grinste ich über das ganze Gesicht und legte mich zufrieden in meinen Schlafsack auf meine Matratze. Jetzt war wieder alles gut.
Es folgte noch ein wunderschöner gemütlicher Abend mit gemeinschaftlichem Kochen und Abendmahl, und ich lernte in dieser kleinen Pilgerherberge im Ort Izco in der Region Navarra die nettesten Menschen auf meiner Reise kennen.
Tag 7
Izco / Monreal / Tiebas
Der nächste Morgen begann für mich sehr früh. Das ganze Zimmer war schon kurz nach sechs Uhr in Bewegung. Am Abend zuvor waren noch mehr Pilger in der Herberge angekommen, so dass sie mit der doppelten Anzahl an Gästen hoffnungslos überfüllt war. Folglich musste man sich zum Duschen anstellen. Ich hatte Glück und kam fertig bepackt gegen kurz vor sieben nach einem improvisierten, stehend eingenommenen Frühstück wieder auf den Weg. Es war dunkel, feucht und ziemlich kalt. Ich hoffte auf trockenes Wetter und machte mich auf die Kilometer, die ich nun zum zweiten Mal beschritt. Wieder beobachtete mich der Hund vor der Scheune sehr genau, aber still. Als eine kleine Gruppe von Pilgern nach mir an der Scheune vorbei kam, hörte ich ihn allerdings laut bellen.
Das Wandern machte mir Spaß, nur der Blick nach vorn in die dunkel heranziehenden Wolken trübte meine Stimmung. Überall war der Weg mit Regenpfützen übersät, so dass man teils im Zickzack darum herum gehen musste. Zwischendurch nieselte es ein wenig, aber das störte mich nicht.
Kurz vor Mittag kam ich in einen kleinen wunderschönen Ort namens Monreal, den der Jakobsweg über eine kleine Steinbrücke erreicht. Es waren kaum Menschen zu sehen, und so schlenderte ich ein paar Minuten auf der Suche nach etwas Essbaren umher. Als ich auf die Hauptstraße stieß, hielt vor mir ein Bus an einer Haltestelle. Auf einer großen Tafel stand der Ort, der heute mein Ziel sein sollte, und wieder war ich kurz versucht, einzusteigen.
„Holla, Werner“, hielt mich eine Stimme ab. Es war Toni, der kurz hinter mir gewandert war.
So als ob ich den Bus gar nicht gesehen hätte, wandte ich mich zu Toni um und ging mit ihm weiter. Er erzählte mir, wie froh er sei, dass er endlich in Izco seine Freunde wieder gefunden hätte. Die waren ihm jetzt aber schon wieder abhanden gekommen. Wir gingen ein paar Meter und standen dann vor einem kleinen Restaurant. Vor der Tür parkten viele kleine Lieferwagen.
„Ein Restaurant für Einheimische“, sagte ich, „da gibt es sicher etwas Gutes zu essen für uns.“ Wir betraten den Gästeraum und fanden gerade noch einen kleinen Tisch in einer Ecke. Wir deckten uns mit Tortillas, einer Art Rührei mit verschiedenen Zutaten und Bocadillos, unterschiedlich belegte Sandwiches, ein.
Während wir gerade unser Festmahl einnahmen, öffnete sich die Tür und... da waren sie wieder alle. Tonis Freunde, Monica mit Martin, dem großen, dunklen Spanier aus Madrid mit dessen Sohn Bruno, und das junge Paar aus Süddeutschland, Peter und Heike.
Die Begrüßung war sehr herzlich und laut. Während des Essens blickte ich in dem Gewusel von Enge und Lautstärke in die Runde und wunderte mich. Da kennt man sich erst ein paar Tage und verhält sich, wie langjährige Freunde. Gemeinsam machten wir uns dann wieder auf den Weg. Bruno ging mit seinem Sohn voran, die anderen folgten ihm. Die Wolken waren noch da, aber es hatte seit drei Stunden nicht mehr geregnet. Nach einer Weile waren sogar blaue Flecken am Himmel zu sehen und die Sonne kam heraus. Ich entschloss mich eine Panoramaaufnahme von der Landschaft zu machen.
Dazu hatte ich außer meiner Handykamera eine DVD Kamera und ein Stativ mit auf die Reise genommen. Ich wollte auch bewegte Aufnahmen haben und eine DVD über meine Reise machen. Dazu war es aber immer nötig, den Rucksack abzustreifen, die Kamera auszupacken, das Stativ aufzubauen und alles einzurichten. Mit den entsprechenden Aufnahmen, die ich dann machte vergingen mit dem wieder einpacken schon mal gerne zwanzig Minuten. So lief ich eigentlich immer den anderen hinterher, denn diese Zeit konnte ich nur mit sehr kurzen Pausen wieder gutmachen.
Im nächsten kleinen Ort trafen sich aber alle wieder. Klar, denn es gab hier
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