1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg
wie es wohl vor hunderten Jahren genau hier zugegangen war. Fast konnte ich das Geräusch der Pferde hören, die aufeinander zuritten. Links neben der Brücke auf einer großen Wiese werden auch heute noch jedes Jahr Schaukämpfe vorgeführt. Die Geschichte musste ich natürlich zum Besten geben und beeindruckte meine Mitpilgerin mächtig.
„Gibt es einen besonderen Grund, warum du dich auf den Jakobsweg gemacht hast?“ wollte Bruni wissen. Diese Frage hatte ich schon öfter gehört und sie gilt als eine der intimsten Fragen, die du auf dem Weg jemandem stellen kannst. Ich überlegte sehr gründlich, denn bisher war mir noch keiner eingefallen. Ich stammelte etwas von Natur, körperlicher Herausforderung und so weiter.
„Mir fällt kein richtiger, konkreter Grund ein, außer dass ich es für gut und richtig gehalten habe, diese Reise anzutreten. In meinem Leben ist immer Platz für Veränderung gewesen.“ So richtig wusste ich selbst nicht, worauf ich hinaus wollte. Ich kam vom Hölzchen aufs Stöckchen. Ich zischte rasend schnell gedanklich durch mein Leben, um einzelne wichtige Begebenheiten zu beschreiben und sie zu deuten. Ich versuchte zusammen zu kriegen, was ich schon alles ausprobiert hatte, mit welchen Büchern und Philosophien ich mich beschäftigt hatte, bis ich auf das Thema Rückführungen kam.
„Das ist interessant“, hakte sie sich ein, „hast du so etwas schon mal gemacht?“ Ich musste lachen, wie immer, wenn ich mich an diese Geschichte erinnerte.
Vor etwa fünfundzwanzig Jahren war ich für eine große deutsche Tageszeitung tätig gewesen und kam so an zahlreiche Bücher aus allen Themenbereichen kostenlos heran. Mein besonderes Interesse galt zu dieser Zeit allem, was mit Grenzwissenschaften zu tun hatte. So las ich über Berichte von Medien, Selbsthypnose, Okkultismus, sowie alter Kulturen von den Azteken bis zu den Tempelrittern. Alles hatte in meinem Kopf für eine Buchlänge Platz. Aus reiner Neugier beschäftigte ich mich auch praktisch mit dem ein oder anderen Thema. So funktionierte bei mir schon im Alter von dreiundzwanzig die Meditation und Selbsthypnose zum Entspannen sehr gut. Als ich zwei Bücher über Rückführungen gelesen hatte, wollte ich auch das praktisch erleben.
Ich hatte mich immer gewundert, dass in den Berichten über Rückführungen, in denen sich die Personen unter Hypnose an ihre vergangenen Leben erinnern können, fast immer prominente oder hochstehende Personen zum Vorschein kamen. In den Berichten erinnerten sie sich an Priester, Kaiser und Könige, mindestens aber an Adlige. Sehr selten war von ganz normalen Menschen die Rede.
„Jedenfalls hatte ich mir aus der Zeitung eine Adresse heraus geschrieben von einer Frau, die Rückführungen anbot“, sagte ich, während Bruni und ich eine kleine Anhöhe hinauf wanderten.
„Sie versetzte mich in Hypnose, was gut und schnell funktionierte und bat mich, die Zeit zurück zu gehen und die Bilder zu betrachten.“ Ich fing wieder an zu lachen.
„Was ist passiert, „ fragte Bruni, „ was war so lustig?“ „Naja“, grinste ich, „ich denke, ich hatte damals zu viel darüber gelesen und steckte zu tief in dieser Thematik. Denn als die ersten Bilder auftauchten, fing ich trotz Hypnose an zu lachen.“
„Warum? - Erzähl“, wollte sie wissen.
„Eigentlich war die Situation gar nicht zum Lachen. Die ganze Szene hätte zu einem Robin Hood Film gepasst. Und ich war Robin Hood. Ich stand auf einem Holzgestell und hatte einen Strick um den Hals.“
Na ja, auch ich war ein berühmter Mann in meiner Rückführung gewesen. Ich hatte in der Situation keine Angst oder ein schlechtes Gefühl. Ich sagte nur immer wieder lachend zu der Frau, die mich hypnotisiert hatte, ich sei Robin Hood.
„Die Situation wurde dann peinlich und ich ging nach Hause. Die Frau tat mir leid. Sie musste denken, ich wollte sie auf den Arm nehmen.“
„Hast du danach noch mal daran gedacht“, fragte Bruni nach, „hat sich etwas in deinem Leben verändert?“
„Hm, ich muss immer noch lachen, wenn ich, wie jetzt die Geschichte erzähle. Verändert hatte sich eigentlich nichts. Außer einer Kleinigkeit. Ich konnte bis zu diesem Zeitpunkt nichts am Hals vertragen. Rollkragenpullover oder Krawatten tragen, ging nicht. Das war die Hölle für mich. Einige Zeit nach der Rückführung fiel mir auf, das diese Empfindlichkeit ganz verschwunden war.“
„Aha, siehst du. Dann hat es doch etwas gebracht“, das Thema schien sie wirklich zu
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