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1002 - Höllenqualen

1002 - Höllenqualen

Titel: 1002 - Höllenqualen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihm wich zurück. Als wären die Flammen kleine Hände, die nicht mehr wollten, daß die Dunkelheit blieb. Sie trieben sie auseinander, es entstanden hellere Lücken, und der Abbé erhielt eine bessere Sicht.
    Und er sah den Sarg!
    Nicht ganz, nur den Beginn, der in diesem Fall das Fußteil darstellte. Doch der Sarg war offen. Er konnte in ihn hineinschauen, und das silbrige Schimmern des Skeletts machte ihn auf eine bestimmte Art und Weise froh, weil eben alles an seinem Ort lag, sicherlich auch das Siegel der Templer, denn es gehörte ebenfalls dazu.
    Hector de Valois trug es auf seinen geöffneten Händen.
    Noch konnte er den Stein nicht sehen, dafür schälten sich die Knochen der Gebeine aus der Dunkelheit hervor. Er sah auch die Füße, deren fleischlose Zehen in die Höhe ragten, und als er weiterging, floß das Kerzenlicht wie ein unruhiges Gewässer über die gesamte Gestalt hinweg.
    Rechts neben dem Sarg war der Mann stehengeblieben. Er senkte den Blick, um das Siegel der Templer sehen zu können.
    Es war ein alter Stein, aber das war nicht wichtig. Auf dem Siegel war das Kreuz des Geisterjägers John Sinclair abgebildet, direkt über dem liegenden Halbmond mit dem Sternenkranz, dem Zeichen der Mutter Gottes. Das Siegel war sehr alt. Schon Richard Löwenherz hatte es besessen. Eigentlich gehörte es John Sinclair, der allerdings hatte aus guten Gründen darauf verzichtet.
    Es war zwar nicht hundertprozentigbewiesen, aber durch den Besitz des Siegels wurde auch das »Leben« des Skeletts erhalten, das sich unter bestimmten Bedingungen aus seinem Sarg erhob.
    Im Moment lag es bewegungslos, und der Abbé traute sich auch nicht, die Knochen zu berühren.
    Er ging weiter auf das Kopfende zu und stellte dort die Kerzen auf einem Steinblock ab, wo bereits viele Kerzen ihr Licht ausgehaucht hatten.
    Dann wartete er.
    Bloch wußte selbst nicht, worauf er lauerte. Er hatte einfach nur seinem Drang gehorcht und darauf vertraut, nichts Falsches getan zu haben, denn es war etwas in Bewegung geraten. Er selbst sah sich dabei nicht eben als unbeteiligt an, weil er Pater Angares nach Chartres zu John Sinclair geschickt hatte.
    Er fühlte sich wie jemand, der am Hebel des Schicksals gestanden hatte und jetzt wieder stand. Er brauchte ihn nur zu fassen und zu betätigen.
    Aber er tat zunächst nichts. Wieviel Zeit vergangen war, bis er endlich den Entschluß gefaßt hatte, sich zu bewegen, darum kümmerte er sich nicht. Es hatte ihn schon Überwindung gekostet, sich zu bücken, um dem Skelett näher zu kommen.
    Das Kerzenlicht reicht ihm dabei aus. Er brauchte nicht mal einen dritten Docht zu entflammen. Der zuckende Schein floß bis zu den Hüften und den Händen des silbernen Skeletts hin, auf dem das Siegel der Templer lag.
    Der Abbé hütete sich davor, es zu berühren. Zwar senkte er seinen rechten Arm, aber die Finger zielten nach dem Skelett. Auch für ihn war es schon etwas Besonderes, die Reste des ehemaligen Templerführers zu berühren, und so lauschte er dem eigenen, schon etwas keuchenden Atem.
    Mit zwei Fingern strich er über einen silbrigen Schulterknochen hinweg.
    Kalt war der nicht, denn innerhalb des Gebeins existierte eine gewisse Wärme, die auch nicht als normal angesehen werden konnte.
    Es floß kein Blut darin. Es gab keine Haut, es gab keine Venen, keine Adern, einfach nur die Knochen.
    Die Finger des Mannes strichen weiter an der Gestalt entlang. Sie fanden ihren Weg in Richtung Hüfte, und er wußte selbst nicht, weshalb er es tat. In diesen, ihm lang vorkommenden Augenblicken, fühlte er sich wie fremd gesteuert.
    Seine Augen bewegten sich ebenfalls. Sie glitten über den Knöchernen hinweg, erkundeten jedes Detail, und sein Blick blieb schließlich am Siegel der Templer hängen.
    Im selben Augenblick zuckte seine Hand in die Höhe, als hätte sich das Gebein erhitzt. Noch immer atemlos dachte er darüber nach, was ihm aufgefallen war.
    Auf dem Siegel, wo auch das Kreuz des Geister Jägers eingraviert worden war, hatte sich etwas bewegt. Oder auch nur gezuckt. Wie dem auch sein mochte, es war nicht so geblieben wie zuvor, und Bloch glaubte auch nicht, daß ihm die Nerven einen Streich gespielt hatten.
    Abwarten.
    Er durfte sich jetzt auf keinen Fall nervös machen lassen und den Überblick verlieren.
    Nachdem er wieder zu sich gefunden hatte, ließ er den Blick noch einmal über die silberne Gestalt laufen.
    Bei ihr hatte sich nichts verändert. Sie lag noch immer so da.
    Aber das Siegel…
    Er

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