1064 - Horror-Line
Anblick geschockt.
Vor mir stand, eingehüllt in diese stinkende Wolke, ein Ghoul!
Dabei spielte es keine Rolle, ob diese Gestalt einmal eine Frau oder ein Mann gewesen war. Für die Ghouls gab es immer nur ein Ziel. Sie wollten ihren Hunger stillen. Sie mußten es tun, es gab da nur eine große Möglichkeit.
Menschen!
Leichen, Tote, denn diese Wesen waren tatsächlich Leichenfresser. Sie ernährten sich von Toten, das wußten wir genau, denn wir hatten schon öfter mit ihnen zu tun gehabt. Zumeist existierten sie auf alten Friedhöfen, sie hausten unter der Erde, wenn sie ihre eigentliche und schleimige Ghoulgestalt angenommen hatten.
Es gab sie auch anders.
Wie Fay.
Sie konnten als Menschen auftreten und sich wunderbar tarnen. Sogar als verbale Sexdienerinnen arbeiteten sie, wie wir es bei Fay erlebt hatten. Keiner ihrer Anrufer ahnte, mit wem er es tatsächlich zu tun hatte.
Hinter mir unterhielt sich Suko mit Elly Danford. Das heißt, er beruhigte sie. Er sprach mit ihr. Sie begriff nicht, was da vorging. Sie war völlig von der Rolle, und auch die restlichen Frauen zeigten sich entsetzt. Sie standen weiter entfernt, wollten aber nicht zurück in ihre Zimmer, weil das Geschehen, so schrecklich und ätzend es auch war, sie in ihren Bann zog.
Der weibliche Ghoul vor mir entwickelte sich. Er reagierte da wie manche Tiere, die sich aufplusterten, um bei einem Feind Eindruck zu schinden.
Das würde die Gestalt bei mir nicht schaffen. Vielleicht wollte sie die Entwicklung auch nicht rückgängig machen, möglicherweise war es das Schicksal gewesen, das Fay in diesen Zustand hineingetrieben hatte. Ich war als ihr Feind zu ihr gekommen, und ich wußte, daß sie mich als Beute ansah.
Sie hätte sich gefreut, wenn es Bastard geschafft hätte, mich zu töten. Dann wäre ich für sie die ideale Nahrung gewesen, aber es war anderes gekommen.
Ich ließ mir Zeit. Gelassen holte ich das Kreuz hervor. Dagegen gab es für einen Ghoul keine Waffe. Ich kannte den Vorgang. Die Gestalt würde auf eine besondere Art und Weise vernichtet werden.
Es gab zudem keinen anderen Weg, als dies zu tun. Sie durfte nicht weiterexistieren. Sie würde sich immer wieder ihre Nahrung suchen und dabei Menschen in höchste Lebensgefahr bringen.
Das Kreuz hielt auch weiterhin die Wärme gefangen. Es tat mir gut, dies zu spüren. Hinter mir flüsterte Elly ein paar Worte, die ich nicht verstand. Es war mir auch egal, was sie sagte, für mich gab es nur diesen weiblichen Ghoul, der sich mittlerweile zu einem Schleimberg verändert hatte.
Hinter dieser glatten und stinkenden Masse malte sich das Gesicht ab. Nein, es war kein normales Frauengesicht mehr. Auch ihre Züge waren durch den Schleim verändert worden. Andere Kräfte hatten sie zusammengedrückt. Das Gesicht war verschoben, aufgebläht, und die Lippen ließen sich nicht mehr schließen. So war ich in der Lage, die neuen Zähne zusehen, die dieser Gestalt gewachsen waren.
Reißer und Hauer zugleich, die wie zwei Kämme im Maul wuchsen und sich dabei gegenüberstanden. Damit war sie in der Lage, ihre Opfer zu reißen. Sie hackte die Zähne in die Körper der Menschen und riß die Stücke daraus hervor.
Schlimm, grauenhaft.
Dann hob ich mein Kreuz, als ich einen weiteren Schritt auf die widerliche und stinkende Gestalt zuging. Hinter der Schleimschicht bewegte sich ihr Gesicht. Sie verzerrte den Mund so stark, daß er schräg stand.
Ich wollte diesen Ghoul nicht erst stärker werden lassen. Er traf auch keine Anstalten, mich anzugreifen, denn das Kreuz hatte ihn schon jetzt zur Untätigkeit verdammt.
Der schleimige Körper preßte sich gegen die Zimmerwand, als wollte er darin verschwinden. Er war breiter geworden und sah jetzt aus, wie davorgeklatscht.
Mit einer blitzschnellen Bewegung der rechten Hand stieß ich das Kreuz in die weiche Masse. Es gab keinen Widerstand mehr. Der Schleim und der Körper hatten sich miteinander vermischt. Ich hätte das Kreuz auch in eine Masse weicher Butter rammen können, der Effekt wäre der gleiche gewesen.
Es steckte fest. Ich hatte es losgelassen und wartete auf die Reaktion.
Kein Schrei, obwohl sich hinter der durchsichtigen Schleimschicht der Mund öffnete. Er zuckte dabei mehrmals, blieb offen, denn er schaffte es nicht, sich wieder zu schließen. Ein schiefes Maul, aus dem weiterer Schleim stieß. Gelblich und weiß, wie aus einer nie versiegenden Quelle. Das Kreuz holte ich vorerst nicht zurück. Ich ließ es stecken, und seine Kraft
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