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112 - Der tägliche Wahnsinn

112 - Der tägliche Wahnsinn

Titel: 112 - Der tägliche Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingo Behring
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mal etwas Kreativeres einfällt als ‹ HP im Hinterhof›. Da kann man sich doch auf nichts vorbereiten.»
    Egal, wir mussten los. Kevin stellte die Putzeimer an die Seite, ich holte noch schnell meine rote Jacke, dann fuhren wir mit Blaulicht hinaus in den Regen.
    «Wo iss’n die Apothekengasse?», fragte Kevin, der hinter dem Steuer saß.
    «In der Altstadt. Lange Straße, dann hinter der Kneipe links», protzte ich mit meiner Ortskenntnis.
    Auf dem Weg zum Zielort wurden wir plötzlich heftig ausgebremst. Während wir mit viel Krach auf eine Kreuzung zufuhren, an der die Ampel «Rot» zeigte, entschied sich Kevin, über die noch freie Linksabbiegerspur an den wartenden Autos vorbeizufahren. Pustekuchen. Kurz vor Erreichen der Kreuzung meinte der Fahrer des ersten Wagens, uns Platz machen zu müssen, indem er nach links auf die einzige freie Durchfahrt auswich. Nach unserem Bremskopfstand ging natürlich das Rangieren der übrigen Autofahrer hinter dem Ausscherer los. Ich fluchte laut, während Kevin uns zwischen die durcheinander schiebenden Pkws zirkelte. Hätte der Verursacher des Chaos nicht einfach stehen bleiben können?
    Der Einsatzort war eine Wohn- und Geschäftsstraße. «Der Anrufer sagte, er würde bei einem Friseursalon auf uns warten», teilte uns das Callcenter auf Anfrage über Funk mit. An der Zieladresse wurden wir tatsächlich von einem etwa dreißigjährigen Friseur in Tuchhose und schwarzem Hemd mit Firmenlogo vor einem Salon erwartet, der sich in einem größeren Mietshaus befand. Als wir ausstiegen, lief der Mann aufgeregt auf uns zu und rief: «Mein Kollege wollte im Hof eine rauchen. Da hat er den Mann gefunden.»
    «Und wie gelangen wir in den Hof?», fragte ich.
    «Durch den Laden, dann durch die Hintertür wieder raus. Stellen Sie sich das vor! Der lag da einfach so rum.» Es fehlte nur noch der Zusatz: «Was die Leute alles wegwerfen …»
    Wir folgten dem Haarkünstler den beschriebenen Weg. Im Hof lag im strömenden Regen unter einer Decke ein älterer Mann etwa drei Meter von der Hauswand entfernt, halb auf den Pflastersteinen des Hofes, halb auf einer Rasenfläche.
    «Haben Sie den Mann schon mal gesehen?», fragte Kevin. «Wohnt der hier?»
    Der Figaro zuckte mit den Schultern: «Nein. Aber ich weiß auch nicht genau, wer hier so hingehört und wer nicht. Ich bin in dem Laden nur angestellt.» Der etwa Sechzigjährige zitterte unter der Decke still vor sich hin. Ich sprach ihn an: «Hallo? Hören Sie mich?» Er antwortete nicht, stöhnte nur etwas. Vorsichtig lupfte ich die durchnässte Decke, um zu sehen, ob er verletzt war. Bei näherem Betrachten fanden wir heraus, dass der Mann lediglich Unterhemd, Unterhose und löchrige Socken trug. Knie und Unterarme waren aufgeschürft, er lag mit der Hüfte ziemlich genau auf einer etwa drei Zentimeter hoch stehenden Rasenkante
    «Hallo? Haben Sie Schmerzen?» Ich rüttelte ihn leicht an der Schulter. Jetzt reagierte er. Der Mann war also bei Bewusstsein.
    «Ja … ich, äh … mir ist kalt.»
    «Haben Sie Schmerzen?», wiederholte ich. «Was ist passiert?»
    Er überlegte eine Weile: «Ich weiß nicht … Meine Hüfte tut weh. Und der Rücken. Ich habe keine Ahnung, wie ich hier hergekommen bin.» Er war sehr verlangsamt in den Antworten, schien völlig durcheinander zu sein und versuchte, sich nicht unnötig zu bewegen. Um die Vorgeschichte seiner Situation herauszufinden, war er offensichtlich keine Hilfe. Aber was war geschehen? In Unterwäsche läuft für gewöhnlich niemand in Hinterhöfen herum.
    Es regnete weiterhin in Strömen. Während ich die nasse Wolldecke vom Patienten nahm und ihn in eine Rettungsfolie einwickelte, ging Kevin zur Tür, die ins Haus führte, um festzustellen, ob der Mann vielleicht auf diese Weise in den Hof gekommen war.
    «Die Tür ist abgeschlossen», stellte er fest. «Hier kann er nicht durchgegangen sein.» Danach wandte er sich an den Friseurangestellten: «Ist der Mann durch den Laden gelaufen?»
    «Nein. Den haben wir hier nur gefunden», antwortete der. «Keiner kennt ihn.»
    Kevin kehrte zu mir zurück. Gerade prüfte ich den Blutdruck des Mannes. Der war in Ordnung. «Vielleicht hat er Unterzucker?», meinte mein Kollege. Durch zu wenig Zucker im Blut kann das Gehirn nicht richtig arbeiten, die Person ist dann desorientiert, hat Schwindel und Schweißausbrüche. Aber auch die Überprüfung des Blutzuckergehalts ergab keine abnormen Werte. «Oder er hatte einen Krampfanfall?» Auch nach Krämpfen

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