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1188 - Wartesaal zum Jenseits

1188 - Wartesaal zum Jenseits

Titel: 1188 - Wartesaal zum Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erinnern.
    »Sie haben Glück«, sagte Suko.
    »Wieso?«
    »Uns reicht es, wenn wir den Deckel öffnen können. Der Sarg kann im Grab bleiben.«
    »Toll. Wenigstens ein Lichtblick.« Boris Long war neugierig. »Was wollen Sie denn in der Kiste finden?«
    »Eine Leiche.«
    »Das hätte mir auch mein Fräulein Mutter sagen können. Gibt es da noch etwas Besonderes? Schmuck? Diamanten? Oder Kohle?«
    »Graben Sie«, sagte ich.
    »Ja, ja, man wird doch mal fragen dürfen. Schließlich habe ich den Job und nicht ihr.« Er schaute Glenda an. »Sie sehen aus wie eine Ärztin. Ist auch kein Job für eine Frau.«
    Glenda grinste scharf. »Nein, aber Leichen sind mein Hobby. Ich sammle sie, überziehe sie mit Kunststoff, damit sie nicht mehr riechen, habe sie zuvor präpariert und verkaufe sie dann an Kunden in aller Welt. Ist ein gutes Geschäft.«
    »He.« Long musste lachen. »Wer kauft denn Tote?«
    »Meistens Kollegen von Ihnen. Die können auch zu Hause nicht von ihrem Job lassen.«
    Gegen diese Schlagfertigkeit kam der Totengräber nicht an. Er schüttelte den Kopf, stieg wieder in die Grube hinein und setzte seine Arbeit fort.
    Wir hatten uns um das Grab herum gruppiert und schauten zu. Allerdings standen wir so, dass wir nicht von den Erdbrocken getroffen werden konnten. Das Radio stellten wir nicht wieder an. Long musste einfach ohne seine Musik auskommen.
    Glenda schaute sich immer wieder um. Ich wusste, dass sie nach ihrer Bekannten suchte, doch die ließ sich nicht blicken, obwohl sie es versprochen hatte.
    »Es gefällt mir nicht, dass sie nicht kommt.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Sie kann aufgehalten worden sein.«
    »Kann, aber muss nicht.«
    »Denkst du wieder um die Ecke herum?«
    »Ich bin misstrauisch.«
    »Willst du hinfahren?«
    »Nein, nein, noch nicht. Später. Erst will ich sehen, wer hier in dieser Kiste liegt.«
    »Marga Tomlin«, sagte Suko.
    Glenda, die leicht gebückt gestanden hatte, hob den Kopf. »Glaubst du das?«
    »Was spricht dagegen?«
    »Keine Ahnung. Davon abgesehen, ich denke auch, dass wir Marga Tomlin im Sarg finden werden. Es fragt sich nur, wie sie aussieht.«
    »So schlimm ist es nicht«, meldete sich Boris Long aus dem Grab. Er hatte alles gehört. »So schnell verwesen die Leichen auch nicht. Ist kein schöner Anblick, aber man kann ihn verkraften.«
    »Das denke ich auch.«
    Wir schwiegen und ließen ihn weiterarbeiten. Ich ging ein paar Schritte zur Seite und schaute mir die umliegenden Grabstätten an, die alle völlig normal waren. Nichts wies darauf hin, als hätte sich jemand an diesem Friedhof zu schaffen gemacht.
    Glenda war mir gefolgt. »Glaubst du wirklich daran, dass es die Stimme der toten Mutter gewesen ist, die Tessa gehört hat?«
    »Wir müssen uns da auf sie verlassen. Aber warum fragst du? Kommen dir Zweifel?«
    »Ich suche nach einer Erklärung.«
    »Dazu ist es zu früh.« Ich schaute in ihr etwas blasses Gesicht und lächelte. »Die werden wir möglicherweise bekommen, wenn der Sarg erst mal offen ist.«
    »Das hoffe ich, John.« Sie nickte gegen den Grabstein. »Schließlich will ich euch nicht grundlos hergeführt haben. Auf so eine Blamage kann ich wirklich verzichten.«
    Ich winkte ab. »Es wird schon etwas dran sein, Glenda. Oder hältst du diese Tessa Tomlin für überdreht?«
    »Auf keinen Fall. Ich kenne sie zwar nicht so gut wie eine Freundin, aber wenn wir uns nach dem Besuch im Studio unterhielten, machte sie auf mich einen vernünftigen Eindruck. Sie steht mit beiden Beinen im Leben, und sie ist auch kein Typ, der sich in die Esoterik-Szene flüchtet und sich mit dem Tod auseinandersetzt.«
    »Habt ihr auch über die Mutter gesprochen, als sie noch lebte?«, wollte ich wissen.
    Glenda ging wieder auf das Grab zu. Dort flogen keine Lehmklumpen mehr in die Höhe. »Nein, das haben wir nicht, John. Es gab keinen Grund. Tessa lebt in London, ihre Mutter wohnte hier in Weald. Der Kontakt zwischen den beiden war nicht eben intensiv. Beide lebten ihr eigenes Leben.«
    »Wie man es so oft erlebt.«
    »Du sagst es.«
    Suko winkte uns zu. Er stand am Grab und hatte mitbekommen, dass Boris Long mit seiner Arbeit fertig geworden war. Er stand noch im Grab und schaute über den Rand hinweg. Mit seinem breiten Mund grinste er uns zu. Auf seiner Glatze sahen wir die ausgestreckte Zunge aus dem Mund quellen.
    Es war eng zwischen dem Sarg und den Grabwänden. Das allerdings war der Totengräber gewöhnt.
    Er erklärte uns auch, dass er den Sarg nicht erst

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