1233 - Der Kunst-Vampir
mich an den beiden vorbei und betrat als Erster das Haus, in dem es nach Farbe roch. Wahrscheinlich hatten die Wände erst vor kurzem den leicht grünlichen Anstrich erhalten.
Auch das braune Holz der Treppe sah aus, als wäre es erst in den letzten Tagen behandelt worden, denn es glänzte wie neu.
Im Haus selbst war es ruhig. Es kam uns auch niemand entgegen, und so konnten wir in die erste Etage gehen. Da der Bau sehr schmal war, wohnte in jeder Etage nur eine Familie.
Auf dem Klingelschild neben der Tür stand einfach nur der Name Köhler.
Die Wohnungstür war natürlich zu. Und abgeschlossen, das merkte ich, als ich die Klinke drückte.
»Willst du noch mal klingeln?«
»Lohnt es sich denn?«
Dagmar lächelte. »Dann hätten wir zumindest ein Alibi, wenn wir auf eine andere Art und Weise in die Wohnung gelangen wollen.«
»Das stimmt auch wieder.«
Ich klingelte erneut und hätte es mir auch sparen können, denn niemand öffnete.
»Was jetzt?«
Ich schaute mir die Tür an. Sie sah stabil aus. Vielleicht hätte ich sie einrammen können, aber das hätte zu viel Aufsehen erregt und ging nicht ohne Krach ab.
Es gab eine andere Möglichkeit, die vielleicht etwas brachte.
Ich konnte es mit der Kreditkarte versuchen. Damit ließen sich die einfachen Schlösser zumeist öffnen.
Dagmar schaute mir zu und warf auch einen Blick hinunter ins Treppenhaus, um zu kontrollieren, ob jemand kam. Weder von unten noch von oben näherte sich ein Mieter, und so war die Tür bald offen, ohne dass jemand etwas bemerkt hätte.
»Glück gehabt«, sagte ich. Die Klinke hielt ich fest, damit die Tür nicht zufiel.
Zwischen uns war genug gesprochen worden, und als Dagmar nickte, war das auch für mich das Startzeichen. Ich schob die Tür behutsam auf und blickte in einen schmalen düsteren Flur.
Mein Kreuz hatte sich noch nicht »gemeldet«, und so zog ich auch in Betracht, dass die Wohnung leer war und sich Dagmar bei ihrer Beobachtung geirrt hatte.
Als der Spalt groß genug war, schlüpfte ich hindurch und blieb im Flur zunächst mal stehen. Es gab weitere Türen. Da sie jedoch alle geschlossen waren, fiel kaum Licht in den Flur hinein. Dafür sah ich einen Spiegel, Garderobenhaken und eine Tasche, die an der Wand lehnte.
Dagmar war mir gefolgt. Ich hörte, dass sie die Tür schloss.
Jetzt war es völlig finster.
»Und?« hauchte sie.
»Nichts zu hören.«
»Aber da ist jemand gewesen.«
»Das glaube ich dir auch.« Ich suchte nach der Tür, die uns in das entsprechende Zimmer führte, wo dann auch die beiden kleinen Fenster lagen, die wir vom Hof aus gesehen hatten.
Dagmar hatte meine Gedanken erraten. »Rechts!«, hauchte sie mir ins Ohr.
»Alles klar.«
Es waren nur wenige Schritte, die ich zurücklegen musste.
Sofort legte ich meine Hand auf die Klinke und brauchte sie nicht mal bis zum Anschlag durchzudrücken, als sich die Tür schon öffnete und ich in das Zimmer treten konnte.
Es war das Wohnzimmer des Ehepaars. Relativ klein, aber durch die wenigen Möbel gemütlich eingerichtet, wobei mir auch die Farbkombination gefiel.
Das Grün der Stoffe passte zu dem hellgrauen Teppichboden.
Weniger passten dazu die dunklen Flecke, die meiner Ansicht nach sogar noch recht frisch aussahen und mich an geplatzte Blutstropfen erinnerten.
Das hatte auch Dagmar Hansen gesehen. Sie bekam eine Gänsehaut, als sie sprach. »Hier hat er gewütet…«
Davon war ich nicht überzeugt. Klarheit würde erst entstehen, wenn wir alles gesehen hatten.
Ich betrat das kleine Zimmer. Ich verfolgte mit den Blicken die Blutspur und ging dabei noch weiter.
Diesmal konnte ich über die Lehne der Couch hinwegschauen - und blieb starr stehen.
Das hatte auch Dagmar Hansen gesehen. Bevor sie eine Frage stellen konnte, war ich schon weg und stand so, dass ich direkt hinter die Couch schauen konnte.
Der Mann lag auf dem Boden.
Ich kannte ihn nicht, aber Dagmar hatte ihn schon gesehen.
»Mein Gott«, hauchte sie, »das ist der Ehemann. Das ist der Typ aus dem Park, der seine Frau angeblich betrogen hat.«
Mochte es sein, wie es wollte. Betrügen würde er seine Frau nie mehr können, denn er war tot…
***
Richtig tot, auch wenn es sich profan anhört.
Er lag nicht nur einfach auf dem Rücken, um seinen Hals zu präsentieren, denn dort zeichneten sich keine Bissstellen ab.
Sein Mörder oder seine Mörderin hatte ein Messer genommen und damit mehrmals zugestochen. Deshalb sah seine Brust einfach so schrecklich aus.
Wir hielten
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