1472 - Wahnsinn in Manhattan
eine Anschrift von ihr?«
»Ja.«
»Sehr gut. Wo können wir sie finden?«
Glenda hob die Augenbrauen und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob das so einfach sein wird. Eure Freundin wohnt im House of Flowers.«
»Bitte? Im Blumenhaus?«
»Ja.«
»Ist das eine Gärtnerei?«
»Unsinn. Hast du noch nie zuvor etwas von diesem Haus gehört?«
»Nein, habe ich nicht.«
»Da steht oft genug was in den Zeitungen. Das Ding ist eine alte Mietskaserne, die eigentlich hätte abgerissen werden sollen. Das ging aber nicht, denn der Schuppen ist besetzt worden. Früher sagte man wohl Hippies zu den Leuten, aber heute nennen sie sich Umweltschützer oder Naturbewahrer. Die jungen Leute haben das Haus besetzt, und als Zeichen, wofür sie stehen, haben sie die Hauswände mit Blumen angemalt. Das Bild habe ich des Öfteren in den Zeitungen gesehen. Immer dann, wenn mal wieder Krach im Haus war. Abgerissen worden ist es bis zum heutigen Tag noch nicht. Die Bewohner scheinen sich gut wehren zu können, und das gönne ich ihnen. Es wäre schlimm, wenn die verdammte Häusermafia alles an sich reißen würde. Danach sieht es nämlich aus.«
»Und du meist, wir können dort mehr über sie erfahren?«
»Davon bin ich überzeugt.«
Das war Suko noch nicht, denn er wusste, dass zwei Welten aufeinander trafen, wenn er und John den Leuten einen Besuch abstatteten.
Aber irgendwie gab es immer einen Kompromiss.
»Soll ich dir etwas Positives sagen?«
»Bitte, Glenda.«
»In der folgenden Nacht gibt es einen kleinen Temperatursturz.«
»Ein großer wäre mir lieber.«
»Sei nicht so gierig.«
»Schon gut.«
Aus dem Nebenzimmer klangen Schrittechos zu ihnen herüber.
Und Sekunden später stand John Sinclair auf der Schwelle, der diesmal keinen Kaffee mitbrachte, sondern eine Flasche Wasser.
»Na dann Cheers«, sagte Suko.
John Sinclair nickte, setzte die Flasche an die Lippen und trank einen großen Schluck…
***
Ich kam mir halb verdurstet oder halb ausgetrocknet vor. Bei diesem Wetter schwitzte man viel, und da war es wichtig, den Flüssigkeitshaushalt auszugleichen.
Erst als ich die Flasche fast zur Hälfte geleert hatte, stellte ich sie ab.
»Das tat gut.«
»Und weiter?« fragte Glenda.
Ich nahm auf meinem Stuhl Platz und streckte die Beine aus. »War Sir James schon bei euch?«
»Das ließ sich nicht vermeiden«, sagte Glenda.
»Ja, dieser Typ von der Stadt rief ihn an. Das war vielleicht eine Pfeife. Er tat, als wäre er von der Notbremsung persönlich betroffen und müsste alles bezahlen. Er wollte natürlich dem armen Mac Dury an die Kehle. Als ich ihn davon abhielt, hätte er mich am liebsten rausgeworfen. Das hat er sich überlegt und mit Sir James gesprochen.«
»Wissen wir bereits«, sagte Suko.
»Super. Und was wisst ihr noch?« Ich schielte auf den Ausdruck.
Ich sah, dass Susan Walters darauf abgebildet war.
»Das Bild ist unsere Spur«, erklärte Suko.
»Der Text auch?« fragte ich grinsend.
»Ja, lies ihn.«
Das hatte ich vor. Was ich erfuhr, war interessant. Vor allen Dingen wusste ich jetzt, wo wir Susan Walters zu suchen hatten.
»Na, das ist doch endlich mal ein Fortschritt.«
Glenda machte mich etwas nieder. »Du glaubst doch nicht, dass dir diese Frau in dem Blumenhaus über den Weg läuft?«
»Warum sollte sie nicht?«
»Die ist doch längst woanders.«
»Kann auch sein. Aber sie hat dort sicher nicht allein gelebt. Ich gehe davon aus, dass wir Menschen finden, die sie kennen oder gekannt haben. Und da könnten wir dann weiter forschen.«
»Wenn ihr Glück habt.«
»Wir lassen es jedenfalls darauf ankommen.« Mit ein paar weiteren Schlucken leerte ich die Flasche. Ich wollte mich erheben, als ich Glendas Frage hörte.
»Sag mal, John, was war das denn für eine chaotische Welt? Kannst du dir darauf einen Reim machen?«
»Es war die Apokalypse.«
»Ach…«
»Das hat sie gesagt.«
»Und weiter?«
»Nichts mehr. Sie hat uns nicht erklärt, warum das Bild entstanden ist und welche Bedeutung es genau hat. Sie sprach vom Chaos und eben dieser Veränderung.«
»Die aber in einer anderen Dimension stattgefunden hat?«
Ich hob die Schultern. »Da ist alles möglich. Ich gehe davon aus, dass sie mir bei einem zweiten Treffen nicht wieder entwischt. Darauf kannst du dich verlassen.«
Suko stand ebenfalls auf. Er steckte den Ausdruck ein.
Glenda ging neben uns her durch ihr Vorzimmer. An der Tür gab sie uns den Rat, nur gut auf uns aufzupassen.
»Mach dir keine Sorgen«,
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