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1491 - Im Schloss der Hexen

1491 - Im Schloss der Hexen

Titel: 1491 - Im Schloss der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sah.
    Dafür hörte sie es.
    Stimmen erreichten ihr Ohr.
    Normale Stimmen, und doch anders.
    Glenda hörte die Stimmen von Kindern.
    Im ersten Moment schrak sie zusammen. In ihrem Hals hatte sich ein Kloß gebildet. Auf ihrer Brust lag ein Druck. Das Atmen fiel ihr schwerer als sonst, und sie spürte so etwas wie einen Schwindel, der allerdings nicht so stark war, dass er sie umwarf.
    Aber die Stimmen blieben.
    Sie wisperten, sie raunten. Zwischendurch glaubte sie sogar, ein Singen der Kinder zu hören, was ihr unheimlich vorkam. Zu sehen war weiterhin nichts, aber Glenda erlebte, dass der fremde Druck immer stärker wurde.
    Wenn sie jetzt zurück ging, dann kam sie noch weg.
    Glenda fand nicht die Kraft. Sie blieb auf dem Fleck stehen und wartete ab, ob sich die andere Seite noch stärker bemerkbar machte.
    Sie wartete darauf, dass man ihr bestimmte Bilder vorführte, denn Glenda ging davon aus, dass die Stimmen einzig und allein ihr galten. Man wollte, dass sie die andere Seite hörte, und ihr kam der Gedanke, dass die Kinder sie möglicherweise als ihre große Rettung ansahen.
    Noch sah sie kein Ziel, auf das sie sich hätte konzentrieren können.
    Wenn sie sich jetzt wegbeamte, dann würde es sie zu einem unbekannten Ziel führen.
    Vielleicht sogar zu den Kindern und der Hexe. Daran glaubte sie in diesem Moment fest.
    Abwarten. Nichts tun. Kein Auflehnen. Aber die Verunsicherung sorgte auch für einen Schweißausbruch auf ihren Handflächen. Sie bewegte die Augendeckel, weil sie ihren starren Blick loswerden wollte. Möglicherweise hatte sie Glück, und das Ziel zeigte sich ihr schneller, als sie gedacht hatte.
    Es gab keinen Fixpunkt, und Glenda dachte darüber nach, ob sie zunächst einmal zurücktreten und dann wieder einen Schritt nach vorn gehen sollte.
    Sie nahm davon Abstand, weil sie davon ausging, dass sich die Botschaft verdichten würde.
    Und dann passierte es.
    Vor ihr war etwas zu sehen. Es baute sich auf, es war dunkel, aber sie erkannte trotzdem, dass sich etwas Langes durch die Dunkelheit nach oben zog.
    Eine Treppe!
    Stufen in einem düsteren Schummerlicht. An beiden Seiten von einer steinernen Brüstung flankiert. Am Ende der Treppe zeichnete sich eine breite Tür ab, hinter der alles Mögliche liegen konnte. Auf jeden Fall befanden sich die Kinder dort, denn die Stimmen waren dort aufgeklungen.
    Noch war nichts existent, noch war Glenda nicht so weit, dass sie sich wegbeamen konnte, und das passierte auch nicht, denn jemand war leise von hinten her an sie herangetreten.
    Eine Hand legte sich auf ihre rechte Schulter.
    Glenda erstarrte für einen winzigen Augenblick. Sie stieß keinen Schrei aus, aber sie drehte sich um und schaute in das Gesicht von John Sinclair…
    ***
    »Bitte!« flüsterte ich. »Auf keinen Fall wollte ich dich erschrecken, Glenda, aber…«
    »Schon gut, John, schon gut. Bist du allein?«
    »Ja und nein. Suko sieht sich noch auf dem Gelände um. Er wird bald hier sein.«
    »Klar, klar…«
    Ich schüttelte den Kopf. Etwas stimmte mit Glenda Perkins nicht, und das wollte ich herausfinden.
    »Was ist mit dir? Du bist so anders.«
    »Die Kinder, John…«
    Ich begriff den Zusammenhang nicht. »Moment mal, von welchen Kindern redest du? Ich sehe keine.«
    »Ich auch nicht.«
    »Gibt es sie denn?«
    »Ja. Ich habe sie gehört. Ich habe die Treppe gesehen, die Tür – und dann hörte ich die Kinderstimmen…«
    Ich war für einen Moment sprachlos.
    »Du weißt Bescheid?«
    Sie nickte heftig. Ihr Gesicht zeigte einen leicht gequälten Ausdruck. Sie schüttelte den Kopf und nickte gleich darauf heftig. Sie wollte etwas sagen, doch es kam kein Ton über ihre Lippen. Dafür schaute sie mir wie um Hilfe suchend in die Augen.
    »Wir schaffen es gemeinsam«, flüsterte ich ihr zu. »Hast du das Gefühl, dich hinbeamen zu können?«
    »Ja, das habe ich. Es war schon da. Ich hörte die Kinder, ich sah die Treppe, und die Hexe ist bestimmt auch…«
    Ich ließ sie nicht zu Ende reden. »Gut, wenn das so ist, dann werden wir zu zweit die Reise unternehmen.«
    Glenda schaute mich an, als hätte ich ihr etwas Schlimmes gesagt.
    Dabei kannten wir uns beide aus. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass sie mich mitgenommen hätte.
    »Willst du denn?«
    »Sonst hätte ich es nicht vorgeschlagen.«
    »Ja, aber ich kenne das genaue Ziel nicht. Es ist alles noch so unklar.«
    »Wir sollten es trotzdem versuchen.«
    Glenda stöhnte auf. Ich konnte ihre Bedenken nachvollziehen, aber es gab für

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