1538 - Teufelspilger
Mordgedanken. Sehr, sehr böse, und ich konnte mich nicht dagegen wehren. Ich hatte in diesen Sekunden nichts Gutes mehr in mir. Ich hätte meine Beretta nehmen und dich umbringen können…« Er brach ab und schüttelte den Kopf, als würde er sich gewaltig schämen.
Ich sagte nichts dazu, aber ich glaubte ihm jedes Wort. Wenn das hier tatsächlich so etwas wie der Eingang in die Hölle war, dann konnte ich Sukos Gedankengänge verstehen.
Die Hölle zu beschreiben war unmöglich, selbst für mich. Sie war einfach zu vielfältig, sie bestand nicht nur aus dem grausamen Feuer, wie es sich die Menschen seit Urzeiten ausgemalt hatten. Es steckte noch etwas anderes dahinter, und ich wusste sehr gut, dass sie vom Atem des Luzif er durchweht wurde. Denn diese Gestalt strömte eine so große Grausamkeit und Kälte aus, dass Menschen darin vergingen. Er stand über allem, denn er war der Geist, der das Reich des Bösen beherrschte, und derjenige, den wir Menschen als Teufel akzeptiert hatten, spielte nur eine untergeordnete Rolle.
»Es tut mir leid, John, aber so ist es gewesen. Ich kann und werde mich nicht hineintrauen. Ich habe keine Waffe, um dieser Beeinflussung zu entgehen oder sie neutralisieren zu können.«
»Ist schon klar«, sagte ich und holte mein Kreuz aus der Tasche. »Dann werde ich eben allein gehen.«
Suko starrte mich an.
»Ja, ich gehe allein.«
Weitere Erklärungen gab ich nicht, denn schon eine Sekunde später war ich unterwegs…
***
Noch bevor ich den Tunnel betrat, sah ich die beiden Gestalten, die sich in ihm aufhielten. Sie standen in einer Entfernung, die vom Eingang recht weit weg war, sodass es mir unmöglich war, sie in den Details zu erkennen. Ich wusste nur, dass es nicht meine Freunde waren, und ging zudem davon aus, dass es sich bei einer dieser Personen um Matt Lintock handelte.
Das Kreuz hielt ich fest. Es war so etwas wie ein Rettungsanker für mich.
Auf nichts anderes konnte ich setzen und vertrauen.
Und ich spürte das, was Suko so irritiert hatte. Es war schwer, es in Worte zu fassen. Man konnte es als den Ansturm des Bösen bezeichnen. Genau als das, was auch Suko gespürt hatte und vor dem er zurückgeschreckt war. Ich nicht!
Zwar bekam ich die andere Seite ebenfalls mit all ihrer Kraft zu spüren, doch ich besaß den Gegenpol, das Kreuz.
Dieser Angriff war schwer zu erklären. Ich bekam ihn mit, das war schon okay, aber ich erlebte auch, wie er von mir abgestoßen wurde, als hätte man ihm einen gewaltigen Schlag versetzt.
Das Böse kam nicht mehr so dicht an mich heran, als dass es mich hätte treffen können.
Ich hielt dem Bösen stand. Auch jetzt fiel mir eine Beschreibung schwer, und der Vergleich mit einem lautlosen Toben kam mir in den Sinn. Um mich herum kämpfte das Böse, das im Unsichtbaren verborgen blieb.
Die Kräfte der Hölle versuchten alles, und doch wurden sie zurückgeschlagen.
Es war ein geistiger Ansturm, der mich nicht körperlich behinderte, und so setzte ich ein Bein vor das andere und drang tiefer in diese verfluchte Welt mit dem düsteren violetten Licht ein, das aus den halbrunden Wänden strömte.
Das hier war eine Welt für sich. Das Gute hatte hier nichts verloren. Und wenn ich mir die Wände und auch die Decke des waagerecht in die Tiefe ragenden Tunnels anschaute, so sah beides sehr hart und fest aus, was aber nicht stimmte, denn diese Umgebung lag nicht in meiner normalen Welt. Sie war höchstens ein Durchgang, in der die Gesetze der Physik zwar äußerlich galten, in Wirklichkeit aber auf den Kopf gestellt waren.
Auch dazu war die andere Seite fähig, und in mir spürte ich einen großen Hass aufsteigen.
Ich unterdrückte ihn. Jetzt kam es darauf an, Stärke zu zeigen, und genau das bemerkten auch die beiden Gestalten, die mich erwarteten.
Sie griffen nicht ein. Der Grund war mir nicht bekannt. Möglicherweise hatte mein Eindringen sie zu stark geschockt, sodass sie nicht in der Lage waren, etwas zu unternehmen.
So kam ich näher und schaute hin und wieder auf das aus meiner Faust ragende Kreuz. Es gab nur wenig Wärme ab, aber es funkelte immer wieder auf und bildete so einen Panzer um mich, der die andere Seite abwehrte.
Es lief bisher gut. Aber ich hörte auch eine Stimme vor mir. Die glatzköpfige Gestalt in einem langen Umhang hatte etwas gesagt.
Danach wedelte sie mit den Armen. Dabei waren ihre Hände zu sehen, und ich entdeckte die langen, unnatürlichen weichen Finger, die sich vor und zurück bewegten.
Es war an
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