1559 - Kleine böse Nathalie
Zeit hier herum?«
»John! He, das ist eine Überraschung.«
Ich stieg aus. »So schlimm auch nicht, ich bin bei deinen Eltern gewesen, und du warst im Kino?«
»Hat man dir das gesagt?«
»Sicher. Und warum stehst du hier auf der Straße? Wartest du auf jemanden?«
»Nein, das gerade nicht. Aber mir ist etwas passiert, von dem ich nicht weiß, was ich davon halten soll. Ob es nun Spaß ist oder ein verdammter Ernst.«
»Dann lass mal hören.«
»Klar doch.« Johnny strich über sein Haar und stieß den Atem aus. Er machte einen recht nachdenklichen Eindruck, was meine Spannung erhöhte. »Kannst du dir vorstellen, John, dass eine junge Frau, fast noch ein Teenager, mit einem Totenkopf durch die Gegend fährt? Er lag auf dem Beifahrersitz ihres Autos. Ich habe angehalten, weil ich mich darüber wunderte, dass der Corsa hier um diese Zeit stand. Da habe ich den Schädel gesehen.«
In meinem Kopf schrillten die Alarmglocken. Was hier passiert war, das konnte durchaus zu dem passen, was Bill und ich erlebt hatten.
»Wie hat denn die Fahrerin reagiert?«
»Sie wollte, dass ich verschwinde. Und das hat sie mir auch mit Nachdruck erklärt.«
»Und weiter?«
»Sie ist dann abgehauen.«
»Und das Nummernschild hast du dir nicht gemerkt?«
»Nein, es war zu dunkel.«
»Dann hätte ich gern eine genaue Beschreibung der Fahrerin von dir.«
Johnny Conolly war alles andere als ein Dummkopf. Er warf mir einen misstrauischen Blick zu und schüttelte den Kopf.
»Warum interessiert dich das alles so stark?«, fragte er. »Das hört sich an, als wüsstest du Bescheid.«
»Nicht über alles. Aber es geht um diese junge Frau mit dem Totenkopf.«
»Und weiter?«
»Auch leider um Mord.«
Johnny schwieg. Dann pfiff er durch die gespitzten Lippen.
»Ich will mich ja nicht aufspielen und so tun, als wüsste ich Bescheid, aber meine Freundin könnte sie nicht werden. Von ihr ging etwas Bösartiges aus, glaube ich, obwohl sie äußerlich den Eindruck machte, als könnte sie niemandem ein Härchen krümmen.«
»Dann kannst du sie mir also genau beschreiben?«
»Mal versuchen.«
Johnny gab eine gute Beschreibung der Person ab, und ich atmete innerlich auf.
Wir hatten eine Spur. Wir wussten, wie die Person aussah. Obwohl ich keine Beweise dafür hatte, glaubte ich daran, dass sie die Anruferin gewesen war.
Jetzt wollte Johnny wissen, was ich mit ihr zu tun hatte.
Ich wollte ihm keine langen Erklärungen geben und verwies ihn auf seinen Vater.
»Der kann dir alles berichten.«
»Hängt er denn mit drin?«
»Ja, zum Leidwesen deiner Mutter.«
»Okay, dann sehe ich mal zu, dass ich so schnell wie möglich nach Hause komme.«
»Tu das, und wir hören wieder voneinander.«
Johnny war damit entlassen, und ich stieg wieder in das Taxi. Zu den Conollys zurück wollte ich nicht. Sheila und Bill brauchten kein Kindermädchen.
»Alles klar?«, fragte der Fahrer.
»Ja, Sie können fahren.«
Er startete, aber seine Neugierde konnte er nicht im Zaum halten. »Sind Sie denn zufrieden?«
»In diesem Fall schon.«
»Dann kann ja nichts mehr schief gehen.«
»Sie sagen es.«
***
Den Rest der nächtlichen Stunden verbrachte ich in einem Tiefschlaf. Jedenfalls konnte ich mich nicht an irgendwelche Träume erinnern, als ich aufwachte, und ich fühlte mich auch recht fit.
Ins Büro musste ich allein fahren, denn Suko befand sich noch immer mit seiner Partnerin in New York. Er hätte eigentlich schon zurück sein müssen, aber Sir James, unser Chef, hatte ihm noch ein paar Tage Urlaub bewilligt, was sicherlich Shao besonders gut gefiel. Da konnte sie noch shoppen, denn der Dollar war schwach. Entsprechend hoch standen andere Währungen wie der Euro und das Pfund.
Ich nahm diesmal den Rover, auch wenn ich mich durch den morgendlichen Verkehr quälen musste.
Die Frühlingssonne ließ noch auf sich warten. Der Tag war trübe, und die Wolken hingen tief über der Stadt.
Ich schaffte es trotzdem, pünktlich im Büro zu sein. Glenda war natürlich schon da.
Sie hatte bereits den Kaffee aufgesetzt und schenkte mir ein lockeres Lächeln, als ich eintrat.
»Na, wie ist es gewesen?«
»Was meinst du?«
»Du hast dich doch mit Bill getroffen. Er wollte dich mit zu einer Lesung schleppen.«
»Die fiel aus.«
»Was dich gefreut hat?«
Ich schaute sie vom Kopf bis zu den Füßen an. Heute trug sie ein beigefarbenes Wollkleid, das ihre Figur voll zur Geltung brachte. Das Kleid endete in Höhe der Knie. Glendas Outfit wurde durch
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