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1610 03 - Soehne der Zeit

1610 03 - Soehne der Zeit

Titel: 1610 03 - Soehne der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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der Ferne.
    Ich beobachtete Darioles Gesicht und sagte: »Wenigstens könnt Ihr Euch mit Folgendem trösten: Doktor Fludd wird niemals Freunde haben, und höchstwahrscheinlich wird er auch nicht heiraten, und seine Diener werden zugleich seine Gefängniswärter sein. Das wird bis zum Ende sein Leben sein, denn er kennt das Geheimnis der Könige.«
    Dariole öffnete die Augen wieder und schaute mich an.
    Ohne sich um Gabriels Anwesenheit zu kümmern, fragte sie: »Ist es so auch für Euch?«
    Nervös konnte ich nur erwidern: »Für mich, Mademoiselle?«
    Gabriel beobachtete Dariole, und eine tiefe Falte erschien auf seiner Stirn.
    Sie sagte: »Einsamkeit. Wird das auch Euer Leben sein?«
    Ich hatte das Gefühl, als würde sich zu meinen Füßen ein Spalt auf tun.
    Lächelnd griff ich nach unten und strich ihr mit dem behandschuhten Finger über die Wange. »Doktor Fludd ist in ein Haus eingesperrt und steht unter ständiger Bewachung. Wenn man in eine Stadt gehen kann, kann man dort auch Gesellschaft finden. Auch wenn ich nicht die Gefährten bei Zaton oder die Mädchen von Les Halles haben sollte, seid versichert, dass ich anderswo Menschen finden werde.«
    Dariole wandte mir den Rücken zu und stapfte in den warmen Regen hinaus.
    Ich blickte ihrem schlanken Rücken auf dem Weg zur Mauer hinterher und sah, wie sie die mit Kalk verputzte Fachwerkwand des Hauses hinaufschaute. Jede Faser ihres Körpers verkündete, wie verletzt sie war.
    Aber ich kann nichts anderes tun. Es ist das Beste so.
    Gabriel, der neben meiner Schulter stand, riet mir: »Lass sie.«
    Ich nickte. »Es wird ja nur höchstens einen Monat dauern.«

Rochefort: Memoiren
Siebenundvierzig
    Sully hat sich in ein Schloss an der Loire zurückgezogen.
    Das hörte ich sowohl von Cecils Männern als auch von einem meiner alten Kontakte am Hof des Erzherzogs der Niederlande, und so musste ich wenigstens nicht nach Paris, während die Königin dort war. Sully war im Januar des letzten Jahres gegangen, sagten sie, unmittelbar nachdem er sich aus dem Ministerrat verabschiedet hatte.
    Auch erzählten sie, wie widerwillig er gegangen war.
    Die Geschichte ist nicht ohne Ironie: Ich kehrte fast genau auf dem gleichen Weg nach Frankreich zurück, den der Duc d'Enghien, der Prince von Condé, benutzt hatte, als er mit Charlotte de Montmorency vor der Aufmerksamkeit des verstorbenen Heinrich IV. geflohen war.
    Wie sich herausstellte waren Condé und Prinzessin Charlotte inzwischen wieder nach Frankreich zurückkehrt, kaum dass Heinrichs Leichnam kalt geworden war. In mancherlei Hinsicht bedauerte ich das. In jenem November des Jahres 1609, als sie nach Brüssel geflohen waren, war Charlotte de Montmorency ein sechzehnjähriges kleines Biest gewesen. Ich hätte gerne ein Wort mit ihr gesprochen.
    Darüber dachte ich nach, während ich mir einen unauffälligen Weg in Richtung Südwesten suchte, quer durchs Land zur Loire. Charlottes Familie hatte sie auf den älter werdenden König angesetzt – damals war er knapp sechzig gewesen – in der Hoffnung, so seine Gunst zu gewinnen. Und tatsächlich hatte Heinrich sich vom ersten Augenblick an wie ein vernarrter Trottel benommen. Mein Herr, der Herzog, hatte das jedoch keineswegs lustig gefunden und es sogar als politische Gefahr betrachtet.
    Ich wiederum hatte mir damals ein spöttisches Grinsen nicht verkneifen können angesichts eines alten Mannes, der sich wegen eines kleinen Mädchens zum Narren machte.
    Aber ich bin über zwanzig Jahre jünger als Heinrich damals!, protestierte ich im Geiste, während ich an meine gegenwärtige Situation dachte und auf dem alten Gaul, den ich mir besorgt hatte, durch den Regen ritt.
    Ich mache mich nicht annähernd so zum Narren wie dieser alte Ziegenbock, der fast den Verstand verloren hat, nur weil ihm der Schwanz juckte!
    Der Prinz von Condé, der nur mit Charlotte verheiratet worden war, um Heinrich Gelegenheit zu geben, ohne Skandal bei ihr zu liegen, hatte seine ehelichen Pflichten jedoch viel zu ernst genommen und war mit seiner schönen Frau geflohen, als er zweiundzwanzig Jahre alt war.
    Und ich bin auch keine zweiundzwanzig mehr, dachte ich.
    Hätte ich die Frage stellen können, ohne im selben Augenblick getötet zu werden, da ich einen Fuß an den Hof der Königin setzte, ich hätte Charlotte gerne gefragt, wie sie heute über ihre Ehe dachte. Nun da sie schon das reife Alter von achtzehn Jahren erreicht hatte, fast neunzehn war.
    Nach zwei Jahren, befriedigten sie da noch

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