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1610 03 - Soehne der Zeit

1610 03 - Soehne der Zeit

Titel: 1610 03 - Soehne der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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Er starb knapp zwei Jahre, bevor dieser Bürgerkrieg ausgebrochen ist, den er hat vermeiden wollen und den Caterina so deutlich vorhergesehen hat. Auf meinen Reisen zu englischen Verwandten habe ich Fludd besucht, und auch wenn ich mit diesem Mann nie ins Reine gekommen bin, so lernte ich zumindest, ihn zu tolerieren. Und auf gewisse Art war er Messire Rochefort sogar ein Freund … auf gewisse Art.
    Trotzdem habe ich es jetzt mit dem Sterben nicht eilig. Wenn für mich das Licht ausgeht, wird niemand mehr da sein, der sich so wie ich an Messire Rochefort erinnert.
    Meine Hände schmerzen. Ich werde mein Schwert von der Wand holen. Ich werde dasitzen und es in meinen Händen halten. Ich werde aus dem Fenster zu der staubigen Straße blicken, die nach Paris führt, und ich werde mich an ihn erinnern.

Nachwort – Anmerkung der Autorin
    Wenn es um die Frage der historischen Genauigkeit geht, dann fällt mir nichts Besseres ein, als Charlotte Lennox zu zitieren, die erste Übersetzerin der Memoiren des Duc de Sully ins Englische 1755.
    »Man sollte annehmen, dass es bei einem solch öffentlichen und noch nicht weit zurückliegenden Ereignis wie der Ermordung Heinrichs IV. vollkommenes Einvernehmen gibt, was die Erinnerung und die Darstellung betrifft. Dennoch stimmen viele zeitgenössische Schreiber weder darin überein, was die Zahl der Personen betrifft, die sich zum Zeitpunkt des Anschlags in der Kutsche befunden haben, noch wie viele Wunden der König erlitten hat oder auch was viele andere Umstände betrifft, die genauso wichtig sind.«
    Wenn diese ursprünglichen Zeugen nicht zuverlässiger sind als die typischen Zeugen eines Auffahrunfalls heutzutage und wenn selbst Messire de Sully uns nicht genau Mittwoch, den 17. Mai 1610, als den Tag von Heinrichs Tod benennen kann – einen Absatz zuvor spricht er von Montag, dem 17. was genauso wenig stimmt –, dann denke ich, dass man Rochefort seine kleinen Gedächtnislücken verzeihen kann. Selbst in den Protokollen des vierzehntägigen Verhörs Ravaillacs vor dessen Hinrichtung steht zu lesen, dass der Generalstaatsanwalt, der Richter und die Advokaten das Datum ständig durcheinander bringen.
    Dort wo Rochefort nicht in vollkommenem Einvernehmen mit der Geschichte ist, wie wir sie kennen, habe ich einige seiner Irrtümer stillschweigend korrigiert, jene aber unberührt gelassen, die unmöglich aufzuklären sind.
    Auch habe ich seine Angewohnheit beibehalten, bestimmte französische und andere Familien hinter Pseudonymen zu verbergen. Auch wenn ich Vermutungen darüber anstellen könnte, wer sich hinter welchem Namen versteckt, ist es vermutlich taktvoller, das nicht zu tun.
    Aufmerksamen Studenten der Geschichte werden überdies Differenzen zwischen Rocheforts Memoiren und anderen zeitgenössischen Quellen auffallen. Dort, wo diese Differenzen nicht aufgelöst werden können, spreche ich im Zweifel für Rochefort, den ich – auch wenn er sich irren könnte – für so ehrlich wie möglich halte, selbst wenn diese Ehrlichkeit bei weitem nicht so naiv ist, wie es in den Memoiren den Anschein hat.

Hic Jacet
    (Was aus wem geworden ist)
    »Wir sind Schatten, und wie Schatten verschwinden wir.«
    Sonnenuhr, Pump Court, Middle Temple
    Der Bischof von Luçon, ARMAND JEAN DU PLESSIS, kehrte im Jahre 1614 aus dem Exil zurück, nachdem er zu einem Mitglied der Generalstände gewählt worden war. Dort erregte er die Aufmerksamkeit von Maria di Medici und wurde zu ihrem Protegé. Sie berief ihn in den Staatsrat, wo sein Glück in den darauffolgenden Jahren mit ihrem und Concinis stieg und fiel.
    Nachdem Concini einem Anschlag zum Opfer gefallen war, verlagerte du Plessis seine Machtbasis zum jungen König Ludwig XIII. und er war zumindest für eine Verbannung Maria di Medicis verantwortlich. 1622 wurde er zum Kardinal geweiht und war der de facto Herrscher Frankreichs (und König Ludwigs). Geboren im Jahre 1585 starb Kardinal Richelieu 1642, nur ein Jahr nach Sully.
    MAXIMILIEN DE BETHUNE, BARON ROSNY, DUC DE SULLY (1560–1641), verbrachte die dreißig Jahre nach Heinrichs Tod mit dem Schreiben seiner Memoiren. Selbst im hohen Alter trug er noch immer die Mode seiner Jugend, und kleine Kinder jagten ihn auf der Straße. Er hielt sich Pfaue auf seinem Gut, deren Geschrei die Nachbarn störte, aber – er war zu dem Zeitpunkt so gut wie taub – das störte Sully nicht im Mindesten. Die Memoiren sind rührend und unterhaltsam zugleich, auch wenn nicht immer in der Art, wie der

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