1682 - Das Blutschiff
das kann durchaus sein, beschwören will ich es nicht, aber hier braut sich einiges zusammen, und wir können wirklich nichts dagegen unternehmen.«
»Sie nicht, das stimmt.«
»Und was ist mit Ihnen?«
»Deshalb sind wir ja gekommen. Es stellt sich nur die Frage, wo wir nach diesen Gestalten suchen sollen. Haben Sie eine Ahnung?«
Kathy Lester sagte nicht nein, aber auch nicht ja. Dafür schaute sie ihren Sohn an, der ebenfalls nicht den Eindruck machte, als wüsste er Bescheid.
»Ich hoffe, dass sie weg sind.«
»Das bringt uns leider nicht weiter«, sagte ich. »Wir müssen es schon konkreter wissen, damit wir etwas unternehmen können. Das ist die Voraussetzung.«
»Dann weiß ich auch nicht.«
Suko stellte die nächste Frage. »Gibt es hier in der Nähe Verstecke, wo sie sich aufhalten könnten?«
»Ja, an den Felsen. Sicher sind sie noch in der Nähe und warten ab. Wir sind schließlich nicht die einzigen Bewohner in diesem Ort. Sie können noch einige Menschen töten, und ich glaube, dass sie das auch vorhaben.«
»Das wäre eine Möglichkeit.«
»Und wissen Sie noch eine zweite?«
»Ja.«
»Da bin ich gespannt.«
»Ich denke an das Schiff, das Ihre Mutter erwähnt hat. Ich weiß nicht, wo es angelegt hat, aber dieser Segler wäre für die Blutbande ein idealer Rückzugsort.«
Mike Lester sagte nichts. Dafür seine Mutter. »Das war eine sehr gute Idee, Mr Sinclair. Da sind sie beweglich und können vom Meer aus agieren.«
»Aber da sind sie auch leichter zu fangen«, sagte Mike. »Man braucht doch nur der Küstenwache Bescheid zu geben, dann ist die Sache erledigt. Die Männer finden den Segler.«
»Und könnten auch in ihr Verderben laufen«, warnte Suko. »Die Besatzung besteht nicht aus normalen Menschen. Von dieser Vorstellung müssen Sie sich lösen.«
»Und was wollen Sie dagegen unternehmen?«, fragte der Verletzte. »Sie sind auch normal und…«
»Aber auf bestimmte Fälle spezialisiert«, sagte Suko. »Um uns müssen Sie sich keine Sorgen machen. Das Auffinden der vier Toten hat Aufsehen bis nach London erregt, und ich kann Ihnen versichern, dass wir es nicht zum ersten Mal mit diesen Geschöpfen zu tun haben.«
Die alte Frau nickte. »Damit sollten wir zufrieden sein. Ich denke, dass die beiden Herren es schaffen werden, denn ich habe Vertrauen zu ihnen.«
»Ja, das muss man wohl. Ich wollte Sie auch nicht kritisieren, aber was ich erlebt habe, ist seelisch nicht so leicht zu verkraften.«
»Körperlich auch nicht«, sagte ich. »Es wäre besser, wenn Sie einen Arzt rufen, Mrs Lester.«
»Der müsste aber aus Bude kommen«, erwiderte sie. »So tief sind die Wunden nicht. Wir können damit noch warten bis alles vorbei ist. Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, dann denken Sie an die kommende Nacht. Da werden sie sicherlich zurückkehren, und zwar nicht vom Land her, sondern von der See. Ein besseres Versteck als das Schiff gibt es für sie nicht. Hören Sie auf den Rat einer alten Frau.«
Ich nickte. »Davon gehen auch wir aus. Trotzdem müssen wir auch in Betracht ziehen, dass sie sich noch an Land aufhalten.«
»Ja, vielleicht.« Kathy Lester konnte wieder lächeln. »Ich denke, jetzt geht es mir besser. Allerdings habe ich auch die Befürchtung, dass sie zu uns zurückkehren können. Wenn sie wieder Lust auf Blut verspüren, wäre das doch möglich - oder?«
»Es ist alles möglich«, sagte ich, »aber wir werden ein Auge auf Sie haben. Darauf können Sie sich verlassen.«
Sie nickte und schaute dabei auf ihre Hände. Dann fragte sie mit leiser Stimme:
»Können Sie uns denn nicht genau sagen, mit wem wir es hier zu tun haben? Ich will das Wort Vampire ja nicht unbedingt in den Mund nehmen, aber weit sind diese Geschöpfe doch nicht davon entfernt - was meinen Sie?«
»Nein. Sie sind keine normalen Menschen mehr und auch keine richtigen Vampire. Sie sind ein Mittelding zwischen beiden. Dafür haben wir auch einen Begriff gefunden. Man kann sie als Halbvampire bezeichnen.«
Nicht nur Mrs. Lester staunte, auch ihr Sohn bekam große Augen. »Das - das - habe ich ja noch nie, gehört.«
»Kann ich mir vorstellen. Aber es ist so. Sie werden ihren Opfern keine spitzen Zähne in den Hals rammen. Sie sind noch nicht fertig, aber die Gier nach dem menschlichen Blut ist schon vorhanden, und man kann sie deshalb auch nicht als Vampire erkennen. Wenn sie Ihnen gegenüberstehen, sind sie normale Menschen, und genau diese Täuschung nützen sie eiskalt aus.«
Mike Lester stieß
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