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1886 - Nach der Apokalypse

Titel: 1886 - Nach der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sauberen SERUN bei der ersten Begegnung hatte er nicht mehr.
    „Keine Kompromisse mehr", stieß er grimmig und haßerfüllt zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Hör zu, Mimi, ich funke jetzt einen Gleiter herbei, der dich abholt."
    „Nein, Harro!" rief sie erschrocken.
    „Keine Widerrede", schnitt er ihr das Wort ab. „Es hat keinen Sinn mehr, es finden noch zu viele Kämpfe statt, und es ist zu gefährlich für dich geworden."
    „Aber die Kinder ...", bettelte sie.
    Harro seufzte. Dann kniete er vor ihr nieder und ergriff ihre schmalen Schultern.
    „Mimi, ich kann mich um die Kinder kümmern. ich habe viel von dir gelernt und kann das allein durchstehen. Ich kann die Verantwortung für dich nicht mehr übernehmen, versteh das doch! Und diesmal lasse ich es auch nicht zu, daß du dich wieder heimlich davonmachst. Ich werde dich unter keinen Umständen mehr mitnehmen. Dort, wohin ich jetzt gehe, kann ich dich nicht brauchen."
    „Aber was soll ich denn ohne dich machen, Harro ...", flehte Mimi.
    Vielleicht war es jetzt an der Zeit, zu weinen, dann konnte er ihr bestimmt nicht widerstehen. Aber ihre Augen blieben’ trocken. Sie hatte vergessen, wie es ging.
    „Du läßt mich im Stich!" verlegte sie sich auf Vorwürfe.
    „Aber nein, ganz im Gegenteil", widersprach er sanft. Er stand auf, hob sie hoch und schmiegte sie an sich. „Ich hab’ dich doch lieb, meine kleine tapfere Heldin. Ich habe zuviel Angst, daß dir etwas passiert.
    Niemand läßt dich im Stich, Mimi. Das haben deine Eltern auch nicht getan. Sie haben ihr möglichstes gegeben, glaub mir. Du mußt lernen, ihnen zu verzeihen, dann kannst du auch wieder weinen."
    „Ich will doch nicht weinen!"sagte sie trotzig. „Nur Heulsusen und kleine Mädchen weinen dauernd!"
    „Ich weiß." Harro lächelte sie an. „Aber es ist trotzdem nicht schlecht, wenn man mal weint. Es befreit einem das Herz, weißt du. Du mußt dich dafür nicht schämen. Komm, wir müssen gehen. Versprichst du mir, vernünftig zu sein?"
    Mimi nickte. Sie hatte erkannt, daß Harro es diesmal nicht durchgehen lassen würde, wenn sie sich wieder heimlich davonmachte. Sie wollte nicht, daß er deswegen böse auf sie wurde. Er sollte stolz auf sie sein.
    Wenn er es für besser hielt, daß sie sich trennten, würde das schon seinen Grund haben. Auch wenn es sehr schwer werden würde.
    „Ruf den Gleiter!" sagte sie.
     
    8.
     
    Bauwerk der Nonggo, derselbe Tag Atlan fand Bré Tsinga in ihrem Arbeitszimmer, beim Zusammenfalten eines Tuchs.
    „Genhered weigert sich, seinen Umhang zu tragen", erklärte sie auf seine stumme Frage hin. „Ich möchte ihn dazu bringen, sich dafür dieses Tuch um den Körper zu wickeln."
    „Als Büßergewand?"
    „Nein, im Gegenteil. Ich möchte, daß er seine Identität nicht ganz aufgibt. Er behauptet, zum Tragen eines Umhangs nicht mehr würdig zu sein. Wenn er aber überhaupt kein Kleidungsstück trägt, hat er mit hoher Wahrscheinlichkeit seinen Status vollständig aufgegeben gleichbedeutend mit seiner Identität. Dann könnte ich ihm wahrscheinlich nie mehr bei der Wiederherstellung seines Gedächtnisses helfen. Er würde sich nur noch wie ein Autist verhalten, den letzten Rest seines Lebenswillens verlieren und langsam sterben."
    „Hoffentlich hast du mit dem Tuch Erfolge, meinte .der Arkonide skeptisch.
    „Lassen wir’s drauf ankommen", versetzte sie zuversichtlich. „Kommen wir zum Tagesablauf: Nachdem wir in der plötzlichen Hektik gestern nicht mehr zu den Aufzeichnungen gekommen sind, habe ich mir gedacht, wir spielen sie gleich in Genhereds Gegenwart ab."
    „Ja, tut mir leid", entschuldigte sich der Arkonide. „Nach dem Anruf eines meiner Agenten kam eines zum anderen. Ich mußte Kontakt zur RICO herstellen. Das ist ja ohnehin kompliziert genug - entweder muß ich das Faktorelement verlassen oder mit Hilfe deiner merkwürdigen Kabelverbindung Kontakt zur Außenwelt herstellen. Ich hoffe, ich habe damit deinen Plan nicht zu sehr durcheinandergebracht."
    „Ich hatte ja schon damit gerechnet, bei einem derart vielbeschäftigten und bedeutenden Mann", sagte sie ein wenig schnippisch, aber in ihren Augen blitzte ein heiterer Funke.
    Er lachte. „Aber jetzt stehe ich ganz zu deiner Verfügung."
    „Gut. Ich bin schon sehr gespannt, wie er darauf reagiert. Bis jetzt weiß er nicht einmal, wie der normale Tagesablauf beispielsweise eines Kommunikationsspezialisten aussieht."
    Genhered saß noch in einem der offenen Räume; er bewegte

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