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19 Minuten

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Titel: 19 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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meinte, sie leise Es tut mir so leid flüstern zu hören, dann stand sie auf und schloss die Tür hinter sich.
    »Matt«, wisperte Josie, als könnte er sie hören; als könnte er ihr antworten.
    Matt. Sie sog den Namen ein wie Sauerstoff und stellte sich vor, wie er in tausend Stücke zerbrach, in ihre Blutzellen drang, durch ihr Herz pumpte.
    Peter brach einen Bleistift durch und steckte das Ende mit dem Radiergummi in sein Maisbrot. »Happy birtbday to me«, sang er leise.
    »He, Houghton«, sagte ein Wärter, »wir haben ein Geschenk für dich.« Hinter ihm stand ein Junge, der kaum älter als Peter sein konnte. Er wippte auf den Fußballen vor und zurück, und Rotze lief ihm aus der Nase. Der Wärter schloss ihm die Zellen-tür auf. »Und teilt euch den Kuchen schön«, sagte er.
    Peter setzte sich auf das untere Bett, nur damit der Junge gleich wusste, wer hier das Sagen hatte. Der blieb stehen, die Arme fest um die Decke geschlungen, die man ihm gegeben hatte, und starrte auf den Boden. Als er sich kurz die Brille auf der Nase etwas höher schob, merkte Peter, dass irgendwas mit ihm nicht stimmte. Er hatte den glasigen Blick und den schlaffen Mund eines geistig Behinderten.
    Peter begriff, dass man ihn zu ihm in die Zelle gesteckt hatte, weil bei ihm die geringste Wahrscheinlichkeit bestand, dass er den Jungen quälen würde.
    Er spürte, wie sich seine Hände zu Fäusten ballten. »Na, du«, sagte Peter.
    Der Junge wandte den Kopf. »Ich hab einen Hund«, sagte er. »Hast du auch einen Hund?«
    Peter stellte sich vor, wie die Wärter sich diese Farce auf dem Videomonitor anschauten und davon ausgingen, dass Peter sich den Mist gefallen ließ.
    Sie sollten sich wundern.
    Er hob die Hand und riss dem Jungen die Brille von der Nase. Die Gläser in dem schwarzen Plastikgestell waren dick wie Glasbausteine. Der Junge fing an zu kreischen. Seine Schreie klangen wie eine Sirene.
    Peter warf die Brille zu Boden und trat darauf, aber mit seinen Gummilatschen richtete er nicht viel Schaden an. Also hob er sie ml und schlug sie gegen das Zellengitter, bis die Gläser splitterten.
    Wärter kamen in die Zelle gestürmt und legten Peter unter dem Jubel der anderen Häftlinge Handschellen an. Dann zerrten sie ihn den Gang entlang und zum Büro des Direktors.
    Der Direktor erzählte ihm irgendwas über disziplinarische Maßnahmen. Peter hörte gar nicht hin.
    Stattdessen dachte er daran, wie sauer die übrigen Blockinsassen reagieren würden, wenn sie wegen des Vorfalls eine Woche lang nicht fernsehen dürften.
    Er dachte an Jordans Idee mit dem Misshandlungssyndrom bei schikanierten Schulkindern und fragte sich, ob ihm das irgendwer abkaufen würde.
    Er dachte daran, dass weder seine Mutter noch sein Anwalt jemals aussprachen, was sie dachten: dass Peter sein ganzes Leben im Gefängnis bleiben würde, dass er in einer Zelle sterben würde, die genauso aussah wie seine jetzige.
    Er dachte daran, dass er sein Leben lieber mit einer Kugel beenden würde.
    Er dachte daran, dass man nachts das Flattern der Fledermäuse in den Betonecken des Gefängnisses hörte - und Schreie. Niemand war so dumm zu weinen.
    Als Jordan am Samstagmorgen um neun Uhr die Haustür öffnete, trug er noch seine Pyjamahose. »Das darf nicht wahr sein«, sagte er.
    Richterin Cormier setzte ein Lächeln auf. »Es tut mir schrecklich leid, dass wir neulich ein bisschen aneinandergeraten sind«, sagte sie. »Aber Sie wissen ja, wie das ist, wenn es um das eigene Kind geht... da kann man nicht mehr klar denken.« Sie hatte den Arm um die Zweitausgabe ihrer selbst gelegt, die neben ihr stand. Josie Cormier, dachte Jordan und musterte das Mädchen, das zitterte wie Espenlaub. Sie hatte kastanienbraunes Haar, das ihr bis auf die Schultern fiel, und blaue Augen.
    »Josie hat große Angst«, sagte die Richterin. »Ich dachte, wenn wir uns mal kurz zusammensetzen ... könnten Sie ihr vielleicht klarmachen, dass sie keine Angst davor haben muss, als Zeugin auszusagen. Und sich anhören, ob das, was sie weiß, für Sie überhaupt von Nutzen ist.«
    »Jordan? Wer ist denn da?«
    Er drehte sich um und sah Selena mit Sam auf dem Arm in der 316
    Diele stehen. Sie trug einen Flanellpyjama, was immerhin ein kleines bisschen eleganter wirkte.
    Richterin Cormier bittet uns, mit Josie über ihre Zeugenaus-sage zu sprechen«, er versuchte Selena zu signalisieren, dass er in
    einem kolossalen Dilemma steckte, denn schließlich wussten sie alle, mit Ausnahme vielleicht von

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