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2353 - Requiem für einen Mond

Titel: 2353 - Requiem für einen Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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aus dem das Reine entstieg. Die Musik wuchs mit der Pflanze, war erhaben und pur.
    Jedes Volk eine Note, dachte Kare fasziniert. Für einen Moment war er überglücklich. Da stand sie, seine Vision, sein Traum. Sie lebte, er lebte. Die Harmonie war nicht tot. Sie wuchs der Vollendung entgegen und... ... zerbrach in einem grässlichen Crescendo des Chaos. Zerfiel in sich selbst, wie die Blume zerfiel. Sie begann zu flackern, der stabile Verbund drohte sich aufzulösen.
    Kare sah es mit Entsetzen. Er wich zurück, zitterte und schrie. „Es sind die Informationen!", rief Harana. „Das, was von draußen kommt! Die Rechner und Speicher sind mit den Beobachtungssystemen gekoppelt, Kare - und deinen Gedanken! Unseren Gedanken!
    Wenn wir keine Hoffnung mehr haben, wie soll es die Pflanze?" Er nahm nur am Rand wahr, dass sie nicht mehr von einem Cyber-Spielzeug sprach. „Es ist die Rückkopplung, die du gewollt hast! Deine Gedanken werden von den Apparaturen gelesen, so hattest du es doch gewollt!"
    Natürlich hatte er das. Und natürlich waren weder er noch die Systeme telepathisch veranlagt. Die Sensoren deuteten seinen Gesichtsausdruck, maßen die Temperatur seiner Stimme und jeder Betonung, deuteten seine Körperhaltung. „Es ist dein - unser - Input, Kare!", rief Harana in das akustische Chaos, während er seine Blume welken und zerfallen sah. „Wir müssen dagegenhalten! Wir müssen ihr Hoffnung geben! Verstehst du mich?"
    „Ich ... ja ...", stammelte er verzweifelt. „Dann tu es, Kare! Denk positiv! Stell dir etwas Schönes und Edles vor, eine gute Zukunft, alles, was du dir erträumst und ..."
    Ihre Blicke trafen sich. Für einen Moment waren sie still. „Ja", sagte er dann. „Ja, ja ..."
    Und er sah sie weiter an, als er es versuchte. Er sah sie an und dachte an sie und an eine Zukunft, wie sie sein sollte und konnte, wie er sie sich wünschte wie in diesem Augenblick nichts auf der Welt...
    Und wenn wir auch sterben, zitierte er in Gedanken einen der großen Dichter, etwas wird immer bleiben. Es gibt etwas, das stärker ist als der Tod, es wird uns überdauern und immer sein...
    Es gab Stärke und Kraft. Er dachte daran, zwang sich, rief Patuul zu, dass er ihm folgen sollte. Sie riefen und schrien durcheinander, puschten sich gegenseitig hoch, ihre Stimmen wurden eins...
    Die Musik wurde leiser und das Flackern weniger. Die Blätter der Blume welkten nicht länger, hingen nicht mehr ganz so schlaff, streckten und hoben sich, zitterten noch... „Kämpfe, Kare! Kämpfe, Patuul!" rief Harana. „Es ist dein Kind, Kare, es sind unsere Hoffnungen. Auch die Kraft der Verzweiflung ist eine Kraft! Kämpft, hofft ... kommt her ...!"
    Und sie traten aufeinander zu und fassten sich bei den Händen. Sie standen vor der Galaxisblume und schlossen die Augen.
    An diesem Abend saß ein müder Kare ta Ebrus an Naal cer Dronarts Krankenlager.
    Der alte Kommandant war bei Bewusstsein und zum ersten Mal ganz klar. Kare fühlte sich umso zerschlagener. Er, Harana und Patuul hatten alles gegeben. Sie hatten sich bis zur Erschöpfung verausgabt, um die Blume zu stabilisieren, die sie jetzt als ihr gemeinsames „Baby" betrachteten. Sie waren sich dabei so nahe gekommen, wie es Menschen mit ihrem Geist nur konnten.
    - Ja, Menschen. Kare hatte die terranische Bezeichnung für sich übernommen. Sie mochten Akonen, Arkoniden oder Terraner heißen, aber sie alle waren Abkömmlinge desselben Volks, der Lemurer. Menschen, menschliche Wesen mit menschlichen Ängsten, Lieben, Verzweiflung und Hoffnungen.
    Elena Doraan war vorhin gegangen, nachdem sie Kare eine Injektion verabreicht hatte. Sie musste sich um Akonen kümmern, denen es schlechter ging. Es wurde weiter gestorben an Bord.
    Es war noch nicht vorbei. „Elena hat mir alles erzählt", waren Dronarts erste Worte an ihn. „Ich weiß, was passiert ist. Du hast mich gerettet, Kare. Warum? Ich bin nicht dein Freund.
    Ich muss dir dankbar sein, aber ich bin nicht wie du und werde es nie sein."
    „Ich weiß es nicht", antwortete der junge Offizier matt. Genau das wollte er ja von ihm wissen. Warum hatte er es getan? „Ich würde es gern verstehen", sagte er leise. „Mich selbst, verstehst du?"
    Der Kommandant schwieg. Sie vermieden es, einander in die Augen zu sehen.
    Dronart starrte zur Decke hoch. Nach einer Weile sagte er: „Ich sollte es wohl auch versuchen. Wir haben nicht mehr lange, eh? Und wir ... wir sollten dann keine zusätzlichen Leichen mit ins Grab nehmen."
    Er

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