2443 - Eschers Plan
romantisches Picknick."
Ich war so versunken gewesen, dass ich Dr. Indicas Annäherung nicht bemerkt hatte, die mit einem Mal neben mir stand.
Auf den Kommentar des Extrasinns hätte ich verzichten können: Bei ihr funktionieren deine Abwehrreflexe wohl nicht.
Der Pilot brachte die BURTON in quälend langsamem Flug zu einer gewaltigen Schlucht von mehreren tausend Kilometern Länge und einer Tiefe von maximal dreizehn Kilometern. Nicht nur, dass selbst Schiffsgiganten wie die BURTON und die SOL dort reichlich Platz fanden, so hatte die Analyse ergeben, dass die mineralische Struktur der Umgebung von Metallen und schweren Elementen geprägt war, die eine Entdeckung per Masseortung fast unmöglich machten.
Ich startete eine kurze Durchsage an alle Besatzungsmitglieder. „Die Landung steht unmittelbar bevor. Ab sofort warten wir auf die SOL. Die Reparatur- und Wartungsarbeiten beginnen augenblicklich! Niemand weiß, wann wir wieder aufbrechen müssen und wohin die Reise führt. Wir müssen auf alles gewappnet sein!"
„Glaubst du wirklich, dass die SOL kommt?", fragte Indica.
Vor meinem geistigen Auge sah ich Ronald Tekener und imitierte das gefürchtete Lächeln, das sein von den Lashat-Pocken verunstaltetes Gesicht auf unnachahmliche Weise verzog und ihm den Beinamen Smiler eingebracht hatte. „Ich glaube es nicht nur, ich weiß es."
„Ich bin gespannt", sagte sie.
Hyperdim
Es ist der 19. November 1346 NGZ, 09:56:57 Uhr Bordzeit RICHARD BURTON.
In der Matrix verbreitet sich das Wissen, dass sich in wenigen Stunden ein weiteres Puzzleteil zum Gesamtbild hinzufügen wird. Die Ortungsinstrumente der BURTON haben es zweifelsfrei bestätigt und die Information an ESCHER weitergeleitet.
In der Weite des Kollektivs schweben die beiden Einzelnen, die sich daran gewöhnt haben, singulär zu existieren, losgelöst vom Kollektiv. Pal Astuin und Merlin Myhr beobachten die Ebene.
Von den Prozessoren gehen Lichtsalven aus, Unmengen von Energie und Information verbreiten sich. Ein Anblick, als jagten Vulkane das glutflüssige Innere eines Planeten bis in die oberen Atmosphäreschichten: gleißend helle Explosionen der Erwartung.
Datenströme vernetzen sich, weben sich zu einer Einheit. Rote und blaue Funken sprühen aus diesem immateriellen Netz, Energie sucht sich eine Form, gerinnt zu scheinbarer Materie und formt einen leuchtenden, aus sich heraus strahlenden Ball, der über die Ebene rast und die Nachricht verkündet: ba-ld.
Signal Pal Astuin: „Sieh es dir an – es ähnelt den Anfängen. Als ob sich ein Kreis schließen würde."
Signal Merlin Myhr: „Es ist eine zufällige optische Übereinstimmung. Als der Nukleus der Monochrom-Mutanten ESCHER auf Terra aufsuchte und einen Teil seiner selbst hinterließ, wirkte dieser ebenso wie ein Funken sprühender Ball ... doch es war ein völlig anderer Vorgang."
Signal Pal Astuin, gebündelt und mit scharfem Unterton: „Das weiß ich. Lass deine Phantasie spielen. Ist es nicht eine angenehme Vorstellung, dass der erste Höhepunkt der Entwicklung wieder den Beginn aufgreift? In wenigen Stunden wird alles anders sein."
Merlin Myhrs leuchtender Abdruck in der Hyperdim-Matrix steigt kreiselnd in die Höhe. „Phantasie ist irrelevant. Die Fakten zählen."
Astuins Präsenz folgt ihm, gemeinsam schauen sie auf das rote und blaue Leuchten in der weiß glühenden Ebene.
Es pflanzt sich fort, bis an den Horizont, der sich in der Ferne krümmt wie die Kugel eines Planeten. Der Anblick ist nur eine Reminiszenz an den ehemals menschlichen Verstand der Avatare.
ESCHER gibt dem eine Form, was in Wirklichkeit formlos ist, denn Astuin und Myhr sind tief in sich noch immer die sterblichen Wesen, die sie einst waren, mit all ihren Sehgewohnheiten und Begrenzungen.
„Wir sind Wesen mit Phantasie", sendet Pal Astuin.
Eine nähere Erklärung ist nicht notwendig – sie haben in der Matrix zu viel Zeit geteilt, zu viele Projekte gemeinsam verwirklicht, um nicht genau zu wissen, was der andere denkt.
Signal Merlin Myhr: „Dennoch bleibt es irrelevant. Der zentrale Transfer ist unbedingt notwendig und basiert auf Logik, nicht auf Phantasterei. Selbstverständlich ist der Nukleus in diesen Vorgang integriert, denn ohne ihn wäre ESCHER nicht ESCHER. Gehen wir nun den nächsten Schritt."
Signal Pal Astuin: „Die Matrix ist bereit, den Ersten Kybernetiker aufzunehmen, solange es sich als notwendig erweist. Er wird verstehen, wenn es so weit ist."
Von einem Augenblick
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