269 - Andronenreiter
Andronen bewegen.«
»Danke«, sagte Matt. »Das wird uns unsere Weiterreise erleichtern.«
Angelina hatte inzwischen Brot und gebratenes Wakuda-Fleisch aus der Küche geholt und den Tisch gedeckt. »Wo wollt ihr hin? Aufs Festland, nehme ich an. Nach Rooma?«
»Eigentlich wollen wir nach Irland«, sagte Matt und reinigte sich in einer bereitstehenden Wasserschüssel die Hände.
»Irland?« Manoloo runzelte die Stirn. »Nie gehört.«
»Eine große Insel westlich von Britana«, erklärte Matt.
»Ah!« Manoloos Miene hellte sich auf. »Dann hättet ihr doch sicher Interesse an einer Flugandrone?« Er witterte wohl schon ein lukratives Geschäft. »Hier sitzt ihr sozusagen direkt beim Lieferanten und müsst keinen Zwischenhändler beauftragen, der euch zusätzliche Bax kosten würde.«
»Jetzt lasst doch mal die Geschäfte!«, fuhr seine Mutter dazwischen. »Wir wollen essen!« Sie klopfte sich die Hände an ihrer Schürze ab und setzte sich an den Tisch. »Alfoons, kannst du bitte deine Schwester aus ihrem Zimmer holen?« Sie sah Matt und Aruula an und rollte die Augen. »Gosy ist fünfzehn Winter alt, und wenn sie nicht von Bruno durch die Gegend gescheucht wird, ist sie in ihrem Zimmer und will alleine sein.«
Matt grinste verstehend. Er kannte Mädchen dieses Alters und ihr Verhalten von der Zeit an der High School. Die meisten wollten nichts mit den Eltern zu tun haben und verkrochen sich in ihrem eigenen Reich.
Sie hörten, wie Alfoons die Treppe hinauf rannte und wenig später wieder mit einem Rumms im Hausflur landete. Anscheinend war er das Geländer heruntergerutscht. »Oben ist sie nicht«, sagte er, als er sich an den Tisch setzte und sich ebenfalls in der Wasserschüssel die Hände reinigte.
»Nicht?« Angelina runzelte die Stirn. »Seltsam…«
Inzwischen war auch Bruno ins Wohnzimmer gekommen und nahm am Esstisch Platz. »Sie wird schon noch auftauchen. Sie hat ein Gespür dafür, wenn es was zu Futtern gibt. Hat sie von ihrem Vater geerbt«, meinte er und lachte dröhnend.
Es klopfte an der Haustür. Manoloo erhob sich, ging durch den Flur und öffnete. »Ah, ihr seid es. Was gibt's?«
»Wir müssen mit Bruno reden«, sagte eine Stimme. Sie gehörte einem der Schüler, die die Andronen auf dem Hof wieder eingefangen hatten.
Bruno schob seufzend seinen Stuhl zurück und ging zur Tür. »Was ist denn?«
»Signore, wir haben es gerade erst bemerkt, als wir die Tiere zurück in den Stall brachten. Eine der Flugandronen fehlt…«
»Was?« Bruno warf einen Blick auf seine Familie, die ihn ratlos anblickte.
»Ja«, sagte der Schüler. »Und es fehlen auch noch einige Ausrüstungsgegenstände. Wenn Pa sie nicht hat…?«
»Ich habe nur einen Sattel!«, brüllte der alte Mann durch das Haus. Offenbar hörte er noch ziemlich gut.
Pepe und Manoloo warfen einander einen vielsagenden Blick zu. Dann seufzten sie.
»Gosy…«
***
»Jetzt… komm… schon!«, stöhnte Gosy und zerrte an dem Lasso, mit dem sie die junge Andronenkönigin eingefangen hatte. Seit einer gefühlten Ewigkeit quälten sie sich jetzt schon durch die Gänge des Nestes an die Oberfläche, aber das Tier, das für sein Alter schon erstaunlich groß war, stellte sich als ein besonders störrisches Exemplar seiner Gattung heraus.
Das Schlimme war: Gosy wusste nicht, wie lange die anderen Andronen das noch dulden würden. Bislang hielt der Status der angehenden Königin sie davon ab, sich einzumischen, doch wie würden sie reagieren, wenn das Tier seinen Unmut deutlicher zeigte?
Es gab nur ein Mittel, durch das man die junge Königin besänftigen und zum Weiterkriechen bewegen konnte, und dieses Etwas ging nun langsam zur Neige…
»Na gut«, schnaufte das Mädchen. »Du sollst deinen Willen haben.« Sie kramte in ihrer Tasche und förderte die Dose mit den Zuckerkegeln zutage. Sie brach ein kleines Stück von dem letzten Brocken ab und hielt es der Androne vor die Kauscheren. »Da, das ist für dich! Du weißt ja, was du dafür tun musst…«
Die Androne wippte erwartungsfroh mit den Fühlern und machte tatsächlich Anstalten, sich wieder zu bewegen. Schnell verstärkte Gosy den Zug auf die Lassoschlinge und führte die Königin weiter den Gang entlang. Sie hoffte, ihr die Belohnung so lange vorenthalten zu können, bis sie den Bau verlassen hatten.
Kurze Zeit später erreichten sie die Gabelung, an welcher der natürliche Andronenbau wieder in die Minenschächte überging. Von hier aus war es nicht mehr weit zum Ausgang,
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