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999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

Titel: 999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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die zwischen Mann und Frau …«
    »Ich habe auf sie verzichtet«, rief der Mönch. »Und das wisst Ihr nur zu gut, erinnert Ihr Euch nicht mehr? Seit jenem Moment widme ich meine Gedanken nur noch Gott.«
    »Und dem Verrat der Kirche.«
    »Das ist etwas anderes. Geht, Giovanni. Aber sagt mir zuvor noch eines: Was wollt Ihr eigentlich von mir?«
    »Den weisen Rat eines Freundes. Nicht mehr.«
    »Das wird der letzte sein, Giovanni. Euer Pflug hat eine zu tiefe Kluft zwischen uns gegraben. Ich kann und will Euch nicht folgen.«
    »So sei es. Dann werden wir uns also erst im Himmel wiedersehen.«
    »Nun gut, dann hört mir also zu, zum letzten Mal«, sagte der Mönch. »Nicht alle neunhundert Thesen sind verdammt worden, dreizehn von ihnen wurden mit Zustimmung betrachtet. Verteidigt sie und geht zum Gegenangriff über. An Redegewandtheit sollte es Euch nicht mangeln, obwohl Euer Urteilvermögen am wichtigsten ist. Agiert aber ausschließlich von Florenz aus; hier seid Ihr sicher. Und was die anderen Thesen betrifft, die für die Ersteren das Trojanische Pferd waren: Vergesst, versteckt, verbrennt sie! Und traut nie dem römischen Löwen, auch wenn es Euch schwerfällt.«
    »Ich muss Margherita wiedersehen, Girolamo, ohne sie kann ich nicht sein.«
    »Dann geht und legt Euch selbst den Strick um den Hals. Die Wollust vernebelt Euch den Geist! Sie werden Euch umbringen, Giovanni, hört auf meine Worte!«
    »Die Liebe ist stärker als der Tod, Girolamo. Und das, was ich für Margherita empfinde, ist nicht Wollust, obwohl ich mit ihr eine Musik hörte, die nur von Engelschören stammen kann.«
    »Diese Chöre waren die Fürze des Teufels …«
    »Sprecht nicht so, ich bitte Euch. Ich weiß doch, dass Ihr mich versteht.«
    »Es ist nicht richtig, mich für ein Geheimnis, das ich Euch in einem schwachen Moment beichtete, auszunutzen.«
    »Euer Geheimnis ist in meinem Herzen verschlossen. Aber nicht nur aus diesem Grund muss ich nach Rom zurückkehren«, antwortete Pico. »Ihr wisst, dass ein anderer Girolamo mein Freund ist.«
    »Benivieni?«
    »Ja, auch er befindet sich seit geraumer Zeit in Rom, und zwar im Kerker. Ihm wird eine schwerwiegende Anklage gemacht.«
    »Häresie?«
    »Nein, Sodomie. Ich kann es mir beim besten Willen nicht erklären.«
    »Er hat mir nie gefallen, er ist schwach – und die Schwachen können sehr gefährlich sein.«
    »Nicht alle können so stark sein wie Ihr.«
    »Meine Stärke ist ganz allein die Frucht meiner Überzeugung. Aber ich habe Angst, große Angst. Allem voran vor den Feuern des Infernos, die – wie auch die irdischen Feuer – oft von Unschuldigen genährt werden. Ihr müsst sehr wachsam sein, Giovanni.«
    »Ihr ebenfalls. Das, was Ihr sagt, könnte nicht nur als Ketzerei ausgelegt werden, nein, es ist pure Häresie. Ach, Girolamo, wir sind wie zwei Davide, die Goliath von unterschiedlichen Seiten angreifen. Ich für meinen Teil habe nie glauben können, dass David nur eine Steinschleuder brauchte.«
    »Schluss jetzt. Tut, wie ich Euch geraten habe. Gebraucht Euer Geld, um Benivieni freizukaufen, aber begebt Euch auf keinen Fall nach Rom. Und nun geht! Euer Diener, der Euch von weitem folgt, geht mir auf die Nerven, und Euer Pferd stampft so nervös mit den Hufen wie Ihr. Nun schaut Euch diesen Nieswurz an!«
    »Ich kenne sein Gift.«
    »Nicht gut genug.«
    »Werden wir uns wiedersehen, Girolamo?«
    »Das bezweifle ich, vielleicht vor Gott oder … seiner Mutter.«
    Wortlos ging der Mönch seiner Wege und drehte sich nur noch ein letztes Mal um, um den Zeigefinger gen Himmel zu heben. »Erinnert Euch an Euer Versprechen. Ihr werdet Mönch, wenn ich Florenz erobert habe«, sagte er ernst.
    Sein Pferd hatte bereits Schaum vor dem Maul, doch Giovanni trieb es unbarmherzig weiter den steilen Aufstieg nach Fiesole hoch. Das Treffen mit dem Mönch hatte ihn erschöpft. In Gedanken war er bereits in Rom. Später schrieb er bei Kerzenlicht in seinem Studierzimmer einen Brief.
Mein lieber Freund und Bruder,
ich habe mit dem Mönch gesprochen, den du kennst. Aufgrund meiner Gesundheit rät er mir ab, eine Reise nach Rom anzutreten. Hier ergeht es mir ganz gut, obwohl ich es nicht wage, mich den Behandlungen des Medicus zu unterziehen. Ich schicke dir einige Münzen. Versuche alles in deiner Macht Stehende, um unseren teuren Poeten, dessen ergreifende Verse mir noch in den Ohren klingen, von seinen Widrigkeiten zu befreien. Ich bin in Gedanken bei meiner teuersten Blume, die ich nicht

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