Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)
noch mal anrufen.
In Deutschland ist es unverändert sommerlich. Unglaublich! Wenn es so weiter geht, regnet es erst im Herbst wieder... . Würde mich wundern, wenn dieses Wetter nichts mit dem Klimawandel zu tun hat. Bekommen wir alle die Folgen häufiger und heftiger zu spüren, als wir uns das heute vorstellen können bzw. wollen? Führt eine anhaltende Ignoranz, vor allem der Hauptluftverschmutzer dieser Welt, eventuell schon bald zu einer noch schneller zunehmenden Zahl von Todesopfern durch extreme Wettersituationen? Ich befürchte es manchmal. Nun, wir werden sehen. Die Welt hat sich schon immer verändert, das wird sie weiter tun, ob mit oder ohne menschlichen Einfluss.
Hier zumindest hat es ja jetzt reichlich geregnet. Grund genug, mir für morgen wieder schönstes Pilgerwetter zu wünschen! Gute Nacht!
Die Quelle der Dionne in Tonnerre
Tag 25, Tonnerre - Auxerre 34 km
Gut geschlafen, dafür war das Frühstück ein schlecht geratener Scherz, zumindest für einen hungrigen deutschen Pilger. Mit 4 kleinen Scheiben Baguette, 10 g Butter, 20 g Konfitüre und einer Tasse Kaffee kann man gegenwärtig allenfalls meinen Appetit anregen! Satt bekommt man mich so nicht. Immerhin, 2 Scheiben Baguette, je ein Päckchen Butter und Konfitüre bekam ich nachgereicht, als ich um eine Extraportion bat. Reichte natürlich trotzdem nicht, aber ich verkniff mir, einen zweiten Nachschlag zu ordern, war ja nach der üppigen Mahlzeit gestern Abend nicht ausgehungert. Das Wetter war zum Pilgern in Ordnung, zwar etwas trüb und kühl, aber trocken. Kein Grund zu meckern.
War schnell im Tritt, es blieb trocken und nebelig. Die dichten Schwaden gaben der Landschaft ihren ganz eigenen, beinahe gespenstischen Reiz. Mit ihren langgezogenen Alleenstraßen, die sich nur schemenhaft abzeichneten, war sie wie geschaffen für diese Witterung. Ich lief überwiegend auf gut markierten Feldwegen, brauchte mich um nichts zu kümmern. In meinem Kopf fand gar nichts statt, totale Leere breitete sich aus. Ich empfand dies als einen äußerst erquicklichen Seinszustand, an gar nichts zu denken. Positive Gleichgültigkeit? Wohl nicht, eher eine in dem Moment grenzenlose Gelassenheit, so was wie Meditation.
Parallel zu meinem Weg verlief eine TGV-Trasse, alle paar Minuten rauschte einer dieser Hochgeschwindigkeitszüge an mir vorbei. Was für ein Kontrast! Auf der einen Seite ich Pilger, der das Land im Schritttempo durchquert, auf der anderen Seite dieses Wunderwerk der Technik, welches gerade erst einen neuen Geschwindigkeitsweltrekord für Schienenfahrzeuge aufgestellt hat. Unbändig die Energien, die dort wirken. Am eindrucksvollsten bekam ich sie zu spüren, als ich auf einer Brücke stand und ein Zug in voller Fahrt unter mir herdonnerte.
Durch Weinberge gelangte ich gegen Mittag in die durch ihren Rebensaft bekannt gewordene Stadt Chablis, in der wegen des großen Marktes reges Treiben herrschte. Mir war sie einen Stadtrundgang wert, in dessen Mittelpunkt ich die Kirche mit dem markanten Portal stellte. Und zwar ist dieses über und über mit Hufeisen beschlagen. Wusste gar nicht, dass die katholische Kirche das Hufeisen als Glückssymbol anerkennt. Ansonsten gab es außer ein paar engen Gassen und vielen Weingütern nichts, was einer gesonderten Erwähnung bedarf. Ohne eine Pause zu machen, setzte ich meinen Weg fort. Die Stadt war mir zu ungemütlich, durch den Markt ging es zu, wie auf einem Ameisenhaufen.
Bei immer besser werdendem Wetter fand ich 1,5 Stunden später nach anstrengender Überquerung steiler Weinhänge einen wunderschönen Ausflugssee. Dort, Beines heißt der Ort in der Nähe, machte ich es mir bequem. Vor mir bereiteten sich 3 scheinbar neureiche Yuppies auf einen Ausritt mit ihren Jet-Ski vor. Aus ihrem
aufgemotzten Mercedes der M-Klasse ertönte - ma n glaubt es kaum - Tokio Hotel! Hallo!? Geht‘s noch? Durch den Monsun auf Französisch - so weit haben es die Jungs aus Magdeburg also schon gebracht. Wie es aussieht, sogar mit einer altersmäßig erweiterten Fangemeinde.
Eines musste ich neidlos anerkennen, die 3 Yuppies waren echte Virtuosen auf ihren
Wave-Runnern. Das war echt heiß, was die aufs W asser zauberten. Wahrscheinlich wäre es ihnen lieber gewesen, wenn statt meiner 3 scharfe Mädels auf der Bank gesessen und sie bewundernd angeschmachtet hätten. Es sei denn, sie waren schwul. Es heißt ja, die meisten wirklich schönen Männer sind schwul. Und
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