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Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Titel: Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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ich bin ihnen gerade noch entkommen.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Ich bin in Rente gegangen.«
    Ich blicke ihn überrascht an. »Wie? In Rente gegangen?«
    Ich kann mir Sotiropoulos unmöglich im Ruhestand vorstellen.
    »Ja, gerade noch rechtzeitig, bevor der Staat sagt: Das Boot ist voll, mehr Pensionäre gehen nicht rein. Und gerade noch rechtzeitig, bevor mich diese Möchtegern-Nazis aus dem Weg räumen. Seit Jahren stehe ich auf ihrer Liste.« Er hält inne und fragt, ohne mich direkt anzublicken. »Ich habe gehört, Sie ermitteln im Mordfall Demertsis.«
    »Bei Ihren Beziehungen konnte Ihnen das nicht verborgen bleiben«, erwidere ich und bin gespannt, was er mir dazu enthüllen will.
    »Wissen Sie, dass Demertsis ein enger Freund von Lakodimos war?«
    »Der Name sagt mir etwas.«
    »Lakodimos war als Vizeminister für die olympischen Sportanlagen verantwortlich…«
    Unser Gedankenaustausch wird durch Esperoglou abrupt unterbrochen, der mich zu sich ruft.
    »Kostas, in der Lepeniotou-Straße wurde eine Lagerhalle in Brand gesteckt, in der Migranten wohnen. Wir schicken die Feuerwehr los, aber nur in Begleitung Ihrer Leute. Gehen Sie vorsichtig vor, damit die Situation nicht eskaliert.«
    »Wir folgen den Löschzügen und benutzen sie als Deckung«, schlage ich vor. Dann gehe ich zu den Polizeibeamten hinüber und erkläre ihnen die Lage. Sie blicken mich wortlos an, doch aus ihren Augen spricht die Angst.
    »Warum schickt man keine MAT -Sondereinheit, Herr Kommissar?«, fragt mich ein junger Kollege.
    »Die sind für die Abriegelung zuständig. Wenn auch nur die kleinste Lücke im Kordon entsteht, stürmen die Rechtsextremen herein und schlagen alles zu Kleinholz«, erkläre ich ihm.
    Dann fahren die Löschfahrzeuge los, und wir folgen ihnen. Der Brand wütet auf halber Höhe der Lepeniotou-Straße. Vor der Lagerhalle haben sich an die zwanzig Muskelprotze versammelt und bejubeln ihre Großtat. Das Feuer hat das Eingangstor in Schutt und Asche gelegt und breitet sich nun im Inneren der Lagerhalle aus. Die Bewohner verbrennen entweder bei lebendigem Leib, oder sie sterben an Rauchvergiftung.
    Das Auftauchen der Löschzüge bringt die kahlgeschorenen, Ohrring tragenden Bodybuildertypen in Rage.
    »Seid ihr gekommen, um den brennenden Mülleimer zu löschen?«, ruft ihnen einer spöttisch entgegen.
    »Wenn Griechenland im Sommer in Flammen steht, lasst ihr euch mehr Zeit«, höhnt ein Zweiter.
    Sie sind drauf und dran, die Feuerwehrwagen zu stürmen, um sie am Einsatz zu hindern. Daher befehlige ich die Polizeitruppe vor die Fahrzeuge. Nicht auszumalen, was passiert, wenn diese wüsten Kerle auf uns losgehen. Zum Glück halten sie inne und blicken uns nur stumm an.
    »Wir haben nichts gegen euch«, bricht einer, der wie ihr Anführer aussieht, endlich das Schweigen. »Polizisten sind unsere Brüder. Wer sich uns heute nicht in den Weg stellt, wird morgen belohnt.«
    »Wenn sich dieser Scheißstaat alle vorknöpfen würde, die Ausländer beschäftigen und weder Steuern noch Sozialabgaben zahlen, müssten wir nicht die Drecksarbeit für euch machen«, sagt ein anderer.
    Der Anführer wendet sich wieder an uns. »Alle Verräter werden teuer für ihre Taten bezahlen. Denk dran, Kommissar. Vor allem, wenn ihre Töchter sich auf den Abschaum einlassen.«
    Alle Blicke fallen auf mich. Die Polizisten starren mich angsterfüllt an, da sie nicht wissen, wie ich darauf reagieren werde.
    Ich werfe einen Blick auf die Feuerwehrleute. Sie warten den Ausgang der Verhandlungen ab, bevor sie mit den Löscharbeiten beginnen, damit sie den Neonazis keinen Vorwand zum Angriff liefern. Das Feuer frisst sich voran, doch es sind keine Hilfeschreie zu hören. Offensichtlich konnten ihre Bewohner rechtzeitig fliehen. Dann werfe ich einen Blick auf meine Truppe. Die Männer wären bereit, den Vorschlag des Anführers anzunehmen und abzuziehen. Ich muss eine Entscheidung treffen, und zwar schnell.
    Ich wende mich an den Typen, den ich für ihren Anführer halte.
    »Also, diese Dinge müsst ihr mit anderen bereden, dafür sind wir nicht zuständig. Wir wollen, dass hier alles ruhig vonstattengeht. Deshalb schlage ich vor, beide Parteien ziehen ab und lassen die Feuerwehrmänner ihre Arbeit tun. Ihr vergleicht die Lagerhalle mit einem Mülleimer, aber soll deswegen die ganze Gegend abgefackelt werden? Wenn ihr die Feuerwehr behindert, dann habt ihr es nicht mehr mit uns, sondern mit der MAT -Sondereinheit zu tun. Wenn die euch

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