Abschied aus deinem Schatten

Folge von FAS sein … Selbst Kinder mit normaler Intelligenz weisen Defizite in dieser Hinsicht auf und leiden unter gestörter Wahrnehmung und verminderter Aufmerksamkeit … Es gibt unwiderlegbare Hinweise darauf, dass selbst geringe in der Schwangerschaft eingenommene Alkoholmengen, etwa bei geselligen Anlässen, bereits Ansätze von Entwicklungsverzögerungen bei Kindern hervorrufen …
    … Viele dieser Patienten wiesen auch Verhaltensstörungen auf wie Lügen oder aggressive Abwehrhaltung gegenüber jeglicher Form von Autorität …
    … Unter Umständen wäre bei entsprechender Vorsorgeuntersuchung eine Früherkennung der Störungen erfolgt. Angemessene Gegenmaßnahmen hätten möglicherweise einige der sekundären Verhaltensdefizite ausgleichen oder abmildern können. Dennoch muss die Möglichkeit einer Früherkennung als nur sehr gering eingeschätzt werden, wenn man bedenkt, dass einer kürzlich veröffentlichten Studie zufolge Untersuchungen auf FAS bei Neugeborenen eine Fehlerquote von 100 Prozent aufwiesen …
    … Das ungeborene Kind reagiert sehr empfindlich auf Alkohol. Selbst geringe Mengen während der Schwangerschaft können beim Fötus ein breites Spektrum von Fehlentwicklungen hervorrufen. Diese äußern sich in lebenslangen körperlichen oder geistigen Schädigungen sowie in Verhaltensauffälligkeiten …
    … Forschungen sowohl an Tieren als auch an Menschen weisen nach, dass Alkoholkonsum während der Schwangerschaft das Hirn des ungeborenen Kindes schädigen und Verhaltensstörungen sowohl im Säuglings- als auch im Kleinkindalter hervorrufen kann, auch wenn keine erkennbaren körperlichen Fehlbildungen nachweisbar sind. Selbst bei mäßigem Alkoholgenuss während der Schwangerschaft kann es vorkommen, dass die Kinder später eine extreme Unruhe … sowie unnatürliches Schlafverhalten an den Tag legen …
    … Welche Menge Alkohol erforderlich ist, um Schädigungen beim ungeborenen Kind hervorzurufen, ist nicht genau bekannt. Eine Schwangere, die täglich 90 ml oder mehr eines hochprozentigen alkoholischen Getränks konsumiert, riskiert eine Schädigung ihres ungeborenen Kindes … Eine Untersuchung bei 31.604 Lebendgeburten hat ergeben, dass selbst geringe Alkoholmengen das Risiko erhöhen, ein untergewichtiges Kindes zur Welt zu bringen … Es gibt Hinweise darauf, dass sogar bei einem einzigen schweren Fall von Alkoholmissbrauch während der Schwangerschaft das ungeborene Kind ernsthafte Fehlentwicklungen davonträgt.
    Nach dem Studium der Beiträge lag der Zusammenhang nunmehr für Rowena klar auf der Hand. Das Quantum an Alkohol, das ihre Mutter während und nach der Schwangerschaft konsumiert hatte, hatte ausgereicht, um bei Claudia eine Reihe von Auffälligkeiten hervorzurufen – angefangen von den unzureichenden mathematischen Fähigkeiten und der sehr unzulänglichen Handschrift bis hin zu den wiederholten Schlafstörungen und den abnormen emotionalen Störungen. Claudia, das stand für Rowena unzweifelhaft fest, hatte an einem Fötalen Alkoholsyndrom gelitten.
    Mit großer Dankbarkeit nahm Rowena die Bestätigung ihrer bisherigen Vermutungen zur Kenntnis, ließen sie die Schwester doch in einem gänzlich neuen Licht erscheinen, das ihr Verhalten voll und ganz verständlich machte. Claudia war schon behindert zur Welt gekommen, auch wenn diese Behinderung sehr verdeckt aufgetreten war und wohl niemand ahnen konnte, dass diese Störungen alles in allem zu einem größeren, heimtückischen Problem gehörten. Zweifellos hatte Jeanne mit der Zeit die Ursache der Behinderung zwar erfasst, allerdings zu spät erkannt, dass ihre eigene Mutter damals vor Jahren mit ihrer Warnung doch Recht gehabt hatte, die sie während des Gesprächs äußerte, das die kleine Rowena belauscht hatte. Aus diesem Grund, so glaubte Rowena nun, hatte Jeanne, von Gewissensbissen gequält, die totale Abhängigkeit ihrer Tochter stillschweigend hingenommen, genauso wie die Beschimpfungen von Claudia, die sie bis zum Tage ihres Todes über sich hatte ergehen lassen. Ebenso hatte sie, als es mit ihr zu Ende ging, genau deswegen Rowena um Verständnis und Vergebung gebeten. Damals hatte sie geglaubt zu verstehen, um was es ging, doch die volle Tragweite ging ihr erst jetzt auf. Jeanne hatte Claudia deshalb den Großteil des Vermögens vermacht, weil diese ohne Haus und ohne Geld außer Stande gewesen wäre, für sich selbst zu sorgen. Um einen Beruf zu ergreifen oder ihren Lebensunterhalt selbst zu bestreiten,