Abschied nehmen
irgendetwas Schlimmes geschehen?“, fragte er mit sorgenvoll gerunzelter Stirn, denn Williams Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes und endlich ergriff der das Wort.
„Noch ist nichts Schlimmes vorgefallen, doch in deinen Augen wird es das“, erwiderte er mit einem gepeinigten Lachen, wurde jedoch gleich wieder ernst.
„Wovon redest du, William?“, fragte Marcus mit einem forschenden Blick, als könnte er auch ohne weitere Worte alles aus Williams Augen herauslesen. Und als William schließlich seine angespannten Kiefer löste und zu sprechen begann, hörte er aufmerksam zu.
„Es geht tatsächlich, um den Grund für meine und Kates Schweigsamkeit, und wenn du dem zustimmst, was ich vorhabe, werden wir möglicherweise in Zukunft immer so schweigsam miteinander umgehen“, sagte er im Raum auf und ab laufend. „Doch das ist mir lieber, als sie weiterhin zu belügen.“ Bei diesen Worten blieb er stehen und blickte Marcus an, dessen Miene sich schlagartig verändert hatte. Plötzlich lagen Härte und Angst in seinem Blick, während er kaum merklich den Kopf schüttelte.
„Ich sehe, du hast mein Vorhaben erraten“, sprach William sachte aber bestimmt. „Aye, Marcus, ich will ihr endlich von mir erzählen!“, schloss er und spannte sich an, als Marcus bei seinen Worten unvermittelt seinen Stuhl zurückstieß und sich aufrichtete.
Wie ein eingesperrtes Tier begann er schweigend hinter seinem Schreibtisch hin und her zu laufen und die Luft schien vor Anspannung zu knistern.
Damit hatte er nicht gerechnet oder eher gesagt, er hatte gehofft, dass es ihm noch eine Weile vergönnt sein würde, sich nicht mit diesem Thema auseinandersetzen zu müssen, doch nun war es so weit und es missfiel ihm aufs Äußerste. Viele Stunden hatte er bereits damit zugebracht darüber nachzugrübeln, wie er in diesem Augenblick entscheiden sollte und doch kam er sich jetzt vor, als würde er zum ersten Mal damit konfrontiert.
Zu unverhofft hatte William ihn mit seinen Worten getroffen und nun herrschte in seinem Kopf vollkommenes Durcheinander. Doch dieses Umherlaufen half ihm auch nicht dabei, seine Gedanken zu ordnen und so blieb er plötzlich stehen, verschränkte die Arme vor der Brust und richtete seinen steinernen Blick auf seinen Freund.
Marcus’ Miene war undurchdringlich und alles, was William erkennen konnte, war, dass er nur ungern an das dachte, worüber er nun mit ihm zu sprechen gedachte. Er konnte lediglich ahnen, was in dem Kopf dieses Hünen vor sich ging und eine Weile lang versuchte er dies auch, während sie einander reglos anstarrten. Doch was nutzten ihm Spekulationen, dachte er, dafür war er nicht hier und so ergriff er schließlich das Wort.
„Marcus, ich habe dir ein Versprechen gegeben und daran werde ich mich auch halten, wenn du darauf bestehst, aber ich will zumindest versuchen, dich von meinem Standpunkt zu überzeugen“, sagte er, doch Marcus zeigte keine Reaktion.
Noch immer stierte er ihn lediglich an und seine Miene ließ keine Veränderung erkennen. William fragte sich eben, ob seine Worte überhaupt zu seinem Freund durchgedrungen waren oder ob er so tief in Gedanken versunken war, dass er ihn gar nicht gehört hatte, als dieser sich plötzlich rührte.
„In Ordnung, versuch es!“, sprach er mit seiner dröhnenden, gebieterischen Stimme, ging zurück zu seinem Stuhl und ließ sich darin nieder.
William blieb stehen, und während er seine Worte bedächtig wählte, blickte er sein Gegenüber eindringlich an.
„Seit wir dieses Thema zuletzt besprochen haben, ist bereits einige Zeit vergangen und seitdem habe ich häufig darüber nachgedacht“, begann er und Marcus nickte kaum wahrnehmbar. „Ich habe hin und her überlegt und jede nur mögliche Situation durchdacht und es leuchtet mir einfach nicht ein, inwiefern Kate durch ihre Unwissenheit weniger in Gefahr sein sollte“, sprach er und sah, wie Marcus sich mit einem Mal nach vorn beugte.
„Aber ich dachte, das hätten wir geklärt. Jeder, der von deinem Geheimnis weiß, ist automatisch in Gefahr, William. Denk doch nur daran, was sie mit ihr machen würden, wenn sie wüssten, dass sie dir Unterschlupf gewährt. Es wäre ihr Tod!“, sagte er und bei den Worten lief ihnen beiden ein kalter Schauer über den Rücken. Als er ein paar Augenblicke später weiter sprach, flüsterte er beinahe. „Fast
Weitere Kostenlose Bücher