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Aldebaran

Aldebaran

Titel: Aldebaran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Claude Izzo
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Es gibt im Leben keinen schlimmeren Schiffbruch als den, den man in seinem Leben erleidet, hatte er gedacht, als er sich letzte Nacht in seine Kabine zurückgezogen hatte.
    In seiner Koje ausgestreckt hatte er Duke Ellington gehört. Money Jungle, eins seiner liebsten Alben. Duke spielte darauf im Trio mit Charlie Mingus und Max Roach. Dort hatten sie die raffinierteste Version von Solitude gegeben. Aber auf dieser Kassette war African Flower sein bevorzugtes Stück. Er hatte es vier Mal hintereinander gespielt, bis er bei den ersten Takten von Caravan erschöpft eingeschlafen war.
    Ganz früh hatte er sich zur Seemannsmission begeben. Um mit Céphée zu telefonieren. Seit drei Tagen hatte er es abends immer wieder versucht, aber umsonst. Frühmorgens hätte er vielleicht mehr Glück, hatte er sich gesagt. Aber kaum hatte Abdul Aziz die Räumlichkeiten betreten, als der Direktionsassistent Berthou sich beeilte, ihn über den neuen Ärger mit seinem Reeder Constantin Takis zu informieren. Die Aldebaran war nicht mehr das einzige Schiff, das am Kai festsaß. Heute waren neununddreißig seiner Schiffe überall auf der Welt an die Kette gelegt worden. Außerdem, betonte Berthou, lief ein Strafverfahren gegen Constantin Takis. Die griechische Justiz hatte ihn zu drei Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von zwanzigtausend Dollar verurteilt, wegen eines Verstoßes gegen das Handelsrecht.
    Abdul nahm diese Informationen schweigend zur Kenntnis. Er begnügte sich mit einem Kopfnicken, während er Berthou zuhörte. Die Zukunft des Frachters war ihm an diesem Morgen wirklich scheißegal. Er wollte mit Céphée sprechen. Ihre Stimme hören. Und sich beruhigen. Sich sagen können, dass sie, wenn er in zwei bis drei Tagen heimkäme, da wäre.
    Seit letzter Nacht wurde er den Gedanken nicht mehr los. Im Bus, der ihn zur Place de la Joliette brachte, hatte er wieder darüber nachgegrübelt. Er konnte nach Dakar zurückkehren. Nichts hielt ihn davon ab. Sie würden sich aussprechen, Céphée und er. Sie liebten sich, also gab es eine Lösung. Während seiner Verhandlungen um die Abmusterung der Mannschaft hatte man ihm zu verstehen gegeben, dass die internationale Transportarbeitergewerkschaft sich um seine Rückführung kümmern könnte, sollte die Lage sich verschlechtern. Auch um die Rückführung von Diamantis.
    »Dein Reeder hat Widerspruch eingelegt.«
    »Das wundert mich nicht«, antwortete er ausweichend. »Der ist mit allen Wassern gewaschen.«
    Constantin Takis war es gelungen, unter den griechischen Reedern in weniger als zehn Jahren den zwölften Platz in Bezug auf die Tonnage zu erreichen und den zweiten was die Anzahl der Schiffe betraf. Er hatte mit zwei kleinen Tankern begonnen, um dann immer weiter zu wachsen und bald neunzig Schiffe unter seiner Flagge zu haben: Tanker, Massengutfrachter, Roll-on-Roll-off-Schiffe und Kühlschiffe.
    Abdul Aziz kannte Constantin Takis gut. Sie waren im selben Jahrgang auf der Schule der Handelsmarine gewesen. Ein Karrierist. Aber seit 1983 stand er in seiner Schuld. Eine Ehrensache. Nur deshalb hatte er das Kommando der Aldebaran übernommen. Um seine Schulden zu begleichen und endlich niemandem mehr verpflichtet zu sein. Aber davon wusste keiner etwas.
    »Kann ich mal telefonieren?«, fragte er, ohne Berthou weiter zuzuhören.
    Es war jetzt fast neun. Während er noch die Klingelzeichen zählte, erschrak Abdul Aziz bei dem Gedanken, dass das Telefon in einer leeren Wohnung klingelte, aus der Céphée all ihre Sachen herausgeschafft hatte. Wie viele Typen hatte er kennen gelernt, denen das passiert war? Dutzende. Sie nahmen ein Taxi nach Hause, eiliger als sonst, weil sie zweifellos ahnten, dass »zu Hause« seit fünf, sechs oder sieben Monaten nicht mehr ihr Zuhause war. In der Wohnung, vielleicht im Wohnzimmer, ein Brief ihrer Frau, in dem sie erklärt, dass sie einen anderen Mann kennen gelernt hat, der das ganze Jahr über sieben von sieben Tagen in der Woche zu Hause ist und dass sie sich nach reiflicher Überlegung für ein richtiges Leben entschieden hat.
    »Nein, Céphée, du nicht, nicht du …« Beim zehnten Klingeln hatte er aufgelegt. Nein, unmöglich, das würde Céphée nicht tun. Sie war zu allem fähig, zu den heftigsten Wutausbrüchen, ja, aber dazu nicht. Sie war nicht wie die anderen. Céphée, die er in seinen Armen gehalten hatte. Gewiegt. Er beruhigte sich.
    Sechs Monate nach seiner Rückkehr aus Adelaide ging das Leben wieder seinen normalen Gang. Morgens

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