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Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt

Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt

Titel: Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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an der Hand vor dem Herz Jesu herumlungerte, ihr versicherte, dass dies die richtige Adresse sei, und an seiner viel zu weiten Hose zerrte, die er zum Abschied von der Besserungsanstalt für Frauen und Kinder erhalten hatte. Excuse me, Sir. Excuse me, Madam. Er hatte die Wörter wiederholt wie eine Parole, die ihm Zutritt zu einer Welt gewähren würde, in der man sich unentwegt entschuldigte. Er war ziemlich erstaunt über einen Satz an der Mauer, der behauptete, Dr. Pereira, der Mann, dessen Adresse man ihm gegeben hatte, sei ein Hund. Wieso war ein Arzt ein Hund? Noor hatte geglaubt, er könne einigermaßen lesen, aber jetzt war er nicht mehr so überzeugt davon. Vielleicht hatten manche Worte außerhalb der Besserungsanstalt eine andere Bedeutung.
    Dr. Pereiras ankommender Wagen verlangsamte seine Fahrt. Der Doktor kurbelte das Fenster herunter, um die Bettler zu verscheuchen, weil er der Ansicht war, sie schädigten den Ruf des Herz Jesu. Auf einmal hörte er, wie ein abgezehrter, aber sauberer Junge, der sich fürsorglich um eine ältere Frau kümmerte, sich unablässig entschuldigte: Excuse me, Sir. Excuse me, Madam. Dr. Pereira hatte einen Blick für wohlerzogene Knaben. Außerdem wirkte die Frau an seiner Hand sehr leidend. Also winkte Dr. Pereira das Paar in seinen Wagen. Ein Bettler, der sich für seine Tätigkeit entschuldigte, bemühte sich bereits, sie hinter sich zu lassen, fand er. Ein Bettler mit guten Manieren verdiente eine Chance. Er verdiente es, dass man ihm Fragen stellte.
    Noor verfrachtete zuerst seine Mutter auf den Rücksitz, kletterte dann selbst vertrauensvoll auf den Vordersitz, als hätte er nur darauf gewartet. Diese Zuversicht rührte von seiner hinter den verschlossenen Türen der Besserungsanstalt verbrachten Kindheit, in der er am liebsten in jede ihm geöffnete Tür gestürmt wäre. Einen Raum zu betreten und sich zu benehmen, als wäre er sein Eigentum, hatte Noor bereits in einem Alter gelernt, in dem andere Jungen nur an Fensterbrettern hingen und hineinspähten. Noor war überzeugt, einen eigenen Geheimcode zu besitzen.
    Und nun sitzt er in dem Büro, in dem Dr. Pereira undseine Kollegen diskutieren, ob Alice Bhatti über genügend Charakterstärke verfügt, um den Belastungen in einer überfüllten öffentlichen Klinik standzuhalten. Noor sitzt zwar in der Ecke, aber immerhin auf einem Stuhl. Später wird er Tee holen, jetzt jedoch zeichnet er noch gewissenhaft jede Minute des Vorstellungsgesprächs auf. Er weiß, dass das, was er schreibt, der einzige Aktennachweis darüber sein wird. Ortho Sirs Tiraden, Hina Alvis Lächeln und Dr. Pereiras Verzweiflung lässt er aus, und weil er nicht aufgefordert ist, festzuhalten, was er in seinen Pausen tut, findet auch sein Stelldichein mit Teddy Butt am Strommast keine Erwähnung. Das Protokoll einer Besprechung gibt nicht alles wieder, was in ihr vor sich geht. Mitunter ist es sogar besser, gewisse Dinge nicht zu notieren. Dr. Pereira hält ihn dazu an, selbst zu entscheiden. Dr. Pereira sagt, dass heilige Schriften ebenso wenig alles wiedergeben wie weltliche Romane.
    Wie fast alles im Leben hängt der Ausgang eines Vorstellungsgesprächs von zahlreichen Ereignissen ab, von denen einige sich bereits lange vor diesem Interview zugetragen haben. Noor hat versucht, Alice Bhatti auf die Schwierigkeiten vorzubereiten, die während des Gesprächs auf sie zukommen könnten. „Egal, was du sagst, du darfst nie wütend werden. Die Anstalt darfst du auch nicht erwähnen.“
    „Welche Anstalt, du vorlauter Balg?“, hatte Alice ihn ironisch und in autoritärem Ton angeschrien.
    Noor zuckte kurz zusammen, dann schrie er zurück: „Gut! Jetzt noch dabei lächeln!“
    Er ist erleichtert, dass es Alice gelungen ist, ihr Temperament während des Gesprächs zu zügeln, und dass ihre Zeit in der Besserungsanstalt nicht erwähnt wurde, wo sie nicht etwa gewesen ist, weil sie Patienten beklaut oder bei den Prüfungen betrogen hat, sondern nur, weil sie beinahe einen berühmten Chirurgen umgebracht hat. Noor kennt Alice. Man tat ihr einen Gefallen, und sie sagte: Du kannst mich mal. Er weiß, dass ihr größter Makel nicht ihr familiärer Hintergrund ist, sondern ihre völlige Unfähigkeit, ein einfaches Wort wie „Danke“ oder „Entschuldigung“ zu äußern.
    Niemand wird die Aufzeichnungen, die Noor in den dicken Ordner auf seinen Knien schreibt, jemals eines Blickes würdigen. Weder Noor, geschweige denn Notizen spielen eine Rolle bei der

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