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Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt

Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt

Titel: Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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der Polizeispitzel Teddy Butt zu seinem Glück gekommen war.
    Einstimmigkeit herrschte jedoch in einem Punkt: Alice sah nicht aus wie eine typische Christin und benahm sich nicht so, auch wenn sie vermutlich die einzige Christin war, der diese Männer in ihrem ganzen Leben begegnen würden.

zwölf
    Alice geht am Laden von Jesus Bhatti vorbei, der Zigaretten, Milch und, wenn das Geschäft schlecht läuft, sein eigenes Blut an das Herz Jesu verkauft. Neben seinem Laden steht der leere Verschlag, in dem der einzige Unternehmer von French Colony einst seine Geschäfte abzuwickeln pflegte. Er stahl Kanaldeckel, um sie später an die Stadtwerke zurückzuverkaufen. Die offenen Gullys schimmerten dann an ihrer Oberfläche von den unzähligen Plastiktüten, die in sie hineingestopft worden waren. Als Alice Bhatti noch Schülerin war, hatte sie oft darüber nachgegrübelt, warum die Einwohner von French Colony, von denen über die Hälfte für den Abtransport des gesamten Mülls in der Stadt verantwortlich war, die eigenen Straßen nicht sauber halten konnten. Inzwischen weiß sie es besser und umgeht sorgfältig die offenen Abflüsse.
    Sie beobachtet ein paar Katzen, die sich gegenseitig mit trägen Sprüngen über eine Kloake hinweg verfolgen.
    Jedes Eheleben in French Colony beginnt mit einem Besuch beim Schneider, und dorthin ist auch Alice unterwegs. Die Schneiderei Dulhousie ist der einzige Betrieb in French Colony, der seit vierzig Jahren besteht. Er besitzt eine Filiale in Lahore und – dem Ladenschild zufolge – jetzt auch eine in Toronto. Alice zögert einen Moment und späht durch die milchigen Glasscheiben der Tür ins Innere, in dem zahlreiche Schatten über Nähmaschinen gebeugt sitzen. Die Türen halten den Gestank oder – wie Außenstehende es nennen – das „französische Parfüm“ fern. Der angenehme Geruch dampfender, glättend über Lawrencepur-Wolle gleitender Bügeleisen gibt den Kunden das Gefühl, reich zu sein, oder täuscht sie zumindest darüber hinweg, dass sie sich in French Colony befinden. Mr. Dulhousie Senior hat sein Leben damit verbracht, Soutanen für den Klerus, Anzüge für die Kirchenbesuche katholischer Geschäftsleute und Hochzeitskleider für ihre Töchter zu nähen. Alice hat die Werkstatt noch nie betreten, denn ihr Vater ist in seinem eigenen Viertel ebenso ein Chura wie außerhalb. Durch die Lektüre von sieben Büchern in vier Jahren und die Hochzeit mit einem quasi festangestellten Musla hofft Alice, sich über den Gestank zu erheben, der ihr täglich Brot ist. In ihrer Zeit in der Besserungsanstalt hatte sie nie das geringste Heimweh. Sie sehnte sich nur nach einem Zuhause, das sie noch nicht besaß. Sie hörte die Geschichten anderer Insassinnen. Sie hatten versucht, ihren Mann, die Geliebte ihres Mannes oder den Mann der Geliebten zu töten. Im Mittelpunkt dieser Geschichten stand immer ein Heim: eine Wasserpumpe, ein Herd, ein Charpoy oder ein kleiner Hof mit einem Jasminstrauch. War es das, wonach sie sich sehnte, ein eigenes Heim?
    Sie ist erleichtert, dass alles so schnell gegangen ist und sie keine Zeit hatte, ihre Motive zu hinterfragen. Andernfalls wäre aus ihrer Liebesgeschichte eine anthropologische Abhandlung über Überlebensstrategien von Katholiken in islamisch dominierten Gesellschaften geworden.
    Dulhousie ist ein guter Geschäftsmann. Ehrgeiz erkennt er auf den ersten Blick. Es ist nicht ungewöhnlich, dass eine junge Frau aus French Colony es zur Krankenschwester bringt, wenn sie jedoch aus dem Haus des Chura Joseph Bhatti stammt, den sogar seine Mit-Churas für unberührbar halten, ist das ein untrügliches Zeichen für einen künftigen Aufstieg. Dulhousie hat genügend Bhattis in seinem Leben gesehen und weiß, dass sie jedes Fortkommen scheuen wie der Teufel das Weihwasser. Er hat ihre in Generationen geschmiedete Sturheit erlebt, die Unbeugsamkeit, die sich wie eine ansteckende Krankheit in jungen Jahren unter ihnen ausbreitet und sie bis zur Bahre nicht mehr loslässt. Die Ehrgeizigsten von ihnen schicken ihre Frauen vielleicht zum Putzen in reiche Häuser, aber ansonsten sind die Bhattis der Ansicht, der Staat schulde ihnen den Lebensunterhalt, einen kümmerlichen Untertage-Lohn zwar, aber immerhin einen Unterhalt. Doch wenn es ihnen gelingt, Schulen und Universitäten zu besuchen, erheben sie sich über die Bhatti-Mentalität, die sie versklavt. Und wer bereit ist, sich besser zu kleiden, maßgeschneiderte Garderobe, bessere Manieren und eine

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