Aliens in Armani: Roman (German Edition)
Tränen nicht zurückhalten. Ich hatte Angst, und jetzt war ich allein. Ich hatte gedacht, auf Martini könnte ich mich verlassen, aber er war fort, und ich konnte nichts tun, um ihn zurückzuholen. Ich wusste noch immer nicht, ob ich ihn tatsächlich liebte, aber hassen konnte ich ihn nicht.
Ich vergrub das Gesicht in den Händen und weinte still. An meine Eltern konnte ich mich nicht wenden, denn damit würde ich sie in Gefahr bringen. Ich konnte es auch sonst niemandem erzählen. Wenn sie mich irgendwo wegsperrten und untersuchten, würden wir alle sterben.
Jemand legte die Arme um mich und zog mich an sich. Der Körper, an den ich mich lehnte, war muskulös und wohlgeformt. »Ist ja schon gut«, sagte Martini weich. »Es tut mir leid.«
Ich konnte nicht anders, ich schlang die Arme um ihn. »Wie jetzt? Muss ich erst hysterisch werden, damit du mir glaubst?« Wenn ich so weitermachte, hatte er bald noch ein durchweichtes Hemd.
Er strich mir über den Rücken. »So ähnlich. Du hattest recht, es hat sich eine emotionale Schicht um dich gelegt, und sie blockiert deine Gefühle. Und das, was wir heute Morgen durchgemacht haben, ist mörderisch für Empathen. Aber als du zu weinen angefangen hast, konnte ich dich wieder spüren. Es war genau wie gestern Abend am Flughafen und wie heute Nacht, als du den Albtraum hattest.« Er küsste mich auf den Kopf. »Es tut mir leid, Kleines. Bitte hör auf zu weinen.«
»Wenn ich aufhöre, glaubst du mir nicht mehr!« Ich war völlig aufgelöst und konnte mich nicht wieder einkriegen.
Martini verlagerte sein Gewicht und legte die Hände um mein Gesicht. Er hob mein Kinn, sodass ich ihm in die Augen sehen musste. »Ich glaube dir. Das hier wird nicht leicht. Meine Empathie-Synapsen sind völlig ausgebrannt, und meine üblichen Blockaden sind hinüber. Ich müsste mich eigentlich regenerieren, und das kann ich nur in einem Isolationszimmer. Ich müsste mindestens zwölf Stunden darin schlafen. Aber ich weiß, dass wir dafür keine Zeit haben. Ich kann das Wesen fühlen, aber es ist nicht so mit dir verbunden, wie es ein Parasit wäre. Es müssen Mephistos implantierte Erinnerungen sein, die versuchen, dich zu beeinflussen. Anscheinend werden sie mit der Zeit stärker.«
»Er will mich dazu bringen, dich und Christopher zu töten. Ich weiß es. Deshalb habe ich es in meinem Traum gesehen. Um die anderen wird er sich auch kümmern, sie werden entweder getötet oder in Überwesen verwandelt. Aber nicht ihr beide. Euch will er auf jeden Fall tot sehen.«
»Weißt du auch, warum?«
»Nein.« Ich wusste es wirklich nicht, aber ich war mir sicher, dass ich mich vor der Antwort fürchten sollte. »Ich weiß nur, dass er kommen wird, und zwar bald. Du hast recht, wir haben nicht die Zeit zu warten, bis du dich regeneriert hast.«
Ein kleines Lächeln umspielte seinen Mund. »Es gibt auch noch ein paar andere Dinge, die helfen.« Er beugte sich vor und küsste mich.
Vor Erleichterung hätte ich wieder weinen können. Es war noch immer wunderbar, und es wischte noch immer alle Sorgen weg. Eine Hand glitt hinter meinen Kopf, während er mich mit der anderen an sich drückte. Ich hatte die Arme bereits um ihn geschlungen, aber jetzt zog ich ihn noch enger an mich.
Es wurde ein langer Kuss, aber schließlich löste er sich von mir. »Ist dieser Raum schallisoliert?«, fragte ich, sobald ich wieder sprechen konnte.
»Das ist eine Bibliothek, wir haben uns an die Normen auf der Erde gehalten, also ja, er ist es.« Er sah verwirrt aus.
»Kann man die Tür abschließen?«
»Ja, warum?«
»Na ja, ich habe da diese Fantasie. Es geht dabei um wüstes Treiben auf einem Konferenztisch.« Seltsam, aber wahr. Allerdings hatte ich das bisher noch niemandem erzählt.
In seinen Augen erschien wieder dieses Glühen, aber er sah auch etwas frustriert aus. »Ich fasse es nicht, dass ich das sagen muss, aber diese fantastische Idee wird leider warten müssen. Wir müssen unsere Energien jetzt gut einteilen, und für richtig wüste Dinge braucht man viel Energie und Zeit.«
»Ich kann warten.« Wenn’s denn sein musste. Diese psychotischen Mistüberwesen konnten einem aber auch wirklich jeden Spaß verderben.
»Gut, dann habe ich etwas, für das es sich zu überleben lohnt.« Er zog mich wieder an sich und küsste mich noch einmal. »Wahrscheinlich kann ich nur noch sehr starke Gefühle von dir empfangen und auch das nur noch schwach. Es wäre also vielleicht nicht schlecht, wenn du auch laut
Weitere Kostenlose Bücher