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Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Titel: Alissa 1 - Die erste Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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unter dem Meson sich selbst begraben hatte. Wochenlang hatten die Wölfe laut gejammert, weil sie riechen, aber nicht erreichen konnten, was ihnen ihrer Meinung nach zustand. Alle anderen, Bewahrer wie Schüler, hatten die scheuen Aasfresser bekommen. »Aber nicht dich , Meson«, sagte Bailic mit harscher Stimme. »Du hast dich unter so viel Stein begraben, dass ich nicht an dich herankam.« In der Kälte, die er in seine Gemächer hatte dringen lassen, zog er seinen Mantel enger um sich.
    Bailic hockte sich vor das Feuer, um es zu schüren. »Ich hätte dich anständig auf einem Scheiterhaufen verbrannt«, flüsterte er den hellen Flammen zu. »Du warst zu gut, um als Fraß für die Wölfe zu dienen.«
    Langsam legte er den Hut zurück auf das Wandbord und sank in seinem Sessel zusammen. Trübsinnig wischte er sich die Finger an dem Lappen ab und merkte erst jetzt, dass er eines seiner besten Augentücher ruiniert hatte. Bewusst glättete er die gerunzelte Stirn und tat einen geübten, tiefen Atemzug, um sich zu beruhigen und aus dieser schwermütigen Stimmung zu befreien. Wieder fiel sein Blick auf Mesons Hut. Zornig stand er auf und ging zur Tür. Er war zu rastlos, um zu schlafen, und würde seinen Keller aufsuchen, wie er es stets tat, wenn ihn bedrückende Gedanken plagten.
    Er verzichtete auf eine Kerze, tappte auf leisen Sohlen hinunter zur großen Halle und hielt vor der Geheimtür, verborgen in der Wand, welche die Treppe stützte. Er legte die Handfläche darauf, um sie zu öffnen, und schloss sie fest hinter sich, sobald er hindurchgetreten war. Nun war er eingesperrt in einer feuchten Dunkelheit, die schwärzer war als die finsterste Nacht. Er tastete sich vorsichtig voran, vorbei an seinen aufgestapelten Fackeln und einem staubigen Klumpen – Mesons von einem Bann geschütztem Bündel. Blind spähte er hinab in das klamme Loch und die enge Wendeltreppe, die sich darin hinabschraubte.
    Eine eiskalte Brise umspielte seine Knöchel wie der Atem eines gewaltigen Ungeheuers. Es war ebendieser ständige Luftzug gewesen, der dazu geführt hatte, dass er und Meson die verborgene Tür in der Wand unter der Treppe gefunden hatten. Als Junge hatte Meson bemerkt, dass die Federn seines Kissens, wenn man sie ganz in Ruhe ließ, dennoch über den Boden der großen Halle eilten, als triebe ein unsichtbarer Wind sie an. Sie hatten viele Versuche angestellt und schließlich diese geheime Kammer gefunden. Nicht lange, nachdem Bailic mit seiner Eroberung der Feste begonnen hatte, hatte er die zweite Tür entdeckt, eine Falltür im Boden, die zu dem Verlies führte, über das so viel getratscht wurde und das doch niemand je gesehen hatte.
    Bailic nahm sich eine Fackel und richtete seine Gedanken darauf aus, sie zu entzünden. Eine Flamme brach aus dem Ende hervor und warf flackernde Schatten an die engen Wände. Nervös fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen und begann den Abstieg.
    Der Berg schien schwer auf ihn herabzudrücken und erfüllte seine Sinne mit dem beißenden Geruch von nassem Fels. Von seiner flackernden Fackel stieg Rauch auf, der ihm in den Augen brannte und seine Kehle im Nu trocken werden ließ. Es war kalt, und er war froh um seinen Mantel. Am Ende der langen Treppe schob er sich, ohne zu zögern, in den schmalen Gang, der sich vor ihm auftat. Die Decke war so niedrig, dass er sich bücken und in die Knie gehen musste. Rücken und Beine waren rasch verkrampft. Er wusste, dass der Gang sich schließlich zu einer kleinen Kammer vor der großzügigen Zelle öffnete, die hier tief unter der Feste verborgen war. Der Vorraum war zwar nur wenige Manneslängen breit, erlaubte ihm aber, seinen Gefangenen zu verspotten und zu reizen und dabei einen vernünftigen, wenn nicht sogar sicheren Abstand zu wahren.
    In der größeren Höhle war er nur zweimal gewesen. Sie war ein Gefängnis, ganz gleich, wie glatt die Böden geschliffen oder wie prächtig die Säulen behauen waren, welche die hohe Decke stützten. Diese Zelle machte ihn nervös, obwohl sie für ihn keine Gefahr darstellte. Wieder einmal fragte er sich, warum die Besitzer der Feste hier einen solchen Ort eingebaut hatten. Die Höhle diente nur einem erkennbaren Zweck: einen Meister einzuschließen. Sie konnte niemand anderen festsetzen. Es hieß, dass einige Fähigkeiten, welche die Meister entwickelten, mit der Gefahr des Wahnsinns einhergingen. Womöglich war dies der Ort, wo man sie dann einschloss, bis sie wieder zu Verstand gekommen

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