Alle meine Schaefchen
seinem Rücken heftig Zeichen mit den Händen machte. »Soll ich auch noch den Teppich um mich wickeln?«
»Hör zu, zieh dir deinen Mantel an, und mach kein Theater«, sagte sie unerbittlich.
Trotz seines Protestes zog Lewis dann brav seinen dicken Tuchmantel über, bevor wir nach draußen entwichen und es den Frauen allein überließen, die Kinder in Schach zu halten, deren Spiel >Hänschen-sag-mal-Piep< sich wie eine Kriegsangelegenheit anhörte.
»Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste«, brummte Onkel Lewis.
»Man kann sich schnell erkälten.«
»Erkälten?« schnaubte er. »Vor ‘ner Erkältung hab’ ich keine Angst, sondern vor Ruth, wenn die mich ohne Mantel sieht. Dann ist der Teufel los.«
Teddy nickte ernst, aber in seinen Augen saß ein schalkhaftes Lächeln. »Dann würde sie wahrscheinlich den Bierhahn zudrehen, Lewis.«
Der alte Mann grunzte zustimmend.
Wheel war eine Farm für Rinderzucht und Ackerbau mit einer Größe von etwa hundert Hektar Land. Früher einmal waren die Gebäude und Scheunen für ein größeres Gebiet angelegt worden.
»Die Leute von damals wußten, was sie taten«, sagte Teddy, als wir einige gesunde, einjährige Rinder bestaunten, die in einem langgestreckten Stall mit niedriger Decke untergebracht worden waren.
»Damals baute man nicht für zehn oder zwanzig Jahre, sondern für einige hundert. Dieser Hof wird noch stehen, wenn jene modernen Dinger nach der Fertigbaumethode bereits zusammengebrochen sind.«
Ich war nicht ganz seiner Meinung. »Solche Gebäude wie dieses waren angebracht, wenn ein Dutzend oder noch mehr Männer auf einem Hof arbeiteten, aber jetzt braucht man etwas, aus dem man leicht mit einem Traktor rein- und rausfahren kann.«
»Wir haben zwar die Anlage ein bißchen angekratzt, aber ich kann diese hier mit dem Traktor ausmisten«, berichtete er mir.
Lewis spuckte aus: »Schmutzige, stinkende Ungeheuer.«
Wir kamen zu dem Gebäude, das einstmals Lewis’ geliebte Pferde beherbergt hatte. Kräftige Rinder standen jetzt in den Boxen — durch hölzerne Planken voneinander getrennt — und wurden mit Gerstefutter gemästet, das von den eigenen Äckern stammte.
»Hier gibt’s etwas, was Sie unbedingt sehen müssen«, sagte der alte Mann unvermittelt, nahm mich bei der Schulter und drehte mich um. An langen Haken, die man in die Wand geschlagen hatte, hingen dort zwei komplette Ausrüstungen an Zaumzeug für Arbeitspferde.
»Das ist hier das Kummet, das man als erstes überstreifen mußte, dann folgte der Schaft«, sagte Lewis und zeigte auf die entsprechenden Teile. »Die Ketten dort wurden an die Deichsel gehängt, dann paßte man den Sattel an, damit er einen Riemen und eine Kette aushielt, die die Deichsel gerade halten mußten. Das hier ist der Gesäßriemen, mit dem man das Pferd zum Rückwärtsgehen bringen konnte.«
»Trugen sie auch Scheuklappen?« fragte ich.
»Ja, meistens«, antwortete er nickend. »So konnten sie sich besser auf die Arbeit konzentrieren. Aber es gab auch noch andere Vorteile.«
»Dieses Geschirr gehörte unseren letzten beiden Arbeitspferden, die wir auf Wheels hatten«, erzählte mir Teddy. »Unserem alten >Major< und >Prinz<, einem Wallach. Die beiden haben die Traktoren, die es zu der Zeit gab, ohne weiteres in die Tasche gesteckt.«
Lewis strich mit der Hand über das Leder des gepolsterten Kummet. »Als ich noch ein kleiner Junge war, hatten wir sechs schwere Arbeitspferde auf diesem Hof beschäftigt. Für leichtere Arbeiten gab’s außerdem noch ein paar kräftige Reitpferde und ebenso mehrere Ponys. Aber nicht einen einzigen Traktor... trotzdem wurde die Arbeit geschafft. In der Morgendämmerung standen wir auf, und wenn die Arbeit es verlangte, war die Sonne lange vor uns im Bett. Das waren noch Zeiten! Es gibt nichts, mit dem man dies vergleichen könnte: bei gutem Wetter mit Pferden auf dem Feld zu arbeiten und ihnen mit einem Pflug zu folgen. Nichts kam dem auch nur in die Nähe.«
»Ein bißchen kommt man wieder darauf zurück«, sagte Teddy zu ihm. »Auch heute noch gibt’s Arbeit auf einem Hof zu erledigen, die ein Pferd billiger verrichten kann als ein Traktor.«
Lewis lachte. »Stimmt das? Man nimmt wieder Pferde? Vielleicht erfinden die auch noch was, das mich nochmal siebzehn sein läßt.«
Als wir um eine große Scheune aus roten Backsteinen gingen, fragte ich ihn: »Haben Sie die Geschichte von dem Pony gehört, das an Vergiftung gestorben ist?«
Teddy ergänzte: »Es hat vergiftetes
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