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Alle Tage: Roman (German Edition)

Alle Tage: Roman (German Edition)

Titel: Alle Tage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terézia Mora
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Lehrerin! Musikalische Erziehung in einem Ferienlager. Sie tanzt um den Küchentisch herum: Ringe, Ringe, Raja ! Janda erträgt es natürlich schwer. Nicht, weil ihnen jetzt ein Fahrer auf der Tour fehlt, das ist egal, drei Leute können sich gut abwechseln beim Fahren. Es stinkt ihm, dass ich etwas Eigenes habe. Scheinbar darf das nicht sein. (Ich habe nur gesagt, freu dich nicht zu … Ach, was soll’s, er winkt ab. Sie:) Das ist fast, als würde ich wieder in meinem Beruf arbeiten! Verstehst du, sie setzte sich auf Abels Schoß und würgte ihn fröhlich, verstehst du, vielleicht werde ich bald wieder in meinem Beruf arbeiten! Sie schob sein Gesicht in der Mitte zusammen und drückte einen feuchten Schmatz auf die vorgestülpten Lippen.
    Das war schon beim Abendessen, sie saßen im Kreis, Janda hatte die Nudeln zu scharf gemacht, das Löschwasser, hier: selbst gemachter Johannisbeerwein (In wessen Garten haben wir die gepflückt? Vergessen) war kratzig und hatte astronomische Prozente. Selbst Kinga musste sich räuspern.
    Eigentlich, h-khrm, könnte das Kind ebenso gut auch mit euch mitfahren. Euch fehlt doch ein Fahrer. Du kannst doch fahren?
    Abel schüttelte den Kopf.
    Janda: Soviel dazu.
    Kinga: Na und, man kann alles lernen! Hiermit erkläre sie sich bereit, dem Kind das Autofahren beizubringen, bevor sie weg müsse.
    Kommt nicht in Frage, sagte Janda. Wir werden uns nicht von jemandem ohne Führerschein fahren lassen, der das Fahren von dir gelernt hat.
    Er könnte Kontras Führerschein nehmen! Schaut euch an, ihr könntet Cousins sein! Und für die sehen wir doch alle gleich aus! (Sie lachte.) Sicherheitshalber sollten sie gegenseitig die Familiengeschichte memorisieren.
    Wozu, sagte Kontra. Die kennt hier sowieso keiner.

    Später. Feldweg, außen, Tag, sengende Sonne. Andre und Kontra.
    Verrückter kann es nicht mehr werden, sagte Andre.
    Doch, doch, dachte Kontra.
    Janda hatte sich geweigert mitzukommen – Das ist das Hirnrissigste, was du dir je … –, sie standen allein am Wegesrand und schauten dem Tourbus hinterher, der durch die Schlaglöcher buckelte. Links und rechts hob der Wind Staubfetzen von den Feldern hoch. Andre kniff die Augen zusammen.
    Andre: Waren wir früher schon so? Ich erinnere mich nicht. Ich spielte Gitarre im Seniorenheim oder im Jugendclub und manchmal fielen mir nur die schmutzigen Texte ein. Aber das war schon alles. Und heute? Wir sind eindeutig jenseits von etwas angekommen, und so richtig weiß ich nicht, womit das zusammenhängt.
    Doch, sagte Kontra. Natürlich.

    Später, Kingania.
    Ausgeschlossen, sagte Janda. Er kann das Fahren nicht an einem Nachmittag auf dem Feldweg erlernt haben.
    Wenn ich’s sage.
    J. winkte nur ab. Du redest viel, wenn der Tag lang ist. Doch Andre und Kontra bestätigten Kingas Aussage. Das Kind kann den Bus steuern. Nachdem sie einpaar Stunden zwischen den Feldern kreuz und quer gefahren waren, blieben sie einmal für fast eine halbe Stunde verschwunden, in einer Landschaft, flach wie ein Laken, eine Senke oder was, und als sie wieder auftauchten, konnte er es irgendwie. Er fuhr sie ins Dorf zurück, parkte den Bus vor der Kneipe zwischen einem blauen Kleinwagen und dem Motorrad des Dorfpolizisten, der in der Kneipe saß und ihnen zusah, zuerst beim Einparken, dann, wie sie mit ihrer Limonade (!) und ihrem Stieleis (!) auf der Bordsteinkante saßen. So ein unebener Bordstein in einem holprig gepflasterten Dorf. Die Bäume ließen die staubbedeckten Blätter hängen. Die Sonne ging unter.
    Ein schönes Bild, gab Janda zu. Trotzdem: Nein. Das wäre Wahnsinn.
    Kinga umarmte ihn, flüsterte ihm ins Ohr: Er braucht doch jemanden, der auf ihn aufpasst!
    Das ist mir noch nicht aufgefallen.
    Sie küsste ihn auf die stoppelige Wange: Pass auf mein Patenkind auf!
    Ts, sagte Janda und zuckte mit den Achseln.

    Später saßen Janda und Abel allein auf dem Dach, zu beiden Seiten einer bizarr geschmolzenen Riesenkerze, die von irgend einer Party zurückgeblieben war. Zwei, die sich seit Jahren stumm ansehen. Jetzt nicht. Sie sahen nach vorne, in den sogenannten Wald : einer mit wildem Wein bewachsenen, fensterlosen Wand im Nachbarhof. Vögel prügelten sich darin um ein Nachtlager.
    Janda rauchte. Dass er das Wort niemals an Abel richten würde, war klar. Aber hat das Kind schon mal ein Gespräch angefangen?
    H-khrm, sagte Abel. Nehmt mich nur mit hinaus aus der Stadt, setzt mich irgendwo ab. Damit sie beruhigt ist.
    Janda schaute unverwandt in den Wald,

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