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Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel]

Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel]

Titel: Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KBV Verlags- und Mediengesellschaft
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Eine Küchenangestellte kam freundlich lächelnd auf ihn zu. »Herr Bertold, möchten Sie frischen Kaffee? Warten Sie, ich bringe Ihnen welchen.«
    Lorenz sagte: »Mädchen, wenn es nur der Kaffee wäre!«
    Sie sah ihn verständnislos an.
    Nun rief Lorenz, so laut er konnte: »Nein, ich möchte nicht bedient werden. Ich habe das verdammte Recht auf etwas Selbstständigkeit!«
    Einige Anwesende blickten sich um und sahen Lorenz neugierig an. Der griff seinen Gehstock und erhob ihn hoch über seinen Kopf: »Jawohl, ich fordere das Recht auf Eigenverantwortung!«
    »Aber Herr Bertold«, sagte die Küchenangestellte. »Was soll das denn?«
    Lorenz blickte sie mit flammendem Blick an: »Gute Frau, Sie sind nicht qualifiziert, mir diese Frage zu stellen. Sie machen die Menschen mit Kaffee glücklich, Sie fragen nicht nach dem Sinn!«
    »Herr Bertold, bitte«, rief die Frau und sah sich hilfesuchend um. Eine ihrer Kolleginnen lief los, offenbar, um Verstärkung zu holen. Lorenz registrierte dies mit einem wölfischen Grinsen. »Ja, schreckt nur auf!«, rief er dann. »Ich fordere noch mehr! Ich fordere das Recht auf weniger Pflege, und ich fordere die sexuelle Befreiung der Alten!«
    An den Tischen begannen die Mitbewohner zu tuscheln. Lorenz verstand nicht, ob sie ihm beipflichteten oder sich über ihn das Maul zerrissen. Sein Auftritt begann ihm Spaß zu machen. »Jawohl!«, rief er weiter aus. »Früher wurdet ihr stundenlang allein auf dem Klo sitzen gelassen, heute in diesem scheißteuren Haus müsst ihr um Erlaubnis fragen, euch selber den Hintern abwischen zu dürfen!«
    »Lieber Herr Bertold«, hörte er eine Stimme, unschwer als die der Heimleiterin Sibylle Klinkenberg zu identifizieren. »Lieber Herr Bertold, Sie wollen doch, dass wir Sie ernst nehmen.«
    »Jawohl«, schnitt er ihr das Wort ab. »Und ich gebe Ihnen nun die Gelegenheit dazu!«
    »Herr Bertold«, sagte Sybille Klinkenberg. »Schauen Sie doch, die anderen Mitbewohner irritiert das doch nur.«
    »Ja, das ist doch wunderbar!«, rief Lorenz aus. »Seid irritiert, denkt nach, steckt eure Gebisse weg und bestellt Steaks zum Lutschen!«
    »Jetzt reicht es«, erwiderte die Klinkenberg. »Bitte hören Sie jetzt auf, Herr Bertold. So verwirrt wie Sie tun, sind Sie nicht.«
    »Lassen Sie mal, Frau Klinkenberg«, sagte Benny, der dazugekommen war. Er trat zu Lorenz und raunte ihm zu: »Coole Vorstellung, Opa Bertold.«
    »Was machst du denn hier?«, fragte Lorenz. »Hast du heute Vormittag nicht frei?«
    »Nee«, meinte Benny. »Das war gestern.«
    »Hm, stimmt. Den gestrigen Tag hab ich irgendwie gestrichen.«
    Benny lachte. »Gute Sache. Könnte ich auch mal öfter machen.« Dann fügte er leise hinzu: »Und jetzt sollten wir einen taktischen Rückzug antreten. Die hiesige Gesellschaft ist noch nicht reif für eine Rebellion. Lassen wir den Keim des Widerstands wirken und warten auf besseres Wetter.«
    Lorenz grinste und murmelte: »Eines musste der alte Ermittler seinem jungen Assistenten lassen – er war clever und wusste, wann man sich wie aus der Affäre zu ziehen hatte.«
    Dann hob er seinen Stock nochmals in die Höhe und rief: »Alles weghören! Weiteressen und schön ruhig bleiben!«
    Damit hakte er sich bei Benny ein, grinste Sibylle Klinkenberg an und sagte: »Junger Mann, ich glaube es ist einfach noch zu früh für mich. Bringen Sie mich bitte ins Bett.«
    Dann verließ er mit Benny den Speisesaal. Als sie die Glastür hinter sich geschlossen hatten und auf den leeren Gang getreten waren, brachen sie beide in schallendes Gelächter aus.

16. Kapitel
    Paul ließ seinen Wagen im Schritttempo durch den kleinen Ort rollen. Hier drängten sich hauptsächlich Wochenendhäuser, Ferienwohnungen und ein Campingplatz auf einer Halbinsel, die in den Rursee hineinragte. Und im Moment drängte sich auf der Straße ein Zug von Musikanten in roten Jacketts und schwarzen Hosen, die Paul anhand einer Standarte als den Musikverein Rurseeklänge Woffelsbach e.V. identifizierte. Man spielte einen der üblichen Volksmärsche. Irgendetwas gab es offenbar in einem Eifeldorf für einen Spielmannszug immer zu tun. Paul stoppte den Wagen und ließ die Kapelle passieren, den eingängigen Rhythmus der Musik mit den Fingerspitzen auf dem Lenkrad mittrommelnd. Dann fuhr er weiter den Promenadenweg entlang. Als der Yachthafen in Sicht kam, endete der befahrbare Teil des Weges. Paul stellte das Auto ab und stieg aus.
    Bis zum Seeufer waren es nur ein paar Schritte zu gehen. Das

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